Lübeck: Theaterschiff fährt in die Werft nach Lauenburg

Das Theaterschiff geht auf große Reise: Es hat seinen Platz im Holstenhafen vor der Musik- und Kongresshalle verlassen und sich auf den Weg in die Hitzler-Werft in Lauenburg gemacht. Dort wird es sich einer Inspektion unterziehen und einen Maschinenschaden reparieren lassen. Deswegen kann die „Marie“ auch nicht aus eigener Kraft fahren, sondern muss von einem Schlepper geschoben werden. Das ist besonders an den sieben Schleusen eine Herausforderung für alle Beteiligten. Schließlich seien einige nicht lang genug für beide Schiffe, sagt Theaterleiterin Theresa Gebhardt. „Dann muss der Schlepper sich abkoppeln.“ Theaterschiff macht sich abends auf den Weg zur Werft: Am Freitagabend hat das Schiff die Fußgängerbrücke an der MuK und die Hubbrücke passiert. Dabei musste die erste Brücke sogar angehoben werden. Die Brücke in der Dunkelheit und in Millimeterarbeit zu passieren, war nichts für schwache Nerven. Diesiges Wetter verzögert die Fahrt des Theaterschiffs: Die „Marie“ übernachtete an der Kaimauer. Sonnabend sollte es dann eigentlich um 6 Uhr losgehen, das Schiff konnte aber wegen des diesigen Wetters erst gegen halb zehn starten. Für die 65 Kilometer nach Lauenburg wird der Tross bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von drei bis vier Knoten (sechs Stundenkilometer) zwei Tage lang unterwegs sein. Nach dem verzögerten Start hing er schon in der ersten Schleuse in Oberbüssau eine gute Stunde fest. Nervenkitzel: Lässt sich der Motor reparieren? Neben den Kosten für den Schlepper von 15 000 Euro wird der etwa vierwöchige Werft-Aufenthalt 70 000 bis 150 000 Euro kosten. „Wie viel es genau werden, hängt davon ab, was am Motor kaputt ist“, sagt Gebhardt. Bei einem Rohrbruch war in den Motorraum bis 80 Zentimeter hoch Wasser eingedrungen. Daraufhin hatten Gebhardt und der Theater-Geschäftsführer Knut Schakinnis entschieden, schon ein Jahr früher als geplant in die Werft zu gehen. Weil das Schiff in einem guten Zustand war, muss es eigentlich alle sieben Jahre dorthin zur Inspektion und bekam wegen Corona ein Jahr Aufschub. Hoffnung auch Neustart nach dem Lockdown: Die Theatermacher hoffen nun, dass der Motor sich reparieren lässt, denn eine neue Maschine ist keine Option. „Dann müssten wir das Schiff als schwimmfähigen Gegenstand weiter betreiben, und somit neue Auflagen erfüllen“, sagt Gebhardt. „Wir hoffen, dass wir nach dem Lockdown frisch aus der Werft starten können.“ Lesen Sie auch: Adventskalender erstrahlt am Gasometer in Lübeck Lindenau im LN-Livetalk: Keine Corona-Entwarnung für Lübeck Krebskranke Neele: Familie Ewald aus Hamberge hofft auf ein Wunder Ungewissheit für das Spiegelzelt wegen Corona: Es ist keine gute Zeit für das Theaterschiff: Weil an Bord nicht genug Platz für einen effektiven Betrieb mit Abstand ist, blieb es seit dem ersten Lockdown im März geschlossen. Um ihre drei geplanten Produktionen und die Gastspiele trotzdem spielen zu können, ließen Gebhardt und Schakinnis auf der Wiese vor der Holstenhalle ein aufwendig rekonstruiertes Jugendstil-Spiegelzelt aufbauen, in dem nach den Abstandsregeln Platz für 196 Gäste ist. Drei Monate lang wollten sie es für 250 000 Euro Kosten bespielen. Doch vier Tage vor der am 6. November geplanten Premiere ließ der Teil-Lockdown die Pläne platzen. Während des Aufenthalts in der Werft zieht der Ticketshop des Theaters in das Spiegelzelt. So können Neugierige es besichtigen – und Eintrittskarten kaufen für die Zeit nach dem Lockdown. Von Friederike Grabitz