Lübeck: Wo sollen die Altstadtbewohner parken

Mehr Platz, weniger Autos – das ist Lübecks Devise für die Innenstadt. Die Folge: Parken wird teurer für die Altstadt-Bewohner. Denn die Stadt will Stellplätze für Bewohner massiv reduzieren. Von etwa 2400 Anwohner-Parkplätzen sollen 1221 wegfallen. Allerdings haben die 14 000 Altstadt-Bewohner immer mehr Autos. Angemeldet sind in der Innenstadt 5200 Wagen. Als Alternative sollen die Bewohner die Autos in Parkhäuser und auf Parkplätze am Rande der Altstadt stellen. Das Problem: Es gibt kaum noch Dauerstellplätze. Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Anwohner-Parkausweise sollen teurer werden: Teurer wird es für Altstadt-Bewohner aus zwei Gründen. Nummer eins: Die Politiker wollen die Preise für Anwohner-Parkausweise erhöhen. Aktuell kostet der Ausweis 30,70 Euro pro Jahr. Zu wenig aus Sicht von SPD und CDU. „Die Bewohner sollen für das Parken zahlen“, sagt Ulrich Pluschkell, Verkehrsexperte der SPD. Die derzeitigen Kosten seien lediglich eine Gebühr der Verwaltung. Die CDU stimmt zu. Christopher Lötsch: „Ich bin einer Erhöhung der Preise für das Anwohner-Parken nicht abgeneigt.“ Parkausweis für 200 Euro pro Jahr: Teurere Parkausweise für Anwohner – das fordern die Grünen sowieso. „Anwohner-Parken muss mehr kosten“, sagt Arne-Matz Ramcke. Denn: „Der öffentliche Raum soll nicht mit Blech zugestellt werden.“ Seine Argumentation: Da die Altstadt-Gassen zugeparkt sind, seien „die Parkhäuser zu teuer oder die Parkausweise zu billig“. Die GAL ist ebenfalls für teurere Parkausweise. Sie sollen bis zu 200 Euro im Jahr kosten, so die GAL. Das hat der Deutsche Städtetag vorgeschlagen. Ablehnung kommt von den Unabhängigen. „Das Anwohner-Parken muss billiger werden“, fordert Baufachmann Frank Müller-Horn. Dadurch sollen die Nachteile ausgeglichen werden, die das Wohnen in der Altstadt mit sich bringt. „Außerdem ist es eine Ungleichbehandlung“, argumentiert Fraktionschef Detlev Stolzenberg. Denn die Lübecker in St. Jürgen müssen nichts dafür zahlen, wenn sie ihr Auto in der Straße abstellen. Kaum Dauerparkplätze in Parkhäusern: Grund Nummer zwei: Teurer wird es für die Altstadt-Bewohner, wenn sie als Alternative einen Dauerparkplatz in einem Parkhaus mieten wollen. So schlägt es die Stadt vor. Solch ein Stellplatz kostet 65 bis 85 Euro pro Monat in den städtischen Parkhäusern des Koordinierungsbüros Wirtschaft (KWL). In den privaten Parkhäusern liegen die Preise meist höher – ab 100 Euro aufwärts. Die vier städtischen Parkhäuser in der Altstadt werden vom Koordinierungsbüro Wirtschaft (KWL) betrieben. Das Parkhaus an der Falkenstraße hat insgesamt 308 Parkplätze, davon 176 Dauerstellplätze. Das Parkhaus Am Burgtor zählt 318 Parkplätze, davon sind 215 an Dauerparker vermietet. Das Parkhaus Haerder Center hat 193 Stellplätze, davon zwei Dauerparkplätze. Das Parkhaus am Holstentor hat 519 Parkplätze, davon 132 Dauerstellplätze. Das Problem: Es gibt kaum Dauerstellplätze. In den Parkhäusern der KWL sind alle Dauerstellplätze vergeben. Für die vier Parkhäuser gibt es eine lange Warteliste. Für jedes Parkhaus warten mehr als 40 Lübecker auf einen Platz für ihr Auto. In den privaten Parkhäusern gibt es häufig ebenfalls Wartelisten. Aber das wiedereröffnete Parkhaus an der Hüxtertorallee hat freie Stellplätze. Da kostet ein Dauerparkplatz zwischen 65 und 110 Euro pro Monat. Neues Parkhaus – aber wo? Wohin mit den Autos der Altstadt-Bewohner? Die Lösung ist der Bau eines neuen Parkhauses – und mehr Dauerstellplätze in den bestehenden Parkhäusern. „Wir müssen uns über ein neues Parkhaus unterhalten“, sagt Lötsch. Er favorisiert den Bau eines Parkhauses vor der Altstadt am Burgfeld. Den Plan hat die Stadt 2015 entworfen, aber der wurde von der Politik abgelehnt. Lötsch: „Aber es ist der richtige Standort, an dem es noch kein Parkhaus gibt.“ Das steht im Zukunftsplan für Lübecks Altstadt (ab Seite 96): „Bei der angestrebten Umgestaltung von Straßenräumen mit einer neuen Flächenverteilung wird es weniger Stellplätze in den Straßenräumen geben als heute. Der Verlust kann sukzessive durch das Bereitstellen von Bewohnerstellplätzen auf Sammelparkplätzen (wie an der Kanalstraße) oder in Teilen der Parkhäuser kompensiert werden. Als mittel- bis langfristiges Ziel gilt die Halbierung der Anzahl der Stellplätze in den Straßenräumen.“ (...) „Bei einer (...) Halbierung der Anzahl der Bewohnerstellplätze in den Straßenräumen und einer Verlagerung dieser in die Parkhäuser und auf die Parkplätze würde die vorhandene Kapazität (in den Parkhäusern und auf den Parkplätzen) auch zukünftig noch ausreichen. Sollten (...) diese nicht ausreichen, ist über den Bau von neuen Parkmöglichkeiten am Altstadtrand nachzudenken. An der Kanalstraße und auf dem Parkplatz der MuK könnten Parkdecks geschaffen werden und zudem könnten die Planungen für ein Parkhaus am Gustav-Radbruch-Platz umgesetzt werden.“ Ein neues Parkhaus auf der Mittleren Wallhalbinsel – das ist der Vorschlag von Pluschkell. Außerdem plädiert er für mehr Dauerstellplätze in den vorhandenen Parkhäusern, auch auf den ebenerdigen Parkplätzen beispielsweise an der Kanalstraße. Denn: „Wenn wir lebenswerte Räume schaffen wollen, müssen die Autos woanders hin.“ Mehr Dauerstellplätze in Parkhäusern: Zustimmung kommt von Grünen und Unabhängigen. „Die Kapazitäten der Dauerstellplätze in den Parkhäusern müssen erhöht werden“, sagt Ramcke. „Wer nicht auf sein Auto verzichten will, muss es in einer Parkpalette abstellen.“ Stolzenberg sieht es ebenso: „Für jeden wegfallenden Parkplatz in der Altstadt, muss ein Ersatz-Parkplatz geschaffen werden.“ Für ihn ist aber klar: Die Dauer-Parkplätze in den Parkhäusern können teurer werden. Das Problem ist: Dauerparkplätzen spülen weniger Geld in die Kasse, als Parkplätze, die stundenweise vermietet werden. Lesen Sie auch CDU fordert weitere Parkhäuser am Lübecker Altstadtrand Lübeck: Parkhaus Holstentor darf nicht höher gebaut werden Lübeck: Weniger Autos in der Altstadt Von Josephine von Zastrow