Lübecker Bürgerschaft: Bund soll den Herrentunnel kaufen

Kaufen, kaufen, kaufen: Die Bürgerschaft will, dass der Bund den Herrentunnel erwirbt. Und: Die Politiker wollen wissen, was das Bauwerk genau kostet. Das hat die Bürgerschaft entschieden. Zugestimmt haben alle Fraktionen – allerdings mit großer Skepsis. Abgelehnt hat die AfD. Allerdings: Der Bund hat den Kauf des Herrentunnels schon 2008 eine Absage erteilt. Verfolgen Sie die Bürgerschaft in unserem Live-Ticker. „Herrentunnel war ein Fehler“: Dennoch: Die Politiker wollen es versuchen. Denn: „Der Herrentunnel war ein großer politischer Fehler“, sagt Antje Jansen (GAL). Die Entscheidung für den Bau des Tunnels ist in den 1990er Jahren gefallen. Die Idee: Ein privater Investor baut den tunnel und erhält dafür Maut. Damals war man von einer Gebühr von 50 Cent ausgegangen. Heute kostet die Durchfahrt 1,90 Euro. Das Problem: Es fahren zu wenige Autos hindurch. Prognostiziert waren 30 000 bis 40 000 Autos pro Tag. Doch gerade einmal 17 000 Autofahren passieren die Röhren am Tag. Daher steigt die Maut. Bund soll den Tunnel kaufen: Für die SPD ist klar: Der Bund muss den Tunnel übernehmen. Denn: Der hat mit einem Gesetz die Grundlage geschaffen für den Bau des Herrentunnels. „Dieses Gesetz gehört abgeschafft“, sagt Ulrich Pluschkell (SPD). Der Bund habe es beschlossen, daher müsse er es nun auch wieder einkassieren. „Und auch die Folgen beseitigen.“ Sprich: Den Herrentunnel übernehmen. Stadt soll den Herrentunnel übernehmen: Skeptisch sehen das Ansinnen Unabhängige und Grüne. Sie haben andere Ideen. „Der Rückkauf durch den Bund ist unrealistisch“, sagt Detlev Stolzenberg, Fraktionschef der Unabhängigen. Er will, dass die Stadt dem Tunnelbetreiber einen Zuschuss zahlt. Und damit die Maut reduziert wird. Die Grünen haben indes einen anderen Fokus. „Es gibt die Möglichkeit, dass die Stadt den Herrentunnel zurückkauft“, sagt Thorsten Fürter. Er will wissen, was das genau kostet. Herrentunnel: Keine Lösung: Völlig abwegig. So bewerten Linke und FDP den Rückkauf des Herrentunnels durch den Bund. „Das Kind ist in den Brunnen gefallen – schon 1995“, malt Ragnar Lüttke (Linke) ein drastisches Bild. Und: „Es kommt da auch nicht wieder raus.“ Seine Konsequenz: „Nie wieder solche Entscheidungen zu treffen.“ Für FDP-Fraktionschef Thomas Rathcke ist klar: „Es werden Hoffnungen geschürt, die nicht realistisch sind.“ Von Josephine von Zastrow

Politik im Rathaus - Bürgerschaft: Bund soll den Herrentunnel kaufen