Lübeck braucht 500 zusätzliche Wohnheimplätze für Studierende

Pakt der Hochschulen und der Hansestadt: Die Präsidenten der Universität zu Lübeck, der Technischen Hochschule und der Musikhochschule haben am Donnerstag eine Absichtserklärung unterzeichnet. Gemeinsam wollen sie für mehr Unterkünfte für Studierende in Lübeck sorgen. „Studentisches Leben in einer Stadt bedeutet Fortschritt für eine Gesellschaft“, sagte Prof. Rico Gubler, Präsident der Musikhochschule. Verwaltung und Hochschulen haben den mittelfristigen an weiteren Wohnheimplätzen ermittelt. Danach fehlen in Lübeck 500 solcher Unterkünfte. Im Schärenweg, im Quartier Bornkamp, will die Stadt ein Studierendenwohnheim mit 200 bis 300 Plätzen bauen. Bürgermeister Jan Lindenau (SPD): „Damit könnten wir die Hälfte des mittelfristigen Bedarfs decken.“ Wohnheim auf den Grundstücken der Flüchtlingsunterkunft: Die Stadt plant ein dreigeschossiges Wohnheim auf dem Gelände am Schärenweg, wo jetzt noch die Unterkünfte für Flüchtlinge sind. Der Bürgermeister schätzt, dass 2023 gebaut werden kann. Derzeit stehe noch nicht fest, wer das Wohnheim baut und betreibt. Die Grundstücke würden öffentlich ausgeschrieben, erklärt Bürgermeister Lindenau. Das geplante Wohnheim werde einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarktes für Studierende leisten, sind sich die Hochschul-Präsidenten sicher. Das Studierendenwerk Schleswig-Holstein habe Interesse angemeldet, berichtet Lindenau. Vorteil: Das Studierendenwerk biete günstige Zimmer an. Die Durchschnittsmiete für einen Platz liege bei 267 Euro warm im Monat. 549 Wohnheimplätze bietet das Studierendenwerk aktuell in der Hansestadt an. „Alle sind ausgebucht“, erklärt Sprecherin Kerstin Klostermann, Abteilungsleiterin Kommunikation, auf LN-Anfrage. Es gebe auch Wartelisten. Die Zahl der Studierenden, die auf ein Zimmer warten, schwanke zwischen 200 und 400. Lesen Sie auch Forscher entwickeln Corona-Frühwarnsystem: Lübeck ist dabei Corona in Lübeck: Höchstwert an Neuinfektionen (17.12.2020) – Inzidenz gestiegen Lockdown: Lübecker Kfz-Zulassungsstelle bis Januar geschlossen Doch beim Wohnprojekt im Schärenweg lassen es Hansestadt und Hochschulen nicht bleiben. „Wir verpflichten uns, weitere Flächen auf dem Campusgelände zu prüfen, inwieweit diese im Rahmen einer Nachverdichtung für studentisches Wohnen kurz- und mittelfristig zur Verfügung gestellt werden können“, heißt es in der Absichtserklärung. Dabei werde beispielsweise diskutiert, ob die großen Parkplätze nicht teilweise bebaut werden könnten. Die Wählergemeinschaft GAL fordert, das geplante Studierendenwohnheim im Schärenweg/Bornkamp in ein integratives Wohnprojekt weiterzuentwickeln. Auch Azubis und junge Geflüchtete, die Wohnungen suchen, sollen dort unterkommen. Die GAL erinnert an einen Bürgerschaftsbeschluss vom 22. Februar 2018: „Es soll geprüft und berichtet werden, wie zeitnah ein (…) integratives Wohnprojekt für Auszubildende, Studierende und (junge) Geflüchtete in Lübeck entstehen kann“, lautete ein Antrag der damaligen GAL-Fraktion, der beschlossen wurde. GAL-Politikerin Katja Mentz: „Bis heute wurde der Beschluss nicht umgesetzt, obgleich die Wohnraumproblematik für viele junge Menschen in Schule oder beruflicher Ausbildung weiterhin besteht.“ Wohnen ist für Studierende ein entscheidender Standortfaktor: Genug Unterkünfte für Studierende sei ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Studienortes, weiß Dr. Muriel Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule: „Wohnen steht ganz oben auf der Prioritätenliste der Studierenden.“ Nach Angaben von Uni-Präsidentin Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach wächst die Zahl der Studierenden in Lübeck stark an. Aktuell sind es ungefähr 10 000. Gillessen-Kaesbach: „Wohnraum wird dringend benötigt. Mit der Absichtserklärung setzen wir ein Zeichen, dass wir uns in dieser Frage engagieren.“ Die künftigen Wohnheime müssten vor allem über gute Internetverbindungen verfügen, erklärt Prof. Rico Gubler von der Musikhochschule. „ Derzeit können Studierende oft nicht an der digitalen Lehre teilnehmen, weil die Leitungen zu schwach sind“, berichtet Gubler. Die Musikhochschule hatte vor dem Lockdown die Mensa umgebaut und Einzelkabinen eingerichtet, damit Studierende am Digitalunterricht teilnehmen konnten. Von Kai Dordowsky