Lübecker Baustelle Moislinger Allee: Eine Seite ist fast fertig

Seit dem Frühjahr 2018 ist die Moislinger Allee im Abschnitt zwischen Lindenteller und Einmündung der Lachswehrallee eine Großbaustelle. Überall rot-weiße Bauzäune, Radfahrer, die sich in die einspurige Behelfsfahrbahn einfädeln müssen, genervte Anwohner und Geschäftsleute. Der Rentner Henning Raffel zum Beispiel sagt: „Als Anlieger der Moislinger Allee sind wir von den hartnäckigen und langjährigen Baumaßnahmen nicht nur betroffen, sondern in hohem Maße auch sehr überrascht.“ Ihm falle auf, dass die Arbeiten nicht nacheinander durchgeführt würden, sondern mit „großen zeitlichen Abständen“. Ein Kritikpunkt, der immer wieder zu hören ist. Unübersichtliche Situation an Straßeneinmündung: Es ist Donnerstag, ein kalt-grauer Vormittag. Peter Griepentrog von der Firma Grothe-Bau pflastert mit zwei Kollegen die Überfahrt in die Nebenhofstraße. Bis zur Einmündung dieser Seitenstraße ist der Geh- und Radweg bereits fertig, es fehlt nur noch das letzte Stück bis zum Lindenteller. Immer wieder verschieben die Bauarbeiter die rot-weißen Absperr-Zäune, immer wieder quetschen sich Pkw haarscharf an den Arbeitern vorbei in die Nebenhofstraße. Ein leicht verwirrter älterer Herr, der eine Fußpflege-Praxis sucht, gerät versehentlich ins Baufeld. Weniger Parkplätze, weniger Kunden: Auch für andere Fußgänger ist es schwierig, zu den wenigen geöffneten Geschäften, zur Apotheke am Lindenplatz oder ins Ärztehaus zu gelangen. „Es ist eine ganz unschöne Situation, man hat manchmal das Gefühl, dass wochenlang nicht gearbeitet wird“, sagt Apothekerin Anke Bern. Seit Baubeginn habe sie „deutlich weniger Kunden“: weniger Laufkundschaft, aber auch weniger Kunden aus dem hauseigenen Ärztezentrum, „da es viel schwieriger ist, einen Parkplatz zu bekommen“. „Für Leute mit Gehwagen eine Katastrophe“: Davon weiß der 81-jährige Horst Neitzel ein Lied zu singen: „Ich war gerade bei meinem Hausarzt und musste weit entfernt parken“, sagt er. Neitzel ist zwar noch ganz gut zu Fuß, „aber für Leute mit Gehwagen ist das eine Katastrophe“, sagt er mit Blick auf den Zaunwald und den Gehweg, der unmittelbar vor der Apotheke auf dem alten Gehweg, danach auf dem neuen Mittelstreifen verläuft. Westseite soll Mitte Februar fertig sein: Aber es wird, von Stillstand kann keine Rede sein: Ein Großteil der Westseite (stadtauswärts fahrend rechter Hand) ist fertiggestellt, wie Bauleiter Sven Tolkmit sagt. „Letzte Woche mussten wir zwar wegen der Witterung die Arbeiten aussetzen“, sagt er, aber sonst liege man voll im Plan. Die Einmündungsbereiche Dorne- und Karpfenstraße sind mit kleinen Rampen fertiggestellt, die Einmündung Nebenhofstraße inzwischen auch. Tolkmit geht davon aus, dass auch das letzte Stück bis zum Lindenteller Mitte Februar fertiggestellt ist. Längere Pause im Sommer 2020: Zum Eindruck etlicher Anwohner und Anlieger, dass es diverse Unterbrechungen gegeben habe, räumt er eine längere Pause im vergangenen Jahr ein: „Bis Ende Juli haben die Stadtwerke noch die neuen Versorgungsleitungen gelegt, wir konnten erst im August weiterarbeiten.“ Aber so war es auch in der vorgestellten Planung der Stadt vorgesehen. Stadt: Informieren regelmäßig: Auch den Vorwurf mangelnder Information seitens einiger Anlieger entkräften Stadt und Bauleiter Tolkmit. „Wir informieren seit dem 7. Februar 2018 regelmäßig über den aktuellen Stand der Baumaßnahme in der Moislinger Allee“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. So habe es zum Auftakt ein Gespräch am 28. Mai 2018 gegeben, zudem informiere die Stadt über die Medien und auf ihrer Seite www.luebeck.de/baustellen über den Bauablauf. Lesen Sie auch Wochenmarkt auf Lübecks Markt: Ungeeigneter Standort? UKSH geht in den Notfallbetrieb: 107 Mitarbeiter in Quarantäne wegen Corona Lübeck: Fridays for Future fordern autofreie Innenstadt und mehr Busse Bauleiter für Anlieger erreichbar: Bei der längeren Unterbrechung im vergangenen Jahr, versichert Bauleiter Sven Tolkmit, hätten alle betroffenen Anwohner Einwurfschreiben bekommen. Zudem sei er stets telefonisch für Beschwerden und Fragen der Anlieger erreichbar gewesen, „einige haben dieses Angebot auch wahrgenommen.“ Ende Februar bis Ende Juni ist die andere Seite dran: Vom Blick zurück zum Blick nach vorn: Wenn die Westseite der Moislinger Allee fertiggestellt ist, kommt die Ostseite an die Reihe, also die mit dem ehemaligen Stadtwerke-Gebäude. Aktuell fahren Pkw, Busse und Lkw sowie Radfahrer stadteinwärts auf einer Behelfsfahrbahn, die dem künftigen Gehweg weicht. Der Verkehr stadteinwärts läuft dann über die Mittelinsel, während Geh- und Radweg sowie Parkbuchten hergestellt werden. Bauleiter Tolkmit ist zuversichtlich: „Zum 30. Juni, plus-minus ein bis zwei Wochen, wollen wir fertig sein.“ Und dann hätten die Anlieger nach drei Jahren eine runderneuerte Moislinger Allee mit mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer – zumindest auf dem 390 Meter langen Teilstück zwischen Lindenteller und Lachswehrallee. Von Sabine Risch