Lübeck schiebt zwei Bauprojekte wegen Personalmangels

Wegen Personalmangels in der Bauverwaltung verschiebt die Stadt zwei Bauprojekte. Dunkel, die Wände vollgeschmiert, muffiger Geruch: Seit Jahren kämpfen Bürger in St. Jürgen für einen Ersatz des Tunnels, durch den Radfahrer und Fußgänger müssen, um im Verlauf des Mönkhofer Wegs über den St.-Jürgen-Ring zu kommen. Im März 2019 keimte Hoffnung auf, dass bald ein ebenerdiger Überweg den Tunnel ersetzt. Doch die Bürger müssen sich weiter gedulden. Im Haushalt 2021 werden keine Gelder für Planung und Bau der ebenerdigen Querung mit Ampeln eingestellt. Das hat der Kämmerer der Stadt der Rathausfraktion von GAL & Freien Wählern mitgeteilt. Und das bestätigt die Verwaltung auf LN-Anfrage: „Dadurch dass der Bereich keinen Unfallschwerpunkt darstellt, hat er nicht die höchste Priorität, sodass im Haushalt 2021 keine Mittel dafür eingestellt wurden.“ Verwaltung: Zuerst die Unfallschwerpunkte: Die Maßnahme werde zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet werden, wenn die dafür erforderlichen personellen Ressourcen zur Verfügung stehe, sagt die Verwaltung: „Zunächst werden Maßnahmen, die Unfallschwerpunkte betreffen, vorgezogen.“ Die Planung einer ebenerdigen Querung werde die Bauverwaltung frühestens im zweiten Halbjahr 2021 aufnehmen. Gebaut würde dann in zwei Jahren. Bis dahin müssen alle, die den Tunnel meiden, den Umweg bis zum nächsten ebenerdigen Übergang in Kauf nehmen. So hat die Stadt schon vor Jahren argumentiert, als die St.-Jürgen-Runde Unterschriften für eine ebenerdige Querung sammelte. Der Umweg sei zumutbar und auf dem St.-Jürgen-Ring sei zu viel Verkehr. Die Maßnahme sei aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben, versichert die Verwaltung. GAL schimpft: „Ein Unding“: „Es ist ein Unding, dass der Baubereich abwägen muss, ob er sein Personal zur Beseitigung von Unfallschwerpunkten oder zur Beseitigung des maroden, unzumutbaren Tunnels einsetzt“, kritisiert die GAL-Fraktionschefin Antje Jansen. Die Barrierefreiheit sei genauso wenig verzichtbar wie die Beseitigung von Unfallschwerpunkten, erklärt Carl Howe, Mitglied der GAL im Bauausschuss: „Den Tunnel benutzen notgedrungen über 1000 Menschen pro Tag. Die meisten sogar zweimal.“ Politiker fordern, dass der Tunnel kommen muss: „Ich bin enttäuscht“, sagt der Sprecher der St.-Jürgen-Runde und GAL-Mitglied Volker Koß. Er fährt lieber mit dem Rad auf dem St.-Jürgen-Ring. Koß: „Das erscheint mir ungefährlicher als die Rampen und Treppen des Tunnels. Und viele andere Fußgänger und Radfahrer denken und handeln genauso.“ Die Fraktion GAL und Freie Wähler wird in der kommenden Bürgerschaftssitzung beantragen, dass die Baumaßnahme doch in Angriff genommen wird. „Die barrierefreie Querung des St.-Jürgen-Rings in Höhe des Mönkhofer Weges ist verkehrspolitisch dringend notwendig“, erklärt auch Detlev Stolzenberg. „Die Maßnahme muss im Haushalt der Stadt weiterhin eingestellt bleiben“, fordert der Fraktionschef der Unabhängigen. Turnhalle in Kücknitz: Vielleicht ab 2022: Auch die Kücknitzer müssen sich in Geduld üben. Die neue Turnsporthalle, die am Trave-Schulzentrum gebaut werden soll, wird ebenfalls geschoben. Auf Nachfrage der CDU-Politikerin Dagmar Hildebrand, was denn die Planung von neuen Sporthallen mache, erklärte das städtische Gebäudemanagement: „Planungsmittel für 2021 sind im Haushaltsentwurf nicht vorgesehen.“ Das Gebäudemanagement habe Prioritäten bei der Betreuung von Bauprojekten setzen müssen, deshalb könne diese Maßnahme zur Zeit nicht weiter verfolgt werden. Das Gebäudemanagement empfiehlt, „die Planung dieses Projektes ab 2022 wieder aufzunehmen.“ Lesen Sie auch Lübeck: So sanieren die EBL das Abwasser-Kanalnetz Lübeck: Wo sollen die Altstadtbewohner parken Lübeck: Possehlbrücke wird wieder Baustelle Von Kai Dordowsky