Lübeck: Weihnachtsmarkt im Heiligen-Geist-Hospital abgesagt

Die Corona-Pandemie verhindert die einzigartige Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Senioreneinrichtung. Das schreibt Lore Evers, Vorsitzende des Verbands Frau und Kultur, in einer Pressemitteilung. 2017 musste der Markt das erste Mal ausfallen, da aufgrund von Renovierungsarbeiten das Heiligen-Geist-Hospital (HGH) nicht genutzt werden konnte. „2020 führt jetzt leider die Corona-Pandemie zu einer erneuten Absage.“ Sie habe zwar „einen grenzenlosen Optimismus, aber aktuell besteht keine Aussicht, den Markt in diesem Jahr auszurichten.“ Optimismus noch im Juli: Noch im Juli hatte sich Lore Evers angesichts ständig sinkender Corona-Zahlen optimistisch gezeigt, den Kunsthandwerkermarkt unter Hygieneauflagen und mit einer Reduzierung der Besucherzahlen „zu wuppen“. Nach einem „guten Arbeits-Meeting“ mit der Stiftung und dem Leiter des Seniorenheims habe man nun aber beschlossen, den Kunsthandwerkermarkt abzusagen. Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Risiko wäre zu hoch: Jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit darf der Verband Frau und Kultur als Gast die zur Senioreneinrichtung gehörenden, historischen und denkmalgeschützten Räume – das Langhaus, das Gewölbe, die Kirchenhalle – für den weit über Lübecker Grenzen hinaus bekannten Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt nutzen. Lore Evers: „Das ist dieses Jahr nicht möglich. Das Risiko einer Gefährdung der Bewohner und der Mitarbeiter der Senioreneinrichtung durch eine Covid-19-Infektion, eingetragen durch den Weihnachtsmarktbetrieb, ist zu hoch.“ Angehörige waren in Sorge: Genau das hatten Angehörige von Seniorenheim-Bewohnern bereits im Juli kritisch angemerkt. Christa Krull, deren Mutter seit Jahren im HGH betreut wird, hatte bereits früh auf die Problematik hingewiesen. Aus eigener Anschauung wisse sie, „dass sich die Bereiche von Pflegeeinrichtung und Weihnachtsmarkt im Bereich des Langhauses überschneiden“. Sie schätze den Kunsthandwerkermarkt im HGH zwar sehr, aber: „Im Interesse der Bewohner und Mitarbeiter bin ich froh, dass jetzt die Entscheidung gefallen ist, ihn abzusagen.“ Mit Lockerungen ist nicht zu rechnen: Natürlich bedauert der Verband Frau und Kultur, den Markt ein zweites Mal innerhalb weniger Jahre absagen zu müssen, „wir haben aber vollstes Verständnis“, versichert Lore Evers. Mitte Juli bei stetig zurückgehenden Zahlen der Infizierten habe der Verband noch auf einen Markt unter Einhaltung der gewohnten Hygienemaßnahmen gehofft. „Da die Zahl der Erkrankten jetzt wieder deutlich ansteigt und wir nicht erwarten, dass es bis November Lockerungen für Senioreneinrichtungen geben kann, haben wir vom Vorstand Frau und Kultur uns für die Absage entschieden.“ Absage trifft Aussteller am schlimmsten: Alle Aussteller seien informiert, es habe viel Verständnis für die Entscheidung gegeben. Für die vielen Lübeck-Touristen sei die Absage nicht schön, „aber am schlimmsten ist es für die Kunsthandwerker.“ Bei Christopher Hoseit, der seit 2017 den Kunsthandwerkermarkt im Hoghehus organisiert, klingelt seit Tagen das Telefon: „Wir haben viele Anfragen von Ausstellern, die fürs HGH gebucht waren und jetzt die Absage bekommen haben.“ Die Bedingungen im Hoghehus seien andere als die im HGH, weshalb Hoseit optimistisch ist, dass der Markt stattfinden kann. „Die Stände stehen frei zu allen Seiten, die Durchlüftung ist geklärt, es gibt einen Rundlauf. Und die Aussteller müssen alle glaubhaft nachweisen, dass sie nicht zuvor in einem Risikogebiet waren.“ Für die Aussteller aus dem HGH gebe es im zweiten und dritten Zeitabschnitt des Marktes im Hoghehus noch einige freie Plätze. Einzelne Anfragen hat auch Anika Stender-Sornik vom Kunsthandwerkermarkt in St. Petri bekommen. Aber auch einige wenige Absagen. Allerdings überlege man derzeit, einige Reihen freizulassen. „Wir haben die Corona-Zahlen gut im Auge, haben ein Hygienekonzept mit einem Eingang am Haupt- und einem Ausgang am Seitenportal, außerdem betreiben wir ein genaues Besucher-Management“, sagt Stender-Sornik. Sie stehe im ständigen Austausch mit den Ausstellern und dem Lübeck und Travemünde Marketing (LTM). Ende September werde man entscheiden müssen, ob der Markt stattfinden könne oder nicht. Zum eigentlichen Weihnachtsmarkt gibt es von der Stadt aktuell keine Aussagen, auch die LTM hält sich zurück. Es bleibe dabei, dass man versuchen werde, den Weihnachtsmarkt unter geänderten Konditionen stattfinden zu lassen. „Wir spielen mehrere Szenarien durch“, sagt Wibke Borns von der LTM. „Sollten die Zahlen weiter steigen, werden sich entsprechend die Auflagen ändern, die dann auch Auswirkungen auf unsere Planung haben werden.“ Unter www.luebecker-weihnachtsmarkt.de sind alle aktuellen Informationen zur „Weihnachtsstadt des Nordens“ abrufbar. „Ein Stück Weihnachtskultur in Lübeck wird fehlen“: Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) bedauert die Absage, denn damit werde „ein Stück Weihnachtskultur in Lübeck fehlen. Auch wenn wir die Entscheidung des Verbands selbstverständlich nachvollziehen können – viele Menschen werden die Ausstellung und unvergleichliche Stimmung des Marktes in der gotischen Kirchenhalle und den Kabäuschen im Langhaus vermissen.“ Keine Spenden für soziale Zwecke: Und Sozialsenator Sven Schindler (SPD), der den mehr als 200 Frauen dankt, die alljährlich den Markt organisieren und veranstalten, weist auf eine soziale Komponente hin: „Mit der Absage wird auch ein Stück Sozialkultur fehlen, der Reinerlös des Marktes kommt in voller Höhe kulturellen und sozialen Zwecken in der Hansestadt zugute.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Familienfeier, Grillabend, Mund-Nasen-Schutz: Diese Corona-Regeln gelten aktuell in SH Abstand, Hygiene, Gästezahl: Das sind die Vorschriften für private Feiern Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Volle Strände in Schleswig-Holstein: Hier finden Tagestouristen Alternativen So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. 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