Lübeck: Petition gegen Wildschweine in Moisling

Es ist gegen 5 Uhr morgens, draußen ist es kalt und dunkel. Christine Köpsel steht an der Bushaltestelle Sterntalerweg – sie ist nicht alleine. „Auf einmal waren da fünf Wildschweine neben mir“, berichtet sie. „Da kann man schon einmal einen ganz schönen Schreck bekommen.“ Etwa ein Jahr nach ihrer Begegnung mit den Wildtieren hat die 58-Jährige genug: In einer Petition fordert sie den Schleswig-Holsteinischen Landtag auf, etwas gegen die Wildschweine in Moisling zu unternehmen. Ihre Forderung: Eine Wildschweinfalle, um die Tiere schießen zu können, oder zumindest durchgängige Beleuchtung für die Parkanlage am Brüder-Grimm-Ring, in dem die Tiere wohl am häufigsten unterwegs sind. Mehr Wildschweine durch den Corona-Lockdown? Christina Köpsel ist nicht die erste, die von den Wildschweinen überrascht wurde. In der Parkanlage am Brüder-Grimm-Ring griff bereits eine Bache mit Frischlingen einen Hund an. Die Tiere wühlten auch schon in Gärten herum und verschreckten einen jungen Schüler, der vor ihnen flüchtete (die LN berichteten). Momentan sei es allerdings besonders schlimm mit den ungebetenen Gästen: „Durch den Lockdown sind es wieder viel mehr geworden, weil niemand mehr draußen unterwegs ist“, berichtet Christine Köpsel. „Wildschweinfalle ist nicht tierschutzgerecht“: Wulf-Heiner Kummetz, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Lübeck, kann verstehen, dass die Anwohnerin beunruhigt ist: „Die Situation ist nicht ertragbar für die Bewohner.“ Dennoch ist er sich nicht sicher, ob die Forderungen sinnvoll sind: „Aus meiner Sicht ist eine Wildschweinfalle nicht tierschutzgerecht“, erklärt er. Denn in der Falle werden gleich mehrere Tiere auf einmal in einer Art großen Käfig gefangen, um sie anschließend aus nächster Nähe zu erschießen. „Wenn die Wildschweine auf so engem Raum gefangen sind, könnte man die anderen gefangenen Wildschweine verletzen, während man eins erlegt.“ Außerdem bleibt da noch die Frage: Wo stellt man so eine Falle überhaupt hin? „In der Gegend sind schließlich auch viele Kinder unterwegs, die sich irgendwie darin verirren könnten“, sagt Wulf-Heiner Kummetz. Auch die vollständige Beleuchtung des Parks sei keine Lösung: „Es stört die Wildschweine gar nicht, wenn der Park hell beleuchtet ist – sie haben sich schon so sehr an den Lebensraum der Menschen gewöhnt.“ Randgebiete stärker bejagen – Lösung für Moisling? Das grundsätzliche Problem sei, dass man in der Stadt nun einmal nicht jagen könne. „Das ist zu gefährlich für die Anwohner“, erklärt er. „Aus meiner Sicht müsste man verstärkt in den Randgebieten jagen, um die Situation in den Griff zu bekommen.“ Allerdings betont Wulf-Heiner Kummetz, dass die Jagdbehörde der Stadt in Moisling zuständig sei, nicht die Kreisjägerschaft. Eine Antwort der Hansestadt Lübeck auf LN-Anfrage lag bei Veröffentlichung des Artikels nicht vor. Lesen Sie auch Lübeck: Fahrradkontrolle am Lindenplatz mit 35 Verstößen Lübecks Haushalt 2021 genehmigt: Jetzt wird gebaut Corona in Gemeinschaftsunterkunft Travemünde: Quarantäne teils aufgehoben Neues Hotel in Lübeck: "The Layhead B & B" entsteht im Gründungsviertel Für Christine Köpsel steht eines fest: „Irgendjemand muss etwas gegen die Wildschweine im Wohngebiet unternehmen. Es werden immer mehr.“ Die 58-Jährige hat stellvertretend für andere geplagte Anwohner den Protest in Kiel eingereicht und rechnet in wenigen Wochen mit einer Antwort vom Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Bis dahin hofft sie, keinen grunzenden Eindringlingen mehr zu begegnen. Von Nina Lennartz