Lübeck: Neuer E-Roller-Verleiher Lime macht Voi Konkurrenz

Als die Corona-Beschränkungen im Frühjahr die Straßen leerfegten, hatten auch die E-Roller-Vermieter keine gute Zeit. Das schwedische Unternehmen Voi, seit Juli 2019 in Lübeck auf dem Markt, stellte vorübergehend den Betrieb ein. Mitte Mai ging es wieder los – und es zeigte sich, dass Corona den Trend nicht auf Dauer gebrochen hatte: 700 Voi-Roller sind in Lübeck in Betrieb, so viele wie vorher. Jetzt will ein weiterer Anbieter in Lübeck von dem Trend profitieren: Das amerikanische Unternehmen Lime hat angekündigt, 500 E-Scooter aufzustellen. Ab Freitag sollen sie in Betrieb sein. Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! „Der Bedarf steigt in der aktuellen Situation“: „Wir sehen auch in anderen Märkten, dass der Bedarf steigt, gerade in der aktuellen Situation“, erklärt Lime-Sprecher Florian Anders mit Bezug auf die zurückgegangenen Passagierzahlen im öffentlichen Nahverkehr. Gerade erst hatte Voi für Lübeck ein neues Abo-Modell vorgestellt: Erstmals können Nutzer Tages- oder Monatskarten für beliebig viele Fahrten von bis zu 45 Minuten kaufen. Lime bietet Tages-, Wochen- und Monatskarten an. Voi befürchtet keinen Preiskampf: Hat Voi mit der Neuerung schon auf den bevorstehenden Einzug der Konkurrenz reagiert? „Nein, da gibt es keinen Zusammenhang“, versichert Voi-Generalmanager Claus Unterkircher in einer schriftlichen Antwort auf Fragen der LN. Von einem bevorstehenden Preiskampf geht er nicht aus: „In vielen Städten hat sich die Koexistenz mehrerer Verleihanbieter bereits eingependelt, ohne dass es zu einem Preiskampf gekommen ist.“ Stadtverkehr gibt Abstellzonen für E-Roller vor: Wie Voi hat auch Lime sich bereiterklärt, Vorgaben des Stadtverkehrs für erlaubte Abstellzonen zu akzeptieren. Diese Vorgaben macht der Stadtverkehr als Partner der Stadtverwaltung. „Die Unternehmen sind ja auch daran interessiert, dass es keinen Aufschrei in der Bevölkerung gibt“, erklärt Gerlinde Zielke, Sprecherin des Stadtverkehrs. „Stellen Sie sich vor, vor dem Hauptbahnhof würden Hunderte von Rollern rumliegen. Die wollen eine Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen.“ Höherer Minutenpreis für Lime-Roller: Anders als bei Voi gibt es bei Lime aber keinen Rabatt für Abonnenten des Stadtverkehrs. Lime-Sprecher Anders zeigt sich zwar nicht grundsätzlich abgeneigt, sagt aber: „Über die Höhe des Rabatts müssen wir noch verhandeln, das ist eine betriebswirtschaftliche Rechnung.“ Lime ist für Einzelfahrten etwas teurer: Beide Anbieter nehmen einen Euro Bereitstellungsgebühr, dazu kommen bei Lime 25 Cent, bei Voi 20 Cent pro Minute Die Tageskarte kostet bei beiden 9,99 Euro. Für die erste Woche gibt es bei Lime ein Lockangebot: Wer sich die App herunterlädt, für den kosten Fahrten bis zu 15 Minuten zwei Tage lang nur einen Euro. Lime will die Roller zunächst in der Innenstadt, St. Jürgen, St. Gertrud, St. Lorenz Nord, St. Lorenz Süd und Travemünde aufstellen – im Großen und Ganzen ähnlich wie Voi. „Ziel ist, in die Außenbereiche der Stadt zu wachsen“, verspricht Florian Anders von Lime. Das amerikanische Unternehmen Lime, gegründet 2017, hat seinen Sitz in San Francisco. Es verleiht in 100 Städten auf der ganzen Welt Fahrräder, Pedelecs und E-Scooter. Deutschland ist für Lime mit Abstand der größte Markt außerhalb der USA. Lübeck wird die 16. deutsche Stadt und die erste in Schleswig-Holstein, in der Lime aktiv ist. Zu den Kapitalgebern von Lime gehören das Unternehmen Uber, das Personenbeförderung vermittelt, und das Google-Mutterunternehmen Alphabet. Die Buchung der E-Scooter funktioniert wie bei dem schwedischen Konkurrenten Voi über eine Handy-App. Lime wirbt mit Scootern, die ein breites Trittbrett und ein großes Display haben. Es zeigt Geschwindigkeit und Akkustand. Die Reichweite der grün-weißen Fahrzeuge beträgt nach Angaben des Unternehmens rund 40 Kilometer. ADFC: Druck wächst, die Infrastruktur zu verbessern: Wolfgang Raabe, Vorsitzender des Fahrradclubs ADFC in Lübeck, sieht den Neuzugang mit gemischten Gefühlen: „Ich bin nach wie vor nicht davon überzeugt, dass es eine Dauereinrichtung wie die Pedelecs wird“, sagt er mit Bezug auf E-Roller. „Aber es sind legale Fahrzeuge. Wenn Dinge da sind, dann muss ich gucken, wie ich damit umgehe.“ In seinen Augen erhöht der Zuwachs an E-Rollern den Druck, die Infrastruktur zu verbessern – und die Einhaltung der Verkehrsregeln zu kontrollieren. Lesen Sie auch Altlasten harmlos: Schulbau auf der Hüxwiese in Lübeck geht weiter Lübeck: Ziegen auf grenzenloser Ost-West-Tour Travemünde: Wann startet das Baugebiet Neue Teutendorfer Siedlung? Lübeck: Crash-Fahrerin ist psychisch krank und vermutlich schuldunfähig Lübecker Museen: Das sind die ungewöhnlichsten Ausstellungsstücke Von Hanno Kabel