Lübeck: Neue Bahnhofsbrücke wird teurer

Lübecks Bahnhofsbrücke ist teuer. Der Neubau kostet exakt 36,35 Millionen Euro. Geplant waren 28,2 Millionen Euro. Damit wird das Bauwerk acht Millionen Euro teurer als vorgesehen. Das geht aus nicht-öffentlichen Papieren hervor, die den LN vorliegen. Am Dienstag muss der Hauptausschuss hinter verschlossenen Türen darüber entscheiden. Neubau der Bahnhofsbrücke wird zum zweiten Mal teurer: Blick zurück: Es ist bereits die zweite Kostensteigerung. 2015 sollte das neue Bauwerk mit 19 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die Erhöhung auf 28,2 Millionen Euro wurde mit der Kostensteigerung in der Baubranche begründet. Brücke ist ein Unikum: Es gibt drei Gründe für die jetzigen Mehrkosten. Nummer eins: Das Bauwerk ist kompliziert – und ein Unikum. Die Brücke überspannt die tiefer liegenden Gleise der Bahn. Dadurch ist die Baustelle für die Arbeiter schwer zu erreichen. Das Erstellen der Brückenpfeiler und der Widerlager dauert länger. Nummer zwei: Der Überbau der Brücke ist aus Stahl. Der wird über den Strom führenden Oberleitungen der Bahn montiert. Damit die Oberleitungen nicht beschädigt werden, und niemand durch den Strom beschädigt wird, dauert das Ganze länger und wird teurer. Baustelle mit Juristen: Nummer drei: Am meisten schlägt aber die Bürokratie zu Buche. Die Stadt hat extra eine Baurechtskanzlei engagiert, damit sich das Desaster der Possehlbrücke nicht wiederholt. Da hatten sich Stadt und Baufirma monatelang gestritten und die Baustelle stand still. Daher gibt es jetzt einen speziellen Bauvertrag, der Fertigstellungstermine, Vertragsstrafen und Streitschlichtung beinhaltet. Die Stadt fordert beispielsweise von der Baufirma monatliche Berichte über den Fortgang der Arbeiten und Terminpläne. Damit die Baufirma das leisten kann, braucht es Juristen. Zudem müssen Bauleiter und Polier mehr arbeiten. Dadurch entstehen Mehrkosten. Der derzeitige Plan: Los geht es im März mit dem Abriss der Bahnhofsbrücke. Erst weicht das Brückenteil, über das die Wagen stadtauswärts rollen. In dieser Zeit fließt der Verkehr über die alte Brückenhälfte – jeweils eine Fahrspur pro Richtung. Ab Herbst 2022 wird die Brückenhälfte abgerissen, über die die Autos derzeit noch stadteinwärts fahren. Während dieser Zeit fließt der Verkehr über die neue Brückenhälfte. Das Besondere: Ab April 2024 werden die Fahrspuren für die Wagen noch einmal auf die andere Seite verlegt. Dann wird die neue Brückenhälfte stadtauswärts an die andere Brückenhälfte stadteinwärts heran geschoben. Im Herbst 2024 soll alles fertig sein. Bauwerk bezahlen Bahn, Land, Stadt: Die Kosten im Detail: Der Neubau schlägt mit 36,35 Millionen Euro zu Buche. Davon übernehmen Bahn, Land und Stadt jeweils etwa ein Drittel. Konkret: Die Bahn zahlt 12,7 Millionen Euro. Das Land bis zu zwölf Millionen Euro. Die Stadt muss 11,65 Millionen Euro hinlegen. Die Kosten teilen sich auf: 24,5 Millionen Euro für die Brücke, 1,85 Millionen Euro für die Straße, 4,4 Millionen Euro für die Bahn. Der Rest sind Kosten für den Kauf von Grundstücken, Verlegung von Leitungen und so weiter. Lesen Sie auch: Lübecker Bahnhofsbrücke: Neubau startet im März 2021 Dafür gibt Lübeck Geld aus: Das sind die Baustellen 2021 Lübecks Brücken: Alle Sanierungen, alle Baustellen - ln-online.de Neue Brücke wird breiter: Der Grund für den Neubau: Die Bahnhofsbrücke ist völlig marode. Das 73 Meter lange Bauwerk stammt von 1907. Die Haltbarkeit: 100 Jahre. Daher sollte die Querung seit Jahren neu gemacht werden. Doch bisher fehlte das Geld. Das Besondere: Der Neubau wird breiter als die jetzige Bahnhofsbrücke. Das neue Bauwerk wird 31 Meter breit, derzeit ist es 23 Meter breit. Die neue Querung hat sechs Fahrspuren statt vier. Stadteinwärts bleiben zwei Fahrbahnen für Autos, hinzukommt eine extra Spur für Busse. Stadtauswärts erhalten die Autos drei Spuren. Zwei Fahrbahnen führen geradeaus, die dritte ist ein Rechtsabbieger in die Schwartauer Allee. Aktuell wird der Rechtsabbieger mit auf der Geradeausspur geführt – das führt zu Stau. Neue Brücke wird höher: Unter der Brücke wird ebenfalls alles neu: Statt der dünnen Pendelstützen wird die neue Brücke durch Pfeiler mit 80 Zentimeter dicke Betonscheiben getragen. Das ist Pflicht seit dem Zugunglück von Eschede 1998, bei dem eine Straßenbrücke einstürzte. Zudem wird die neue Brücke 30 bis 40 Zentimeter höher gebaut – wegen neuer Vorschriften für die Oberleitungen der Bahn und für die Traglast der Brücke. Daher müssen die Fackenburger Allee und der Katharinenstieg an den Übergängen zur Querung angehoben werden. Baustart März 2021: Der Plan: Baustart ist im März 2021. Fertig soll alles im Herbst 2024 sein. Aktuell gibt es zwei Spuren pro Richtung. Während der Bauzeit reduzieren sich die Spuren auf eine Spur pro Richtung. Betroffen sind täglich 40 000 Fahrzeuge, 1200 Radfahrer und zehn Buslinien. Es gibt keine Ersatzbrücke während der Bauzeit. Die Autofahrer müssen auf Strecken in der gesamten Stadt ausweichen. Das gibt Stau. Von Josephine von Zastrow