Die Hansestadt will testen, was in vielen Städten längst Praxis ist. An zehn Müllbehältern auf der Altstadtinsel und in der Umgebung des Hauptbahnhofes sollen Pfandringe an Abfallbehältern installiert werden. Passanten können Leergut, auf dem Pfand ist, in die Ringe stellen. Bedürftige können die Flaschen einsammeln, ohne dass sie in den Müllbehältern wühlen müssen.
SPD und Linke: Unwürdige Suche wird erspart
Der Werkausschuss der Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) hat das in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich entschieden. Frank Zahn (SPD): „Jeder hat die Menschen schon gesehen, die aus Mülleimern Pfandgut sammeln. Dies geschieht häufig aus wirtschaftlicher Not. In den Mülleimern befinden sich neben Speiseresten auch oft Scherben oder Hundekottüten.“
In vielen Städten habe sich der Pfandring als Alternative etabliert. Laut Zahn werden die Pfandringe bis zum August angebracht. Der SPD-Politiker: „Den Leergutsammlern wird so eine unwürdige Suche im Müll erspart und der Recyclingkreislauf unterstützt. Eine Entsorgung der Flaschen und Dosen in den Mülleimern wird vermindert.“
Einige Kommunen schaffen Pfandringe wieder ab
Die Linke begrüßt den „Pfandring-Test“ der Entsorgungsbetriebe. „Ich hoffe, dass die Möglichkeit auch von allen Beteiligten angenommen wird“, sagt Hans-Jürgen Martens, Mitglied im Werkausschuss. Für Menschen, die Pfandflaschen aus Mülleimern sammeln, um ihre prekäre finanzielle Lage ein wenig zu verbessern, seien Pfandringe eine gute Sache. Martens: „Das Suchen im Müll ist einfach entwürdigend für die Pfandsammler.“ Die Linke wünscht sich weitere Pfandringe an Müllbehältern in Lübecks Straßen.
Die EBL haben einen Prototypen entwickelt und geben die Herstellung weiterer Pfandringe in Auftrag. Es gebe allerdings auch Kommunen, die sich von dem System wieder verabschieden, erklärt Unternehmenssprecherin Cornelia Tews. Grund: Um die Müllbehälter mit Pfandringen sammele sich sehr viel Dreck an, der dann von den Entsorgern beseitigt werden müsse.
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Von Kai Dordowsky