Lübeck: Lennart Matthusen und der Traum vom Rad-Prof

Tour de France, Giro, Spanien-Rundfahrt, auch kleinere Rennen – im Hause Matthusen ist Radsport der TV-Quotenhit. Was nicht überrascht, ist die Liebe zum „Biken“ doch Familienpassion. Vater Marcus ist Vorsitzender des Radsportteams (RST) Lübeck und Sohnemann Lennart Schleswig-Holsteins größtes Rad-Talent. Der 19-Jährige ist Nordmeister im Einzelzeitfahren, startet für RST Lübeck und das Rostocker Bundesligateam „Bike Market“. Und: Er hofft auf den Sprung in ein Profiteam. Erstes SH-Rennen in Eutin: Selbstredend: Lennart ist aktuell im Tour-Fieber. Doch den Start der zweiten Etappe wird er am Sonntag verpassen. Er ist mit dem RST-Team in Eutin beim ersten Rennen der Saison in Schleswig-Holstein. „Ich betreue unsere Jugendlichen“, erzählt er. Auf einen Start verzichtet er. Das Rennen passt nicht in seine Vorbereitung auf den Saison-Höhepunkt, die Deutschen U23-Meisterschaften im Einzelzeitfahren am kommenden Sonntag in Genthin. 12 000 Kilometer auf dem Rad: Matthusen hat sich in einem Corona-bedingt schwierigen Jahr so gut es geht darauf vorbereitet. Gut 12 000 Kilometer, einmal Lübeck – Neu Delhi und zurück (Luftlinie), hat er als Vorbereitung im Sattel gesessen. Er war beim ersten Post-Lockdown-Rennen im dänischen Randers mit 730 Teilnehmern dabei und fand es „sehr beängstigend“. Denn Corona war da ein Fremdwort. Er war mit seinem Rostocker Team im Trainingslager im Harz, hat da in zwei Tagen 200 Kilometer abgespult, ist mit einem 29er Schnitt von Schierke aus in neuer Bestzeit den Brocken hochgejagt. Doch ob das alles reicht, weiß er nicht. Denn der Plan, durch viele Starts die Form aufzubauen, sich über Bundesliga-Rennen für ein Profiteam zu empfehlen, ging nicht auf. Corona ließ den Traum zunächst platzen. Bundesfreiwilligendienst im eigenen Verein: Nicht aber die beruflichen Ambitionen. Nach bestandenem Abitur hat Matthusen, der auch Mitglied im Förderkader „Team Lübeck“ ist, seit August seinen Bundesfreiwilligendienst im Spitzensport (BFD) angetreten – und das im eigenen Verein. Auch dank der Unterstützung der Sparkassenstiftung. „Die Kombi BFD und Spitzensport erlaubt mir, dass ich Rad fahre“, erklärt er. Heißt: Er arbeitet in der Woche 20 Stunden im Büro und 18,5 auf dem Rad. Soziale Medien und die Internetseite betreuen, Jahresprojekte auflegen oder das Erstellen einer Infomappe für den Verband steht so neben der praktischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auf seinem Programm. „Ich begleite die Kids beim Training, gebe Tipps, will gerade die motivieren, die noch nicht so weit sind“, erzählt er. Ein Glücksfall: Das Radsportteam hat das Vorbild im eigenen Verein. Und wie geht es nach dem BFD weiter? „Ich will studieren“, erzählt er. Was und Wo? „Das ist noch offen.“ Denn Matthusen hofft, „dass noch ein Profivertrag dazwischen kommt“. Im Herbst sind noch zwei Bundesliga-Rennen geplant. Und dann ist da ja noch die U23-Meisterschaft in einer Woche . . . Von Jens Kürbis