Lübeck: So läuft der Aufbau der "Körperwelten"-Ausstellung bei Gollan

Sie sind Anfang der Woche mit zehn Trailern, voll beladen, in die Hansestadt gekommen, die Ausstellungsmacher der „Körperwelten“, und am Sonntagabend müssen sie fertig sein. Denn Montag ab 10 Uhr wird geöffnet. „Wir sind sehr gut im Zeitplan“, zeigt sich Logistikchef Christian Luger zufrieden, „denn diese räumlichen Möglichkeiten, die uns in der Kulturwerft geboten werden, sind einfach optimal.“ Auch wenn es hier um menschliche Leichen geht – von Totenstille ist aber an diesem Vormittag nichts zu spüren. 15 Mitarbeiter bauen die „Körperwelten“ auf: Hubsteiger fahren geräuschvoll in die Höhe, Industriestaubsauger verrichten ihren Dienst. Dazwischen stehen die ersten anatomischen Ganzkörper-Plastinate schon ausgeleuchtet in Vitrinen: der Fußballspieler, die Balletttänzerin und der Schachspieler beispielsweise. Noch wuselt das 15-köpfige Mitarbeiter-Team zwischen ihnen herum. 500 Scheinwerfer, drei Kilometer Traversen, ungezählte Kabelstränge sowie gut 500 Meter Wandbau würden schließlich in dem „Endprodukt“ stecken. Luger ist nun schon seit 16 Jahren dabei. „Und eigentlich war ich schon fast überall weltweit“, sagt er. „Das ist jetzt der Aufbau Nummer 175.“ Gollan zeigt eine der größten „Körperwelten“ überhaupt: Sechs Trailer seien mit Exponaten der letzten Anatomieschau aus Palermo bestückt gewesen; dazu gesellen sich noch Stücke, die vorher in London und Guben zu sehen waren. „Eins ist jetzt schon klar – dies hier wird aufgrund der enormen Grundfläche von knapp 1500 Quadratmetern eine der größten Ausstellungen, die wir bisher umsetzen konnten“, stellt der 48-Jährige fest. Entsprechend haben die Besucher einen Weg von rund 300 Metern vor sich, wenn sie sich den „Zyklus des Lebens“ komplett anschauen wollen. Im Fokus der Schau von Plastinator Dr. Gunther von Hagens und Kuratorin Dr. Angelina Whalley steht der menschliche Körper im Kreislauf von Entstehen und Vergehen. Elefant „Samba“ ist das größte Exponat: Das spektakulärste Exponat am Ende des Rundgangs hat allerdings mit dem eigenen Organismus nichts zu tun. Es trägt den Namen „Samba“ und war einmal eine lebendige Elefantenkuh. „Sie ist mit ihren dreieinhalb Metern Höhe, sechs Metern Länge und rund drei Tonnen Gewicht das gewaltigste Lebewesen, das je plastiniert worden ist“, erklärt Sven Rosenberger. Auch er gehört zur Aufbaucrew. „Um Samba aufstellen zu können, benötigen wir zu viert einen Dreivierteltag, und wir haben schon Routine, da sie seit 2009 zu uns gehört“, bemerkt er. Eigentlich sollte der Dickhäuter nach seinem Tod zum Abdecker und verbrannt werden. „Das hat aber damals eine Dame, die bereits als Körperspenderin in unser Programm aufgenommen worden war, auf den Plan gerufen. Sie war regelmäßige Besucherin im Neunkircher Zoo, wo ,Samba‘ gelebt hat, und hat Gunther sofort informiert“, weiß Christian Luger zu berichten. Die Ausstellung „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ läuft von Montag, 22. Juni, bis Donnerstag, 3. September auf über 1400 Quadratmetern Fläche in der Kulturwerft Gollan, Einsiedelstraße 6. Täglich ist von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der letzte Einlass ist jeweils um 18 Uhr. Eintrittskarten gibt es vor Ort an der Tageskasse sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Auch online direkt unter www.koerperwelten.de sind Tickets zu bekommen sowie unter der Telefon-Hotline 018 06/700 733. Die Ticketpreise sind wie folgt: Erwachsene zahlen montags bis freitags 19 Euro, sonnabends und sonntags 21 Euro, Kinder ab sieben Jahren und Jugendliche 13 Euro werktags beziehungsweise 15 Euro am Wochenende. Eine Familienkarte (2 Erwachsene plus 2 Kinder oder 1 Erwachsener und 3 Kinder) kostet 45 beziehungsweise 49 Euro. Darüber hinaus gibt es spezielle Gruppenangebote und Ermäßigungen. So dürfen zum Beispiel zwei Studierende immer montags für 15 Euro die Ausstellung besuchen. Für Gruppenbuchungen und Schulklassen gibt es eine spezielle Hotline: Telefon 069/7427 262 699 (montags bis freitags 8 bis 19.30 Uhr, sonnabends 10 bis 18 Uhr, sonntags 10 bis 15 Uhr). Ebenfalls möglich ist eine Buchung per E-Mail über koerperwelten-luebeck@reservix.de Exklusive Angebote gibt es außerdem für LN-Abonnenten mit einer LN-Abo-Plus-Karte. Der Rabatt von 25 Prozent wird bis zum 31. Juli auf Erwachsenen- und Familienkarten gewährt. Der Nachlass ist über die LN-Tickethotline, Tel. (0451) 144 13 94 unter Nennung der Abo/Kundennummer oder bei Kauf am Eingang der Ausstellung gegen Vorzeigen der Karte erhältlich. Mehr Infos: www.koerperwelten.de 64 000 Arbeitsstunden für Elefanten-Plastinat: Lastkräne mussten dann zum Einsatz kommen, um das gewaltige Tier aus dem Saarland, zerlegt in 30 Einzelteile, konservieren zu können. Von den rund 64 000 benötigten Arbeitsstunden ging eine Vielzahl auf das Konto der Muskelpräparation, da das Entfernen der starken Muskelhüllen von der Muskeloberfläche mit sehr viel Aufwand verbunden war. „Bei dem gesamten Plastinationsprozess ist ,Samba‘ darüber hinaus gedehnt worden, sodass sie gewachsen ist und deshalb noch beeindruckender wirkt“, kommentiert Luger. Körperwelten in Lübeck: Ausstellung ab 22. Juni in der Kulturwerft Gollan Ausstellung Körperwelten in Lübeck: Wenn Tote das Leben erklären Körperwelten in Lübeck: Tickets und Öffnungszeiten für die Ausstellung Bildergalerie: Das sind die „Körperwelten“ Körperwelten: Das sagen die Lübecker zur Ausstellung Ausstellung "Körperwelten" in Lübeck - Kirchenkritik an Anatomie-Schau Evangelischer Altbischof ärgert sich über "Körperwelten" in Lübeck "Körperwelten": Lübecks Uni-Anatomie erforscht täglich Leichen-Aufbau Von Michael Hollinde