Lübeck will Kulturschaffenden durch die Corona-Krise helfen

Der Hauptausschuss der Bürgerschaft beauftragt die Kulturverwaltung, „zeitnah ein auskömmliches Unterstützungskonzept zu entwickeln, das insbesondere die Lebens- und Arbeitsrealitäten freier Künstler angemessen berücksichtigt.“ Das beschlossen die Politiker fast einstimmig, nur die AfD war dagegen. Damit ist eine Grundsatzentscheidung gefallen, dass Lübeck den Kulturschaffenden durch die Corona-Krise hilft. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Detlev Stolzenberg, Fraktionschef der Unabhängigen, appellierte in einem leidenschaftlichen Redebeitrag an seinen Mitstreitenden, dass die Künstler jetzt dringend die städtische Hilfe benötigen. Die Stadt könne nicht länger warten, „denn im Herbst sind viele nicht mehr spielfähig“, sagte Stolzenberg, „wir müssen jetzt beginnen.“ Den Künstlern steht das Wasser bis zum Hals: Den Veranstaltern und Kulturschaffenden würde das Wasser bis zum Hals stehen, erklärt Katjana Zunft (Linke), Lübeck müsse jetzt ein Zeichen setzen. Doch die GroKo aus SPD und CDU zierte sich zunächst noch. „Der Chinese sagt, hast Du es eilig, dann gehe langsam“, zitierte CDU-Fraktionschef Oliver Prieur einen Sinnspruch. „Wir können nicht ein Versprechen abgeben, wenn wir die Schutzlücken für die Künstler noch gar nicht kennen“, wandte SPD-Fraktionschef Peter Petereit ein. SPD und CDU wollten am ursprünglichen Fahrplan festhalten, der im Kulturausschuss abgesprochen war. Arbeitsgruppe nimmt am 1. Juli die Arbeit auf: Danach nimmt am 1. Juli eine Arbeitsgruppe aus Künstlern, Verwaltung und Kulturpolitikern die Arbeit auf, um herauszufinden, wer welche Hilfe benötigt, wo Bundes- und Landesprogramme greifen und wo die Stadt einspringen sollte. Die Kulturverwaltung hat bereits Vorarbeit geleistet und eine anonymisierte Liste der freien Theater vorgelegt, in der steht, welche Bühne welche Hilfen bekommen hat und welche Einnahmeverluste durch Corona-Auflagen aufgelaufen sind. „Wir kennen genaue Zahlen“, sagte Kultursenatorin Kathrin Weiher (parteilos). Wenn die Arbeitsgruppe fertig sei, würde die Stadt auch die „Kleinkünstler kennen, die durch alle Maschen der Corona-Hilfen fallen“, versicherte die Kultursenatorin. Kultursenatorin forderte ein starkes Zeichen: Weiher appellierte an die Politiker, jetzt ein „großes und starkes Zeichen zu setzen und nicht gegen einen Antrag zu stimmen, nur weil er von einer kleinen Fraktion kommt.“ Sie würde mit dem Vorsitzenden des Kulturausschusses an einem Strang ziehen. Das ist Wolfgang Neskovic von den Unabhängigen, der seit Wochen für eine schnelle finanzielle Hilfe für die Kulturschaffenden kämpft. Finanzielle Festlegungen hat der Hauptausschuss allerdings gemieden. Die Unabhängigen wollten Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) verpflichten, die kommunale Hilfe für die Künstler aus dem Zehn-Millionen-Corona-Hilfstopf zu nehmen, den die Bürgerschaft Ende März bereitstellte. Dieser Punkt des Antrags wurde abgelehnt. Von Kai Dordowsky