Lübeck: Sonntags-Rodelspaß mit Abstand

Corona hin oder her: Im Lübecker Drägerpark ist es an diesem Sonntag, als wäre es ein Winter wie jeder andere. Erwachsene stehen oben am Straßenrand und sehen zu, wie ihre Kinder mit dem Schlitten den Hügel in Richtung Wakenitz hinuntersausen. „Ich kenne den Drägerpark von klein auf, ich bin hier aufgewachsen“, sagt Corinna Weigand (45), deren Mann Uwe (53) mit der achtjährigen Tochter Katriya gerade auf dem Schlitten sitzt. „Hier finde ich es am nettesten, auch wegen der Leute.“ Hauptsache der Abstand stimme, „da passen wir schon auf“. Noch einmal in den Schnee: „Es ist ja die einzige Möglichkeit, dass die Kinder noch einmal raus in den Schnee können“, vermutet Uwe Weigand. „Nächste Woche wird es wieder wärmer.“ Ein Stück weiter steht René Labenschus (48), der mit seiner Tochter Malin (11) da ist. Die Sorge sei „irgendwo immer dabei“, meint der Kaufmann. Letztlich aber lasse er sich von Corona nicht abschrecken. „Man kann sich auch mit anderen Krankheiten anstecken.“ Entspannte Polizisten: Ein ähnlich unbeschwertes Bild bietet sich im verschneiten Stadtpark. Während unten auf dem Teich Schlittschuh gelaufen wird, wagen Kinder von oben die Abfahrt. Katharina (4) und ihre Freundin Leonie (5) haben viel Spaß dabei. Katharinas Mutter Anja Franck (45) passt auf. Es sei genug Platz zum Schlitten fahren und das Eis sei dick genug. „Ich bin hier aufgewachsen und da bekommt man ein Gefühl dafür.“ Außerdem sei der kleine Teich auch gar nicht so tief. Zwei Polizeibeamte, die auf der Straße im Streifenwagen vorbeifahren, wirken entspannt. Es seien Kollegen und Leute vom Ordnungsamt im Einsatz, damit es beim Schneevergnügen nicht zu gefährlichen Situationen komme. Auch sie scheinen die entspannte Sonntags-Stimmung zu genießen, grüßen freundlich und setzen ihre Fahrt fort. Abstand ist Trumpf: „Hier draußen ist es wohl okay, wenn die Kinder zusammen rodeln“, sagt Sonja Lusch (38), deren Kinder Carlotta (5) und Cornelius (3) sich mit dem Schlitten vergnügen. „Private Feiern sind da viel gefährlicher, was das Ansteckungsrisiko angeht“, urteilt die Ärztin. Sie mache sich da wenig Gedanken. „Man kann die Kinder nicht mehr länger einsperren, es geht nicht mehr. Das Limit ist erreicht.“ Auch auf dem Katzenberg an den Wallanlagen wird gerodelt. Wilhelm Rosenberger (39) und seine Frau Ulrike (35) sind mit den Kindern Luise (6) und Johann (3) da. „Wir achten sehr auf Abstand“, sagt die Psychotherapeutin. „Hier ist wenig los, deshalb sind wir hierher gekommen.“ Lesen Sie auch Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 14.02.2021 Trotz Warnungen: Menschen in SH auf zugefrorenen Seen und Eisflächen Lübeck: Ordnungsamt kontrolliert Wintersportler Am Schafsberg in St. Lorenz Nord rodeln Tim Spendler (31), Jessika Hansen und ihre Tochter Elena (2). Das Vergnügen stehe im Vordergrund, die Fläche sei groß genug. „Wir halten Abstand.“ An diesen Stellen kann man gut Schlitten fahren! So halten es auch Giovanni Diluvio (49), Bianca (41), Robert (22) und Fabian (6) Zuhse am Rodelhang am Andersenring in Lübeck-Moisling. „Große Sorgen wegen Corona mache ich mir beim Schlittenfahren jetzt nicht“, gesteht Diluvio. Es sei aber nicht besonders voll. Er schmunzelt und beobachtet, wie Robert und Fabian gemeinsam auf dem Schlitten den Hang herabsausen. Von Marcus Stöcklin