Lübeck: Robbe in der Trave auf dem Eis vor der nördlichen Wallhalbinsel

Tierischer Besuch in Lübeck: Etliche Lübecker haben am Donnerstag eine Robbe in der Trave beobachtet. Sie lag auf einer Eisscholle vor der Nördlichen Wallhalbinsel und schien sich auszuruhen. Lesen Sie auch Lübeck: Dachstuhlbrand in Kücknitz hält Feuerwehr in Atem Lübecker Depenmoor: Räumung der Drogeninsel Lübeck: Eis zu dünn - Lebensgefahr auf Wakenitz und Stadtparksee Dafür gibt es gute Gründe. Laut Seehundjäger Eckhard Kasten ist das Tier leider eindeutig krank. „Es handelt sich um eine männliche Kegelrobbe, also um einen Bullen, und dem geht es gar nicht gut“, sagt der Polizist von der Wasserschutzpolizei auf Fehmarn, der als ehrenamtlicher Seehundjäger für den Festlandbereich von Kiel bis Lübeck zuständig ist. Anhand der Fotos kann der Fachmann sagen, dass das Tier zwar krank ist, aber nicht warum. „Die Gründe dafür sind vielfältig und wären Spekulation“, sagt Kasten. Außerdem ist der Bulle mager. „Er liegt auf der Seite und man kann den Hüftknochen sehen, so sieht ein gesundes Tier normalerweise nicht aus“, erklärt er. Kegelrobben sind Raubtiere: Ein weiterer Beleg für den schlechten Zustand des Tieres ist der Ort, den der Bulle sich für sein Ausruhen ausgesucht hat. „Kegelrobben sind die größten Raubtiere in Deutschland, und sie legen sich nicht einfach mitten in der Stadt auf eine Eisscholle.“ Da wäre ihnen zu viel Trubel. Wie schlecht es dem seltenen Gast geht, das kann der Seehundjäger allerdings nicht beurteilen. „Dazu müsste ich vor Ort sein und das Tier live in Augenschein nehmen“, sagt er. Da der Bulle aber auf einer Eisscholle liegt, kommt Kasten nicht an ihn heran. „Das Tier würde sofort abtauchen“, erklärt er und bittet die Lübecker dringend, das Tier absolut in Ruhe zu lassen. „Der Bulle kann sich auch wieder berappeln, aber jede Störung schwächt ihn zusätzlich.“ Lübecker Bucht: fast 30 Seehunde und zwei Kegelrobben gesichtet: Dass Seehunde und Kegelrobben in der Lübecker Bucht auftauchen, das ist nicht mehr so selten. „Vergangenes Wochenende haben wir fast 30 Seehunde und zwei Kegelrobben gesichtet“, sagt der Experte. Den genauen Ort möchte er nicht verraten. Die Tiere sollen möglichst ungestört bleiben. Seehundjäger sind Jagdaufseher für diese Wildart: Laut Seehundstation Friedrichskoog sind sogenannte Seehundjäger die verantwortlichen Jagdaufseher für diese Wildart. Sie werden von der Landesregierung in Schleswig-Holstein eingesetzt. Unter anderem gehört zu ihren Aufgaben die Betreuung von Heulern und verletzten Seehunden sowie von Kegelrobben. Auch die Bergung von toten Meeressäugern, Kontrollfahrten und Öffentlichkeitsarbeit zählen dazu. Am Ufer blieben am Donnerstag immer wieder Menschen stehen und beobachteten das Tier, das stundenlang an Ort und Stelle verharrte. Auch auf Facebook machten schnell Einträge die Runde. Schon im Januar und Februar war eine Robbe in Lübeck und Travemünde gesehen worden. Ob es sich um dasselbe Tier handelt, das ist unklar. Lübecker machen Fotos und Videos: Henning Böbs (53) ist einer der vielen Lübecker, die das Tier aus der Ferne bestaunt und fotografiert haben. Böbs ist Brückenmaschinist von der Hubbrücke und hat den Bullen am Morgen auch durch ein Fernglas hindurch per Handy fotografiert und ein Video gedreht. „Ich habe gegen acht Uhr das Wasser und den Schiffsverkehr beobachtet, als ich die Robbe sah“, erzählt er. „Zuerst dachte ich, es sei ein Stück Holz, doch dann hat sich die Robbe bewegt.“ Er und seine Kollegen haben schon hin und wieder Robben in der Trave und im Stadtgraben beobachtet. „Sie scheinen Lübeck auch zu mögen“, sagt er. Nun bleibt zu hoffen, dass der Bulle schnell wieder gesund wird. Von Cosima Künzel