Lübeck-Travemünde: Kein Platz für Handwerker

Freie Flächen? Fehlanzeige. Es gibt keinen Platz in Travemünde – jedenfalls für Handwerksbetriebe. Ansässige Firmen können sich nicht vergrößern. Benötigt werden mindestens 1,5 Hektar Fläche für insgesamt neun Firmen, so die Unabhängigen. Immerhin: Der Bauausschuss hat jetzt beschlossen, dass mehr Gewerbegebiete in Travemünde entstehen sollen. Keine Gewerbeflächen mehr in Travemünde: Klares Bekenntnis der Politiker. „Wir wollen Gewerbeflächen in Travemünde“, sagt Christopher Lötsch (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses. „Das wir Flächen brauchen, ist unstrittig“, so Sabine Haltern (SPD). „Es besteht für Unternehmen keine Möglichkeit der Expansion“, sagt Frank Müller-Horn (Unabhängige). In Travemünde wird alles für dien Tourismus getan und nichts für die Handwerksbetriebe“, klagt Heino Haase (Unabhängige). Der Segelmacher führte bis 2005 selbst eine Firma in Travemünde und kennt das Problem. I m Gewerbegebiet Skandinavienkai gab es bis vor Kurzem noch ein 2,7 Hektar großes Grundstück. Diese sind jetzt vergeben. Damit gibt es in dem 48,7 Hektar großen Gewerbegebiet am Skandinavienkai keine einzige freie Fläche mehr. Insgesamt haben die Lübecker Gewerbegebiete eine Größe von 381,7 Hektar. Nur noch 19,1 Hektar sind zu haben – das sind gerade mal fünf Prozent. Vor anderthalb Jahren waren es noch 33,8 Hektar. Das sind 8,9 Prozent. Ein neues Gewerbegebiet ist nicht in Sicht. Zwar ist eines geplant in Lübeck-Genin. Es misst rund 64 Hektar und liegt an der Kronsforder Landstraße südlich der A 20. Es wäre das Drittgrößte der Hansestadt. Aber: Es gibt erhebliche Probleme mit der Entwässerung – und das Thema kommt nicht voran. Eigentlich sollte der erste Teil des Gewerbegebietes schon 2019 fertig sein, der zweite Teil dann 2023. Jetzt wird das Gewerbegebiet frühestens 2024/2025 an den Start gehen. Das bestätigt die Travemünder Dienstleistungs- und Handwerkergemeinschaft, die 28 Betreibe vertritt. „Es gibt keine Flächen für uns“, beklagt Vorsitzender Stephan Kanow. Die Firmen können auch nicht einfach den Stadtteil wechseln. „Wir haben Stammkundschaft“, sagt Kanow. Vor allem: Es gibt immer mehr Hotels und immer mehr Wohngebiete in Travemünde – aber keine Flächen für die Betriebe. Kanow: „Die neuen Travemünder brauchen auch Handwerker.“ Die Stadt hat keine eigenen Grundstücke: Das Problem: „Wir haben keine Flächen, die wir aus dem Hut zaubern können“, sagt Dirk Gerdes, Chef des Koordinierungsbüros Wirtschaft (KWL). Das letzte Grundstück im Gewerbegebiet Skandinavienkai ist jetzt verkauft. Heißt: Die Stadt hat keine eigenen Flächen in Travemünde. Und: Bieten Privatleute oder Investoren Gewerbeflächen an, sind sie meist zu teuer für kleine und mittlere Handwerksbetriebe. Hinzukommt: Bis aus einer Ackerfläche ein Gewerbegebiet wird, dauert es meist drei bis fünf Jahre. Denn dafür muss die Stadt einen Bebauungsplan schaffen. Müller-Horn: „Die Firmen wollen aber nur maximal zwei Jahre warten.“ Drei Flächen könnten Gewerbegebiete werden: Die aktuelle Situation: Hinter verschlossenen Türen werden jetzt drei Flächen diskutiert. Diese Grundstücke könnten in Gewerbegebiete verwandelt werden. Nummer eins: Flächen an der Neuen Teutendorfer Siedlung. Das geplante Wohngebiet entsteht zwischen der heutigen Teutendorfer Siedlung und dem Gewerbegebiet Am Dreilingsberg. Nun könnten die angrenzenden Flächen in Richtung B 75 zum Gewerbegebiet werden. Im Blick dabei hat Gerdes den Ausweich-Parklatz für die Travemünder Woche. Das Problem: Die Fläche gehört zum Landschaftsschutzgebiet und gilt als Biotop. Nummer zwei: Die Fläche liegt an der Ivendorfer Landstraße, etwas außerhalb von Travemünde. Sie ist platziert zwischen dem Grundstück der Freiwilligen Feuerwehr und einigen Häusern. Der Vorteil: Diese Fläche gehört der KWL. Allerdings: Das Grundstück ist zu groß, um im Schnell-Verfahren Baurecht zu schaffen. Allerdings ist das Grundstück auch zu klein für einen Bebauungsplan. Beziehungsweise: Dieser Bebauungsplan würde auf der Warteliste der Bauverwaltung landen, weil es größere und wichtige Bauvorhaben gibt. Nummer drei: Diese Fläche liegt am Fischereihafen. Sie ist in Privatbesitz. Dem Vernehmen nach will der Eigentümer dort aber lieber Ferienwohnungen ansiedeln als Handwerksbetriebe. Politiker machen Druck: Was nun? Die Politiker machen Druck. Eine Fläche nahe der Neuen Teutendorfer Siedlung favorisieren die Unabhängigen. Allerdings nicht den Ausweich-Parkplatz der Travemünder Woche, sondern ein Stück westlich davon. Die Idee: Im Zuge des neuen Wohngebietes, könnten diese Fläche gleich mitgeplant werden. Das würde das Wohngebiet allerdings um ein Jahr verzögern. Müller-Horn bleibt aber dabei: „Die Stadt muss sich jetzt mit dem Thema beschäftigen.“ Und Lötsch will ebenfalls eine Lösung von der Stadt. Denn: „Man hat verpasst, sich in Travemünde rechtzeitig Flächen zu sichern.“ Lesen Sie auch: Gewerbegebiete: Wohin mit den Firmen? Neues Gewerbegebiet verzögert sich um Jahre Lübeck braucht mehr Gewerbegebiete Ausverkauft: Kaum noch Gewerbeflächen in Lübeck Von Josephine von Zastrow

Gewerbegebiete - Flächen fehlen in Travemünde: Kein Platz für Handwerker