Lübeck: Nachbarschaftspreis soll Mensch-Natur-Projekte prämieren

Bisher ging es immer um die gute und – optimalerweise – harmonische sowie freundschaftliche Beziehung von Menschen zueinander. Diesmal allerdings geht es um uns und unser Verhältnis zur Natur. „Ziemlich beste Nachbarn?“ lautet diesbezüglich die herausfordernde Frage, mit der die mittlerweile fünfte Ausschreibung des Lübecker Nachbarschaftspreises überschrieben ist. Nachbarschaftspreis ist mit 10 000 Euro dotiert: „Denn die Beziehung zwischen Mensch und Natur braucht neue Ideen“, stellt Dr. Peter Delius, Vorsitzender des ePunkt, klar. Im Jahr 2013 hat die als Verein organisierte Lübecker Freiwilligenagentur in der Hüxtertorallee diese Auszeichnung – dotiert mit beachtlichen 10 000 Euro – ins Leben gerufen. Die Grenzen des Wachstums seien jetzt erreicht, die natürlichen Ressourcen bald aufgebraucht. „Und der Klimawandel ist hier längst zum Symbol eines globalen Kontrollverlustes geworden. Zudem ist das Auftauchen des Coronavirus für viele inzwischen die Zeitenwende, dass die Natur nun zurückschlägt und sich gegen den Menschen wendet“, sagt der ausgebildete Psychiater im Ruhestand. Kann Engagement uns retten? „Deshalb fragen wir: Was können wir tun, um den Planeten für sich und die Natur lebenswert zu halten? Wie können Nachhaltigkeit und Umweltrespekt Teil unseres selbstverständlichen Alltagshandeln werden?“, formuliert Delius und ist gespannt auf die Ideen, die da kommen werden. Der ePunkt sucht nach Projekten im gesamten Bundesgebiet, die im Kleinen wie im Großen Teil einer Antwort auf diese Fragen sein könnten. Bewerbungsschluss ist Freitag, 29. Januar. In der fünfköpfigen Jury wird unter anderem Maria Krautzberger, die bis 2019 fünf Jahre lang Präsidentin des deutschen Umweltbundesamtes war, sitzen. Denkfabrik „Naturerlebnis Struckbachtal“ als Beispiel: Als ein Beispiel aus der Hansestadt führt ePunkt-Mitarbeiterin Melanie Wienicke die Denkfabrik „Naturerlebnis Struckbachtal“ an. „Diese Initiative möchte diese Grünfläche für den Stadtteil St. Lorenz Nord wieder zu einer intakten Erholungsoase aufwerten, wofür sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammengeschlossen haben“, weiß sie zu berichten. Es könnten sowohl umwelt- und klimabezogene Nachbarschaftsprojekte eingereicht werden als auch gelungene Lösungen für ökologische Nachbarschafts- und Quartiersplanung, Beispiele für mustergültige Umweltbildungsangebote für Kinder und Jugendliche sowie ebenfalls Umweltprojekte als Brücke für Inklusion und Teilhabe, so Wienicke. Im Kern geht es nach Auskunft von Peter Delius um die Frage: Kann Engagement für Klima und Natur den gesellschaftlichen Zusammenhalt und auch gleichzeitig die Lebenszufriedenheit von Menschen stärken? Eingebettet ist die Vergabe des Nachbarschaftspreises erneut in eine kleine Veranstaltungsreihe. Der Lübecker Nachbarschaftspreis wurde bisher insgesamt viermal verliehen, immer unter einer anderen Themenstellung. Dabei gab es jedes Mal drei Platzierungen, dotiert mit 4000, 3500 und 2500 Euro. Im vergangenen Jahr ging der erste Preis und damit der höchste Geldbetrag sowie die Siegertrophäe des Künstlers Nando Kallweit an das Projekt „ Kulturistenhoch2 “ aus Hamburg. Hier werden Senioren kostenlose Besuche von Kulturveranstaltungen ermöglicht, organisiert und begleitet von Jugendlichen aus dem Stadtviertel. 2017 landete die „ Kulturwerkstatt Ins Blaue “, ein Verein für kulturelle Bewegung im Stadtteil Honsberg in Remscheid auf dem ersten Platz. Zwei Jahre zuvor, also 2015, konnte das Projekt „ Leinefischer im Netz “ aus Göttingen den Wettbewerb gewinnen. Bei dieser Initiative geben strafgefangene Jugendliche interessierten Senioren PC-Unterricht. Und bei der Premiere des Nachbarschaftspreises 2013 landete der „ SeniorenComputerClub “ aus Berlin ganz oben auf dem Treppchen. Veranstaltungsreihe zum Nachbarschaftspreis: Zum Start kommt am Donnerstag, 12. November, der renommierte Kieler Klima-Experte Prof. Mojib Latif nach Lübeck. In einer Hybrid-Veranstaltung mit einer begrenzten Anzahl an Zuhörern (Anmeldung per E-Mail an info@epunkt-luebeck.de) auf dem Campus der Technischen Hochschule wird der Wissenschaftler ab 19 Uhr erläutern, wie Engagement die Mitwelt retten kann. Das Ganze gibt es dann auch im Livestream über www.epunkt-luebeck.de. „Wir versuchen, mit dieser Reihe die Grundlage zu schaffen, dass solche Ideen auf eine breite öffentliche, aber auch politische Wahrnehmung in Lübeck stoßen“, betont Vereinsvorsitzender Delius. „Und wir wollen Menschen dazu bringen, sich zu engagieren.“ Arbeitsgruppe „Mensch und Natur“ will Akteure noch besser vernetzen: Das Ganze mündet schließlich wieder in der feierlichen Preisvergabe im Audienzsaal des Rathauses, am Mittwoch, 3. März 2021. „Dann hoffen wir auch, Akteure in der Hansestadt noch besser miteinander vernetzt zu haben“, sagt Melanie Wienicke, die vor einem halben Jahr an der Gründung der Arbeitsgruppe „Mensch und Natur“ wesentlich beteiligt war. Lesen Sie auch Lübeck: Studenten-Buden in der Jugendherberge gegen Wohnungsnot Nordische Filmtage 2020: So kann man die Filme online anschauen Lübeck: War der versuchte Banküberfall nur ein Spiel? Von Michael Hollinde