Lübeck: Schärfere Corona-Regeln in den Kitas

Verschärfte Corona-Hygieneregeln in Lübecks Kitas: Seit Montag müssen auch die Erzieherinnen und Erzieher Mund-Nasen-Schutz in den Einrichtungen tragen. Denn Lübeck liegt weit oberhalb des vom Land vorgegebenen Grenzwertes von 70 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in einer Woche. Bislang war die Maske in Kitas Pflicht für Eltern und Besucher. Die Verschärfung der Hygieneregeln in Kitas kommt überraschend, weil es bislang keine Erkenntnisse gibt, dass kleine Kinder besonders ansteckend sind oder dass Kitas sich zu Hotspots entwickeln. „Größere Ausbrüche sind die Ausnahme“, bestätigt eine Sprecherin des RKI. Belastbare Studien zur Infektiosität von kleinen Kindern gebe es bisher nicht. Ende August vergangenen Jahres berichtete das städtische Gesundheitsamt über einen Test bei 340 Kita-Beschäftigten. Alle Abstriche der 19- bis 70-jährigen Probanden waren negativ. „Eine aktive Covid-19-Infektion konnte bei keinem Teilnehmenden nachgewiesen werden“, erklärte die Behörde. Die Kitas sind lediglich im Rahmen der Notbetreuung geöffnet. Diese können Familien nutzen, in denen ein Elternteil in der kritischen Infrastruktur arbeitet oder alleinerziehend und berufstätig ist, sofern keine Alternativbetreuung möglich ist. Berechtigt sind ebenfalls Kinder auf Anweisung des Jugendamtes sowie Kinder, die einen täglichen hohen Pflege- und Betreuungsaufwand haben. Die Kindertagespflege kann mit bis zu fünf Kindern angeboten, auf eine Notbetreuung beschränkt oder eingestellt werden. Die Entscheidung trifft der Anbieter. Die Hansestadt erstattet die Elternbeiträge über die Träger der Kindertageseinrichtungen. Die Stadt garantiert den Erziehungsberechtigten, dass ihnen die aufgrund des geschlossenen Betreuungsvertrages mit ihrer Betreuungseinrichtung (auch Schulkinderbetreuung) oder Kindertagespflegperson in Rechnung gestellten Elternbeiträge in den nächsten Wochen erstattet werden, wenn eine Betreuung oder Notbetreuung nicht gewährleistet werden kann. Basis wird im Monat Dezember 2020 eine taggenaue Abrechnung sein. Im Monat Januar 2021 wird der Monatselternbeitrag vollständig erstattet. Die Eltern müssen nichts unternehmen, um den Elternbeitrag erstattet zu bekommen. Für die Kindertagespflege werden die Elternbeiträge direkt an die Eltern erstattet. Um Verwaltungsaufwand zu vermeiden, werden die Eltern gebeten, die Elternbeiträge weiter zu zahlen beziehungsweise dem Lastschriftverfahren nicht zu widersprechen. Die Erstattung erfolgt nachträglich. Die Hansestadt sichert den Trägern von Betreuungseinrichtungen zu, dass Budgets nicht gekürzt werden. Auch für Kindertagespflegpersonen wird die laufende Geldleistung aufgrund der aktuellen Maßnahmen nicht gekürzt. Prof. Alexander Katalinic, Direktor des Institutes für Sozialmedizin und Epidemiologie an der Uni Lübeck, glaubt zwar nicht, dass Kitas und Schulen Treiber der Pandemie sind. „Aber der Kita- und Schulbesuch ist bei den derzeit hohen Neuerkrankungszahlen vom Ansteckungsrisiko her genauso einzuschätzen wie andere soziale Kontakte“, sagt der Epidemiologe, „letztere sollen massiv heruntergefahren werden, da ist es konsequent auch im Bereich Kitas und Schulen, die Kontakte so stark wie möglich zu senken.“ Lesen Sie auch Lübeck: Termine beim Bürgerservice - Büros sind wieder geöffnet Lübeck: Stadt will weniger Wochenmärkte Lübeck Hauptbahnhof: Die Abriss am Zob hat begonnen Joachim Karschny, Geschäftsführer von Kinderwege, einem großen Anbieter von Kitas, hält die verschärften Hygieneregeln für richtig. Eine Maskenpflicht für Eltern und Besucher von Kitas gebe es bereits seit Ende Oktober. „Für Erzieher und Erzieherinnen war dies noch freigestellt, es gab aber auch hier seit dem 2. Dezember eine dringliche Empfehlung unsererseits, auf betrieblichen Wegen im Gebäude und in nahen Kontakten, eine Maske zu tragen“, sagt Karschny. „Die Anordnung über die Maskenpflicht verstehe ich als eine notwendige Maßnahme zum Schutz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Eltern und Kindern und zur Vermeidung von Infektionsketten“, erklärt Dörte Eitel, Geschäftsführerin des größten Kitaträgers, dem Kitawerk, „seit Mitte Dezember 2020 gibt es die Maskenpflicht in unseren Kitas, davor lag es im Ermessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob sie eine Maske tragen.“ Das Land hat bei seinem Erlass zu den Kitas einen neuen Grenzwert eingeführt: 70 Neuinfektionen. Beim RKI ist dieser Wert nicht bekannt. Im Bevölkerungsschutzgesetz vom November 2020 taucht der Grenzwert 70 auf – bei den finanziellen Hilfen des Bundes für Krankenhäuser und stationäre Reha-Einrichtungen. Land und Stadt konnten bis Redaktionsschluss nicht erklären, warum die Verschärfung bei 70 eintritt. Die Regelung gilt bis einschließlich 15. März. Sollte der Wert unter 70 sinken, werden die Beschränkungen durch entsprechende Allgemeinverfügung aufgehoben. Von Kai Dordowsky