Lübeck: Neues Gewerbegebiet in Genin geht 2022 an den Start

Los geht’s: Anfang 2022 bekommt Lübeck ein neues Gewerbegebiet in Genin. Der klangvolle Name: Gewerbegebiet Semiramis. Es liegt im Süden der Stadt an der Autobahn A 20. Das Areal ist 64 Hektar groß und wird in zwei Abschnitten verwirklicht. Nummer eins geht ab 2022 an den Start und ist 34 Hektar groß. Dafür sind die Pläne weit gediehen. Baurecht soll es Ende 2021 geben. Abschnitt Nummer zwei soll ab 2025 bebaut werden und misst 30 Hektar. Dort gehen die Planungen erst 2022 los. Lübeck ohne Gewerbeflächen: Die Zeit drängt. „Wir stehen vor dem Ausverkauf“, sagt Dirk Gerdes, Chef des Koordinierungsbüros Wirtschaft (KWL). Das städtische Unternehmen richtet Flächen für die Hansestadt her. „Wir haben kaum Grundstücke für Unternehmen.“ Eine Anfrage eines Batterie-Herstellers für E-Autos hat Gerdes ablehnen müssen. Das Unternehmen wollte 60 Hektar Fläche kaufen. Es hat sich jetzt in Erfurt angesiedelt. Ausverkauf herrscht in Lübecks Gewerbegebieten. Die Stadt hat sieben Gewerbegebiete mit insgesamt 382 Hektar Fläche. Derzeit sind noch 17 Hektar frei – das sind knapp 4,5 Prozent. Allerdings: Diese wenigen vakanten Grundstücke schrumpfen weiter, denn es gibt etliche Verkaufsgespräche. Werden diese Flächen veräußert, dann sind nur noch zwölf Hektar oder drei Prozent der Fläche übrig. Die reichen nur noch für ein gutes Jahr. Denn im Durchschnitt verkauft die Stadt zehn Hektar Gewerbeflächen pro Jahr. Gewerbegrundstück: 100 Euro pro Quadratmeter: Es ist eine große Investition: 80 Millionen Euro kostet die Entwicklung des Gewerbegebietes Semiramis. Die KWL macht aus Ackerland neue Gewerbegrundstücke. Der Verkaufspreis: pro Quadratmeter ab 100 Euro aufwärts. So ist der Plan. Damit liegt Semiramis am obersten Ende der Preiskategorie. In Lübeck kosten Gewerbeflächen zwischen 60 und 100 Euro pro Quadratmeter – je nach Lage. Gewerbeflächen: Hälfte der Grundstücke schon weg: Bemerkenswert: Der erste Abschnitt des Gewerbegebietes misst 30 Hektar. Davon sind bereits mehr als die Hälfte reserviert. Vier Firmen haben sich insgesamt 18 Hektar gesichert. Eine Firma davon hat sogar einen Vorvertrag über neun Hektar unterschrieben. Das amerikanische Unternehmen will sich 2022 in Lübeck ansiedeln. Es stellt Verpackungen her unter anderen für Chips, die in den runden Röhren verkauft werden. Lübecks neues Gewerbegebiet heißt Semiramis. Der Name klingt untypisch melodisch für ein Gebiet voller Gewerbebetriebe. Er erinnert eher an ein Märchen aus 1000 und einer Nacht. Und ungefähr dort hat der Name auch seinen Ursprung. Es ist ein Frauenname, der in der Antike auftaucht. Eine Königin Semiramis soll über ganz Asien geherrscht haben. Allerdings: Diese Heldin der Antike ist nicht die Namensgeberin des neuen lübschen Gewerbegebietes. Sondern: Auf dem Areal war bislang das Obstgut Semiramis angesiedelt – daher stammt der Name. Gewerbegebiet mit Problemen: Allerdings: Das Gewerbegebiet Semiramis hat es in sich. Drei Knackpunkte gibt es. Nummer eins: Das Gelände liegt mitten in der Pampa – ohne Straße oder Verbindung zur Stadt. Die Fachleute sagen dazu Außenbereich. Deshalb muss das Land sein Okay dazu geben. Das fehlt bisher. Nummer zwei: Wohin mit dem Abwasser? Über diese Frage wurde lange gestritten. Das komplette Gewerbegebiet stand auf der Kippe. Nun gibt es einen innovativen Ansatz: Das Dreckwasser wird in die nahe gelegene Mechanisch-Biologischen-Abfall-Anlage gepumpt, gereinigt und benutzt. Nummer drei: die Natur. Auf dem Areal leben seltene Tiere. Für sie muss die KWL ein neues Zuhause schaffen. Lesen Sie auch Lübeck: Abwasserproblem gelöst, Gewerbegebiet im Süden gerettet Neues Gewerbegebiet verzögert sich um fünf Jahre Ausverkauft! Kaum noch Gewerbeflächen in Lübeck Neues Zuhause für seltene Vögel gesucht: „Die Feldlerche bereitet uns Sorge“, gibt Gerdes zu. Denn diese Vögel leben auf dem Acker. Sie werden nicht eingesammelt und umgesiedelt. Sondern: Die KWL muss der Feldlerche ein neues Zuhause bauen – möglichst nah an ihrer alten Heimat. Die Devise: Wer Natur zerstört, muss Natur an anderer Stelle verbessern. Im Beamtendeutsch heißt das: Ausgleichsflächen schaffen. Wachtelkönig lebt an der Autobahn: Hinzukommt ein weiterer Vogel: der Wachtelkönig. Der lebt genau dort, wo der zweite Abschnitt des Gewerbegebietes entstehen soll. Dieses Gelände ist bereits eine Ausgleichsfläche des Bundes für den Bau der Autobahn. Dort wurde das Areal so hergerichtet, dass der Wachtelkönig sich wohlfühlen kann. Und er hat sich dort auch niedergelassen. Nun muss er wieder umziehen. Von Josephine von Zastrow