Lübeck: Kurzarbeit rettet bis zu 6600 Arbeitsplätze während Corona

Das Kurzarbeitergeld, das die Arbeitsagentur in Lübeck während der Corona-Pandemie 2020 ausgezahlt hat, hat allein in Lübeck Tausende Jobs gerettet. Im April, auf dem Höhepunkt des ersten Lockdowns, wurden dank Kurzarbeit in der Hansestadt rund 6600 Jobs erhalten. Zusammen mit Ostholstein waren es sogar 13 800 Arbeitsplätze. „Noch nie zuvor befanden sich so viele Menschen in Lübeck und Ostholstein in Kurzarbeit“, sagt Markus Dusch, Chef der Arbeitsagentur, die für Lübeck und Ostholstein zuständig ist. Kurzarbeit vor allem im Einzelhandel: „Die Kurzarbeit hat sich in der Krise bewährt“, erklärt Dusch. „Unternehmen können schnell den Betrieb wiederaufnehmen, ohne aufwendig nach neuem Fachpersonal suchen zu müssen.“ Rund 30 Prozent der Betriebe in Lübeck und Ostholstein würden dieses Instrument nutzen. „Insgesamt haben wir in Lübeck und Ostholstein mehr als 74 Millionen Euro Kurzarbeitergeld ausgezahlt“, so Dusch. 2019 waren es gerade einmal 1,6 Millionen Euro. 42,6 Millionen Euro davon wurden den Unternehmen für konjunkturelle Kurzarbeit und 30,6 Millionen Euro für Sozialversicherungsbeiträge erstattet. Nahezu alle Wirtschaftsbereiche zeigten Kurzarbeit an. Die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurden im Einzelhandel (12,7 Prozent), in der Gastronomie (10,9 Prozent) und in der Beherbergung (10,5 Prozent) gemeldet. Die meisten Anzeigen gingen im April bei der Agentur ein – 3713 für 33 909 Beschäftigte. Danach sei die Zahl stark gesunken. Erst mit dem Teil-Lockdown im November und den weiteren Einschränkungen im Dezember stieg die Zahl der Anzeigen wieder deutlich. Die tatsächliche Kurzarbeit liegt niedriger: Nicht alle Betriebe, die Kurzarbeit anzeigen, nutzen sie dann auch. Wie sehr Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen wird, zeigt sich in den Arbeitszeitabrechnungen. „Dann steht fest, ob alle Beschäftigten im Unternehmen verkürzt gearbeitet haben oder nur ein Teil, weil sich zwischenzeitlich Aufträge ergeben haben oder Corona-Vorsorgemaßnahmen gelockert wurden“, so die Arbeitsagentur. Weil Betriebe für die Abrechnung drei Monate Zeit haben, liegen für Lübeck nur Daten von März bis Juli vor. Lesen Sie auch UKSH geht in den Notfallbetrieb: 107 Mitarbeiter in Quarantäne wegen Corona SH: Schulen dürfen Abi-Prüfungen aussetzen Wochenmarkt auf Lübecks Markt: Ungeeigneter Standort? In der Hansestadt sind vom 1. März bis 28. Dezember 2020 exakt 3045 Anzeigen zur Kurzarbeit für 34 013 Beschäftigte eingegangen. Allein im April waren es 1722 Anzeigen für 17 675 Personen. Tatsächlich verkürzt gearbeitet haben im April vergangenen Jahres 13 913 Personen. Die Kurzarbeiterquote lag im April in Lübeck bei 13,8 Prozent. Zum Vergleich: Im März waren es 7,4 Prozent, im Mai 12,6, im Juni 8,2 und im Juli lediglich 5,3 Prozent. Lübeck profitiert von spezifischer Wirtschaftsstruktur: „Es hätte schlimmer kommen können“, sagt Martin Krause von der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck (IHK). Kurzarbeit verlaufe in Wellen, so Krause. Die IHK-Konjunkturumfrage und die vielen Telefonate mit hilfesuchenden Unternehmen hätten bestätigt, dass der Druck auf die Beschäftigung in den Unternehmen zum Jahreswechsel durch den Lockdown wieder zugenommen hat. „Wir erwarten in diesen Wochen wieder eine Zunahme der Kurzarbeit“, erklärt der Referent für Standortpolitik bei der IHK. Dass nicht noch viel mehr Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt wurden, begründet die Lübecker DGB-Regionschefin Juliane Hoffmann mit der spezifischen Wirtschaftsstruktur in der Hansestadt. „Die Nahrungsmittelindustrie, die in Lübeck eine vergleichsweise große Rolle spielt, brummte durch Corona“, so Hoffmann. „Und der Tourismus lief im Sommer gar nicht schlecht, das hat die Zahlen in Lübeck sicherlich zum Positiven beeinflusst.“ Von Kai Dordowsky