Lübeck: Klinikclowns machen kranken Kindern im Lockdown eine Freude

Eigentlich treten sie auf der Station auf: Mit roten Nasen, breitem Grinsen und ganz viel Quatsch im Kopf versuchen die Klinikclowns, kranken Kinder den Krankenhausalltag zu erleichtern. Im Lockdown geht das nicht – zumindest nicht vor Ort, denn die Gefahr einer Ansteckung oder Verbreitung des Virus ist zu hoch. Aber auch in den eigenen vier Wänden sind die Klinikclowns sich für keinen Spaß zu schade. Mit ihren Videos versuchen sie Kindern aus der Ferne ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Clown Schlenzo zeigt in seinem Video „Eine Maske wandert“, wofür man eine Maske benutzen kann. Denn so ein Mund-Nasen-Schutz eignet sich nicht nur zum Schutz vor Viren, er kann auch hervorragend als Hängematte für das Kuscheltier, Tasche oder Schleuder eingesetzt werden. Auch Gesangseinlagen, Puppentheater und Zauberstücke kommen in dem Video-Archiv der Lübecker Klinikclowns nicht zu kurz. Clowns lernen neue Fähigkeiten im Lockdown: Nicht nur Videos nehmen die Clowns auf, um fit zu bleiben. In Videokonferenzen bringen sie einender bei, was sie am besten können: Denn jeder hat ein eigenes Spezialgebiet. Der eine kann besser tanzen, der andere besser zaubern. Damit sie noch mehr Freude verbreiten können, wenn Clowns in der Klinik wieder erlaubt sind, unterrichten sie sich also gegenseitig. Lesen Sie auch Bahnhofsbrücke Lübeck: Neubau dauert vier Jahre Corona: Entsorgungsbetriebe schließen zwei Recyclinghöfe Lübeck: Uni-Forscherin kämpft für Belange der Muskelkranken Klinikclowns planen Zauberbüchlein: Doch auch in der Zwischenzeit gibt es schon etwas, worauf sich das junge Publikum freuen kann – vor allem die besonders neugierigen Kandidaten: Die Rotnasen basteln an einem „Ausmal-Bastel-Rätsel-Zauberbüchlein“, in dem unter anderem ein paar beliebte Zaubertricks erklärt werden. „Das Buch wird im Moment bereits gedruckt“, verrät Manfred Nemitz, Vorstandsmitglied der Lübecker Klinikclowns. „Vielleicht können wir ein paar Bücher schon an die Kinder verteilen, die im Moment ohne Clowns auf der Station auskommen müssen. Auch bevor wir wieder richtig auftreten können.“ Grüße von den Clowns höchstpersönlich: Da es bis dahin noch etwas dauern kann, richten sich die Klinikclowns bereits aus der Ferne mit Grüßen, Sprüchen und Gedichten an ihre Zuschauer und erzählen ihnen, was sie sonst noch so im Lockdown treiben. Ein Gedicht von Clown Maximum: Gunther Veh, auch als Clown Maximum bekannt, teilt sein Gedicht „Was macht ein Clown im Lockdown“: „Wenn Maximum, der Klinik-Clown, nicht zu den Kindern gehen kann, fängt er zu Haus' was Neues an. Er sitzt in seinem Probenraum, macht Zauberschule-Filme online, übt neue Tricks und Nummern ein. Hat Langeweile meistens kaum, ganz gern nimmt er ein Bad mit Schaum, schreibt Texte über Mensch und Baum, manchmal auch übers Clown-Dasein. In kurzen Worten ausgedrückt: Der Clown tut, was der Clown tun kann, bis man ihn wieder zu den Kranken schickt, denn auf Kontakt zu Patienten, den direkten, gemeinsam Lachen kommt es an – das ist, was Maximum, die andren Clowns und alle Kinder stets verzückt.“ Gute Laune von Clown Violetta: Auch Viola Jacobs, alias Clown Violetta, beschreibt ihre Zeit im Lockdown: „Violetta, schon ein wenig träge geworden, befragte ihre kleinen, rotnasigen Gehirnzellen, womit sie wohl Kindern und ihren Eltern eine tägliche Freude bereiten könnte. Daraufhin setzte hektische Betriebsamkeit ein und siehe da, es blinkte eine kleine rote Nase auf... Et voila! So rollt Violetta nun ihre Klopapierrollenberge ab und bemalt hingebungsvoll die einzelnen Blättchen mit fröhlichen Motiven, lachenden Clownsgesichtern, fliegenden Schweinen, singenden Ratten und vielem mehr, bevor sie diese wieder aufrollt und freudestrahlend an nette Kinder verteilt…. schließlich soll der Morgen heiter beginnen und der Allerwerteste auch mal grinsen dürfen!“ Clown Schlenzo bleibt positiv: „Hedwig! Wo bist Du!?! Hat jemand von Euch Hedwig gesehen?“, fragt Holger Stüve in seiner Rolle als Clown Schlenzo. „Meine kleine bunte Ukulelenfreundin hat sich irgendwo in der Wohnung versteckt und wartet schon sehnsuchtsvoll darauf, Euch wieder zu sehen. Bis dahin spielen wir zwei einfach noch ein bisschen Verstecken und vielleicht auch ein paar neue Lieder. Bis bald, Ihr Lieben, wir freuen uns auf ein Wiedersehen!“ Basteleien von Clown Traumute: „Traumute bastelt jetzt jeden Tag aus Zeitungspapier eine bunte Karte, auf die sie, die so gern eine Schriftstellerin sein möchte, einen fröhlichen Satz für alle Kinder in der Klinik schreibt. Und dann verwandelt sich Traumute in eine Postbotin, nutzt eventuelle Pfützen auf dem Weg zum Hineinspringen und steckt die Karte heimlich bei ihrer Oma in den Briefkasten – weil sie die Kinder ja im Moment nicht besuchen darf…“, erzählt Bärbel Nemitz, alias Clown Traumute. Fitness-Freude mit Flieda de Flör: „Flieda steht morgens in aller Herrgottsfrühe auf, um ja alle Fernseh-Fitness-Freuden bewegungsvoll, also: Arme und Beine kreisend, Hüfte schwingend, Tüllrock erschütternd, Kopf schüttelnd, Zen-atmend, sitzgymnastisch, Wirbelsäule verdrehend, Pilates-hechelnd, Miniband-zerrend, Flieder-pflückend, zu erleben. Schließlich geht es ja nicht, den ganzen Tag mit dem neuen Pandemie-Freund, Herribert Wattwurm, Fliedas Zauberbeutel entsprungen (weil das Wattenmeer – voll im Lockdown-Modus natürlich – zu langweilig wurde), Kontakt-vermeidend, Mund-Nase-bedeckend, Frisur-versteckend, zu verschnarchen“, berichtet Gerlind Flörke über die Zeit von Clown Flieda de Flör im Lockdown. Blumen von Clown Flummi: „Mit E-Bike in die Stadt fahren – am Amazonas (Wakenitz) aufs Wasser blicken, in die Luft schauen und Lachen. Meditieren, singen, mit Freude die Enkel besuchen. Teilzeit-Rentner, Voll-Clown im Lockdown – keine Auftritte – viel Muße. Wunder-Bar-Zahlung – noch möglich. Beten“, beschreibt Gerhard Flassak, alias Clown Flummi, seinen Tagesablauf in Corona-Zeiten. Von Nina Lennartz