Lübeck: So lief die erneute Räumung der Wakenitz durch die Polizei

Sonntagvormittag in Lübeck: Strahlender Sonnenschein, die Temperaturen sind mit -8 Grad und ohne Wind mit der richtigen Kleidung auszuhalten. Unzählige Flächen in der Lübecker Innenstadt strahlen durch den von der Sonne angestrahlten Pulverschnee in blendendem Weiß. So auch auf der in großen Teilen zugefrorenen Wakenitz. Nicht verwunderlich, dass bei vielen Spaziergängern ein Sommer-Accessoire auffällt: die Sonnenbrille! Sie schützt vor Reflektionen des Schnees und sichert somit einen ungetrübten Blick auf die winterschöne Idylle. Leichtsinnige Menschen auf dem Eis: Zu dieser Idylle gehören unzählige Personen, die sich mitten auf der Wakenitz befinden. Allerlei Hilfsmittel wie Schlitten, Schlittschuhe, Langlaufskier und sogar ein Fahrrad lassen sich auf dem eigentlich Booten und Schiffen vorbehaltenem Terrain ausmachen. Einige vergnügen sich beim Schlittschuhlaufen. An anderer Stelle spielen mehrere Personen Eishockey. Auch viele Spaziergänger nutzen die seltene Chance und bewegen sich vorsichtig über das Eis. Kinder lassen sich auf Schlitten über das Eis ziehen und jauchzen dabei fröhlich. Am Ufer gesellen sich immer mehr Neuankömmlinge dazu, um am Vergnügen teilzuhaben. Feuerwehr warnt ab 10.30 Uhr: Dann ist gegen 10.30 Uhr auf einmal das schwere Brummen eines Feuerwehrfahrzeuges zu hören. Von der Augustenstraße her positioniert sich das Fahrzeug mit Blick zur Wakenitz hin. Kurz beobachten die Einsatzkräfte das Geschehen, bevor das Martinshorn ertönt. „Achtung, Achtung, hier spricht die Feuerwehr! Es wird hiermit vor dem Betreten der Eisfläche gewarnt. Es besteht Lebensgefahr!“, dröhnt es aus den Lautsprechern. Nein, Spielverderber wollen die Helfer nicht sein. Sie warnen: Risse haben sich an einigen Stellen auf der Wakenitz gebildet. An verschiedenen Stellen des Fließgewässern schreitet nun die Feuerwehr ein, um die Menschen vom Eis zu holen. Doch ähnlich wie am Sonnabend laufen die Bemühungen der Helfer teilweise ins Leere. Nur unwillig verlassen Vereinzelte die Eisfläche. Einsatzleiter ruft das Ordnungsamt und Polizei: Viele bleiben auf dem Eis und ignorieren die Durchsagen der Feuerwehr. Aus der Ferne hört man ähnliche Ansagen immer wieder über das Eis schallen. An der Moltkebrücke entscheidet der Einsatzleiter der Feuerwehr, nach der mindestens fünften erfolglosen Ansage: Das wird nichts. Er ruft Ordnungsamt und Polizei. Unverständnis macht sich bei den Beobachtern am Ufer breit. So wie bei Gloria Teschau, die mit ihrem Ehemann und den Kindern Milo und Milo-Flinn eigentlich auch aufs Eis wollte. „Als wir hier ankamen, traf die Feuerwehr gerade ein. Es erschreckt mich, wenn die Leute trotz der Ansagen einfach weiter ihr Ding machen, ich kann die Aktion der Feuerwehr schon verstehen“, sagt sie. Als sie klein war, sei man hier auch auf dem Eis gewesen – allerdings sei die Wakenitz damals über die ganze Fläche vereist gewesen. „Und das kann man ja hier vorne ganz gut sehen, das da noch ein großes Loch ist“ sagt sie, während sie auf das freie Gewässer unter der Moltkebrücke zeigt. Polizei droht mit Platzverweisen: Auch bei Maren und Lena-Sophie Kalina herrscht eine klare Meinung. Mutter und Tochter stehen am Ufer und beobachten zum Teil kopfschüttelnd das Treiben. „Die Kinder sitzen seit Wochen und Monaten zu Hause. Ich bin ganz froh, dass wir sie aus dem Haus gekriegt haben und wollten eigentlich aufs Eis. Aber dann kam in diesem Moment die Feuerwehr und deshalb stehen wir jetzt hier und gucken uns das Schauspiel nur an“ erzählt Mutter Maren. „Wenn was passiert, bringen die sich ja auch in Gefahr, wenn sie die Person retten müssen“, erinnert sie daran, dass leichtsinnige Menschen auch das Leben anderer gefährden. So sind Polizei und Ordnungsamt vorgegangen: Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes treffen ein. Nach einer kurzen Lage-Erkundung übernimmt ein Polizist das Mikrofon und fordert die Personen auf dem Eis ultimativ auf, die Fläche zu verlassen. Doch es braucht drei Ansagen – und am Ende sogar die Drohung auf Platzverweise und Ingewahrsamnahmen – bis das Eis geräumt wird. Der 20-jährigen Sophie-Lena kann man das Erstaunen im Gesicht ansehen: „Da sind ganz viele Eltern mit ihren kleinen Kindern auf dem Eis. Ich finde es wirklich erstaunlich, dass die trotz der Aufforderung durch Feuerwehr und Polizei auf dem Eis bleiben.“ Auch an anderer Stelle begeben viele Menschen sich in Gefahr: Mit einem Megafon laufen Polizeibeamte und Ordnungsdienst ein Stück das Wakenitzufer entlang, um auch die letzten Unwilligen mit direkter Ansprache vom Eis zu holen. Als an dieser Stelle alle Personen vom Eis sind, verlegen Polizei und Ordnungsamt ihr Handeln ein paar Straßen weiter. Auch dort sind Personen auf dem Eis – ja, die Aufforderungen das Eis zu verlassen hätten sie aus der Entfernung mitbekommen. Nur, verlassen haben sie die Wakenitz nicht. Anweisungen werden ignoriert: Und dann war da noch die Frau, die mit den Beamten über Eigenverantwortlichkeit diskutierte. Selbst den Hinweis der Polizeibeamten, dass sie mit ihrem Verhalten im Falle eines Einbruches das Leben von Helfern in Gefahr bringen würde, quittierte sie nur mit der Frage, wann die Beamten denn wohl das nächste Mal kontrollieren kämen. Von MOPICS