Lübeck: Stadt benennt Straßen nach Frauen

Aus der Pfitznerstraße wird die Clara-Schumann-Straße und aus dem Lenardweg der Rosalind-Franklin-Weg. Eine Musikerin und eine Bio-Chemikerin verdrängen einen Komponisten und einen Physiker aus dem Lübecker Straßenbild. Der Grund: Die Stadt will nicht länger Männer mit Straßennamen würdigen, die als belastet gelten. Sowohl Lenard als auch Pfitzner waren laut Geschichtsforschung Antisemiten. Belastete Straßennamen müssen weichen: Jahrelang haben Verwaltung und Politiker sich mit belasteten Straßennamen auseinandergesetzt. Schließlich beschloss die Bürgerschaft im Januar 2019, dass ein Platz, eine Straße und ein Weg umbenannt werden sollten. Im August 2019 wurde aus dem Hindenburgplatz der Republikplatz. Lesen Sie auch: Lübecks Vorweihnachtszeit: Anders, aber dennoch stimmungsvoll Lübeck: KWL-Website soll Parkplatzsuche einfacher machen Wegen Corona: Lübecker Kitas schließen immer öfter einzelne Gruppen Am 7. September 2019 beschloss dann der Bauausschuss der Bürgerschaft einstimmig, dass aus der Pfitznerstraße die Clara-Schumann-Straße wird. Für den Lenardweg hatte die Verwaltung Otto Schott als neuen Namensgeber vorgeschlagen. Der Glastechniker und Wissenschaftler aber fiel beim Bauausschuss durch. Straßennamen: Männer dominieren: Begründung: In den Quartieren rund um die Pfitznerstraße (Musikerviertel) und den Lenardweg (Gewerbe- und Wohngebiet Glashüttenweg) würden die männlichen Straßennamen dominieren. Da es zahlreiche anerkannte Komponistinnen und Wissenschaftlerinnen gebe, sollten bei beiden Straßen Frauen zum Zuge kommen. Rosalind Franklin statt Otto Schott – der Bauausschuss hat das am Montag abgesegnet. Nach einer groben Schätzung des städtischen Frauenbüros liegt das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Straßennamen bei 20 zu 80 Prozent. Anwohner interessiert Umbenennung kaum: Die von der Umbenennung betroffenen Bürger hat das ganze Verfahren kaum interessiert. In der Pfitznerstraße seien 47 Eigentümer und Anlieger befragt, im Lenardweg sechs. Nur ganz wenige hätten geantwortet, erklärt die Verwaltung. Ein Bürger hat vorgeschlagen, die Pfitznerstraße nach Pippi Langstrumpf zu benennen. Für die Kosten, die den Anwohnern durch die Umbenennung entsteht, kommt die Stadt auf. Die Umbenennung der Pfitznerstraße erfolgt voraussichtlich Anfang Dezember. Bis zur Umbenennung des Lenardwegs werden wohl noch zwei bis drei Monate vergehen. „Die Zeit wird benötigt, um dies amtlich bekannt zu machen, Anwohner sowie beispielsweise Grundbuchamt, Post, Landesamt für Vermessung und Geoinformation, Rentenversicherung, Finanzamt, Polizei und Stadtwerke zu informieren sowie das Straßenschild zu produzieren“, erklärt die Bauverwaltung. Von Kai Dordowsky