Lübeck: Stadt und Polizei lehnen Drogenkonsumraum ab

Die Schaffung eines Drogenkonsumraums in der Hansestadt sei keine Hilfe im Kampf gegen eine offene Drogenszene, sondern könne sich zum Umschlagplatz für Drogen entwickeln. Das erklärten Vertreter von Stadt und Polizei im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung der Bürgerschaft. Seit Monaten machen sich Grüne, Liberale und Linke für einen solchen Raum stark, in dem Süchtige unter medizinischer Aufsicht Drogen nehmen können. Drogenkonsumraum kostet bis zu eine Million Euro im Jahr: „Ein Drogenkonsumraum ist für uns nicht die erste Wahl“, sagte Polizeichef Norbert Trabs, „um den Raum herum könnte eine schwer zu kontrollierende Szene entstehen.“ Lübeck dürfe kein Oberzentrum für den Drogenhandel werden, sagte Innensenator Ludger Hinsen (CDU). Es sei auch nicht sicher, dass Süchtige dann nur noch in diesem Drogenkonsumraum konsumieren würden, erklärte Hinsen, der die jährliche Kosten für ein solches Angebot wegen der personellen Ausstattung auf bis zu eine Million Euro schätzt. Aus großen Städten wie Hamburg und Frankfurt gebe es unterschiedliche Erfahrungen. Hinsen: „Die Stadtverwaltung sieht das aber nicht ideologisch. Wenn es gute Argumente für den Raum gibt, lassen wir uns auch belehren.“ Die FDP streitet schon lange für einen Drogenkonsumraum. „Wir müssen den Abhängigen bessere Möglichkeiten anbieten, ihre Sucht zu überwinden“, sagt Dr. Axel Walther, sozialpolitischer Sprecher der Liberalen, „wir dürfen sie nicht den kriminellen Drogenhändlern schutzlos überlassen.“ „Drogensüchtige werden stigmatisiert“: Der Drogenkonsum in einem geschützten Raum und unter Aufsicht könne die Süchtigen vor Infektionen und Überdosierungen schützen, sagt Grünen-Fraktionschef Bruno Hönel, „der Raum erleichtert auch die Kontaktaufnahme zu schwer erreichbaren Drogenkonsumenten.“ Die Linke drängt die GroKo aus SPD und CDU, in der nächsten Bürgerschaftssitzung Ende Juni für einen solchen Raum zu stimmen. Bürgerschaftsabgeordnete Katjana Zunft: „Sonst wird der Verdrängungskreislauf ewig weitergehen – und Drogensüchtige werden in Lübeck weiterhin laut stigmatisiert.“ Lesen Sie auch Drogenszene wächst: FDP schlägt Konsumraum vor Lübeck - Braucht Lübeck einen Drogenkonsum-Raum? – LN - Lübecker Nachrichten Stadt startet Maßnahmen zur Auflösung des Drogentreffs in Lübeck Experten: Das braucht Lübeck nach Auflösung des Drogentreffs Lübeck - Seit 25 Jahren ein Raum für Süchtige – mitten in Lübeck – LN - Lübecker Nachrichten Von Kai Dordowsky