Lübeck plant drastische Erhöhung der Wochenmarkt-Gebühren

Die Marktbeschicker der Hansestadt sind beunruhigt. Die Stadtverwaltung plant eine Erhöhung der Standgebühren auf den Wochenmärkten von rund 150 Prozent. Während die ersten Politiker protestieren und die Betroffenen Gegenmaßnahmen überlegen, flüchtet sich Wirtschaftssenator Sven Schindler (SPD) in Allgemeinplätze: „Eine historische Stadt wie Lübeck ist eng verbunden mit Markt und Handel.“ Stadt beklagt hohe Defizite durch das Marktwesen: Schindler betont seit Jahren, dass die Verwaltung gemeinsam mit den Marktkaufleuten ein Konzept für die Modernisierung der Wochenmärkte erarbeiten wolle. Die Märkte sollen mehr Publikum locken, es soll wieder mehr Stände geben, die Infrastruktur soll ausgebaut werden und es soll auch Gebührenerhöhungen geben, weil die Stadt hohe Defizite im Marktwesen beklagt. Als eine Abordnung vor einigen Wochen ins Rathaus eingeladen war, rechneten die Marktbeschicker damit, dass ihnen das Konzept vorgestellt wird. Stattdessen wurde ihnen eine Gebührenerhöhung von 150 Prozent angekündigt. „Obsthändler, deren Stände viele Meter benötigen, können eine solche Erhöhung nicht stemmen“, sagt Fischhändler Ingo Massa. Auf 5,50 Euro je laufenden Meter soll die Gebühr steigen, erklärt Geflügelhändler Sven Bössow, Vorsitzender der Marktkaufleute, „eine solche drastische Erhöhung habe ich in 20 Jahren nicht erlebt.“ Unabhängige: Erhöhung unangemessen: Frank Müller-Horn von der Fraktion der Unabhängigen wurde von mehreren Marktbeschickern angesprochen und macht den Vorgang öffentlich: „Eine Erhöhung um 150 Prozent ist unangemessen und wird gerade kleinere Anbieter zur Aufgabe zwingen.“ Aber auch für größere Stände könne es problematisch werden, denn eine solche Erhöhung würde die Händler zwischen 10 000 und 14 000 Euro im Jahr kosten.“ Konzept liegt bis heute nicht vor: Ein Konzept zur Attraktivitätssteigerung haben die Händler bis heute nicht gesehen. Was sagt Sven Schindler dazu, wollten die LN wissen. Die Antwort des Senators: „Wochenmärkte ergänzen nicht nur das Angebot des Einzelhandels, sondern bieten auch soziale, kommunikative Kontakte im Stadtteil. Vor diesem Hintergrund ist es der Stadt wichtig, wo möglich die Wochenmärkte in den Stadtteilen zu erhalten.“ Zum geplanten Konzept: „Endgültige Ergebnisse oder Entscheidungen liegen noch nicht vor.“ Sven Bössow will jetzt auf die politischen Fraktionen im Rathaus zugehen. Ingo Massa kündigt nach den Herbstferien Aktionen auf den Wochenmärkten und eine Unterschriftensammlung an. Von Kai Dordowsky