Lübeck: Musiker und Witzbold Manfred Amrein ist tot

Sein Humor, seine Herzlichkeit und sein Erfindungsreichtum werden vielen fehlen: Manfred Amrein, der gebürtige Sauerländer, ist tot. Er verstarb im Alter von 76 Jahren. Seit Amrein und seine Frau Ursula 2016 das Musikhaus im Gleisdreieck nach knapp vier Jahrzehnten geschlossen hatten, war es ruhig um Amrein geworden. Gefragter Fachmann für Holz- und Blechblasinstrumente: Aber: Der Mann, der stets einen Gag parat hatte, hat eine Menge erreicht, vielen eine Freude gemacht und viele zum Lachen gebracht. 35 Jahre lang spielte Amrein als Solo-Trompeter in deutschen Orchestern, er verkaufte Musikinstrumente in alle Welt, baute in seiner Werkstatt Holz- und Blechblasinstrumente, die von Stars wie Jazz-Posaunist Greg Boyer oder Ray Anderson (beide USA), Solo-Trompeter Ingolf Burkhardt (NDR Bigband) und Nils Landgren gespielt wurden. Amrein baute zudem das Jugendblasorchester der Musikschule auf und leitete es eine Zeit lang. Berliner Philharmoniker nach Lübeck geholt: Manfred Amrein war Mitglied des Kiwanis Clubs. Durch seine Musiker-Kontakte gelang es ihm, die weltberühmten Berliner Philharmoniker mehrfach nach Lübeck zu holen. „Manfred war stets äußerst hilfsbereit, ein echter Kiwanisfreund, auf den man sich immer verlassen konnte“, sagen sein Clubpräsident und die Mitglieder über ihn. Tuba-Klo für Ina Müller und Spazierstock für den Papst: Aber Manfred Amrein war auch ein Erfinder, ein Tüftler, ein Witzbold. Er baute ein Tuba-Klo für Ina Müller, eine Tonleiter für die Firma Bockholdt, einen blasbaren Spazierstock, den er an Papst Johannes Paul II. schickte, und aus einer Gießkanne machte er ein „Floraphon“. Doch er entwickelte sehr ernsthaft Instrumente weiter, baute schon früh Mundstücke aus Titan und stellte gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Winfried Liedtke ultraleichte Karbon-Schalltrichter für Posaunen her. Lesen Sie auch St. Gertrud - Ein Flügel mit historischem Bezug – LN - Lübecker Nachrichten Lübeck - Die Ultraleicht-Carbon-Posaune aus Lübeck – LN - Lübecker Nachrichten Lübeck - 12 Cellisten und ein Trecker – LN - Lübecker Nachrichten Geschäft 2016 nach Schicksalsschlag geschlossen: Seit dem Tod seines Sohnes Sascha im Jahr 2014, der die Firma hätte übernehmen sollen, wurde Manfred Amrein ruhiger, ernster. 2016 gaben Manfred und Ursula Amrein ihr Musikhaus im Gleisdreieck auf. Jetzt ist der leidenschaftliche Trompeter und die einstige Frohnatur verstummt. Viele Lübecker werden ihn vermissen. Von Sabine Risch