Lübeck: Karstadt schließt wohl Ende Januar 2021

Die gute Nachricht: Karstadt bleibt bis Ende Januar geöffnet. Die schlechte Nachricht: Dennoch ist eine Rettung der Lübecker Filiale unwahrscheinlich. So soll dem Vernehmen nach Karstadt Sport wohl im Oktober dichtmachen. Das Problem: Lübeck läuft die Zeit davon. „Die Rettung von Karstadt wird schwer“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Und die Zeit ist knapp.“ Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Es geht um die Miete für Karstadt. Der Knackpunkt: die Miete. Der Eigentümer der beiden Karstadt-Häuser verlangt eine Jahresmiete von knapp vier Millionen Euro für geschätzte 18 000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das kann das insolvente Warenhaus nicht aufbringen. Die Hälfte – also zwei Millionen Euro – sind die Forderung. Darauf aber will sich der Eigentümer offenbar nicht einlassen. Die beiden Karstadt-Häuser gehören zur Highstreet Holding GbR. Die Gebäude stecken in einem Immobilienfonds. Bürgermeister Jan Lindenau sieht kaum Chancen: „Karstadt selbst glaubt nicht mehr an eine Lösung.“, sagt Lindenau. Denn es seien schwierige Gespräche mit dem Eigentümer. Das Ergebnis ist mau, die Miete immer noch zu hoch. Lindenau: „Bisher hat sich der Vermieter nicht ausreichend bewegt.“ Immerhin geht es um 180 Jobs. Im Karstadt-Warenhaus sind 156 Mitarbeiter beschäftigt, bei Karstadt Sports sind es 25 Mitarbeiter. Lübeck läuft die Zeit davon: Die Zeitschiene: Nun wird es eng. Für Verhandlungen bleibt noch ein Monat Zeit, denn die Gläubiger des insolventen Karstadt-Konzerns treffen sich in gut vier Wochen. Die Versammlung ist am 1. September. „Wenn bis dahin nicht noch Bewegung in die Sache kommen, wird der 31. Januar 2021 wohl das Ende von Karstadt in Lübeck“, prognostiziert Lindenau. Trotzdem führe er weiter Gespräche bis zum letztmöglichen Zeitpunkt. Karstadt-Häuser können nur zusammen öffnen: Das Problem: Schließt Karstadt, dürften die beiden Karstadt-Häuser lange leer stehen. Für knapp vier Millionen Euro Jahresmiete wird sich kaum ein anderes Warenhaus finden, das dort einzieht. Alles andere muss der Eigentümer mit der Stadt verhandeln. Die hat durchaus Einfluss. Der Eigentümer muss sich eine andere Nutzung genehmigen von der Stadt lassen. Und selbst einen Verkaufspreis muss er sich von der Stadt genehmigen lassen. Hinzukommt: Es scheint unrealistisch, dass nur das Erdgeschoss von Geschäften wie Edeka genutzt wird. Schließlich hängen die beiden Karstadt-Häuser zusammen. Die Gebäudetechnik wie Heizung und Wasser ist zentral geregelt. Heißt: Entweder wird die gesamte Immobilie betrieben – oder sie wird gar nicht betrieben. Die Alternative wäre ein Umbau. Der kostet den Eigentümer aber Geld. Am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt das erste Warenhaus in Wismar. 1884 eröffnete die Lübecker Filiale an der Breiten Straße, an der Stelle der heutigen Commerzbank-Filiale. Nur vier Jahre später zog Karstadt an die Ecke Breite Straße/Hüxstraße. Lübeck als Stadt wuchs – und Karstadt wuchs auch. 1906 zog das Warenhaus abermals um – an den heutigen Standort Breite Straße / Johannisstraße (heute Dr.-Julius-Leber-Straße). In den Kriegsjahren hat Karstadt etliche Tiefschläge einstecken müssen: Das Warenhaus wurde geplündert, brannte nieder und verlegte seinen Standort. Seit 1948 ist Karstadt wieder an seinem alten Standort Breite Straße / Dr.-Julius-Leber-Straße beheimatet. Aber Karstadt wuchs – und brauchte mehr Platz. Daher wurde das Kaufhaus 1993 neu gebaut. Mitten in der historischen Lübecker Altstadt entstanden auf einer Fläche von 21 600 Quadratmetern die heutigen Karstadt-Häuser. Leere Läden in der Altstadt: Leere Läden: Für Lübeck wäre ein Leerstand der Karstadt-Häuser fatal. Die Immobilie liegt mitten im Herzen der Altstadt. Schließt Karstadt, schnellt Lübecks Leerstandsquote rasant in die Höhe. Dann würde fast ein Viertel der Verkaufsfläche in der Innenstadt leer stehen. Insgesamt hat die Lübecker Altstadtinsel 115 500 Quadratmeter Verkaufsfläche. 2018 standen davon 7,9 Prozent leer. Das sind 9200 Quadratmeter. Das ist der niedrigste Wert seit 2008. Kommen die Karstadt-Häuser mit 18 000 Quadratmeter hinzu, macht das insgesamt 27 200 Quadratmeter leere Läden. Das sind 23,5 Prozent. Mit Karstadt doppelt so viel Leerstand in Lübeck: In ganz Lübeck gibt es 573 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Davon standen 2008 nur 25 500 Quadratmeter leer – das sind 4,5 Prozent. Kommen die leeren Karstadt-Häuser dazu, dann verdoppelt sich diese Quote fast. Das wären dann 43 500 Quadratmeter Leerstand und 7,6 Prozent. 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