Lübecker "Elisa"-Studie: Neue Tests zu Antikörpern und im Tourismus

An der Anmeldung, in den einzelnen Testräumen, am Kühlschrank für die entnommenen Proben: Überall herrscht an diesem Montag in den Media Docks reger Betrieb – wie seit Beginn der groß angelegten Elisa-Studie der Universität zu Lübeck Ende April. An diesem Montagvormittag sind noch ein paar mehr Menschen im Gebäude, denn die Wissenschaftler sowie Uni-Präsidentin Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach bekommen Besuch von Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU). Und im Laufe des Gesprächs wird bekannt, dass die Studie in zweierlei Hinsicht erweitert wird. Viel Unterstützung von Bürgern: Uni-Präsidentin Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbachs kleine Rückschau auf die Entstehung der Studie wurde zum Lob für die Lübecker: In relativ kurzer Zeit hätten sich nicht nur 10 000 Lübecker für „Elisa“ angemeldet, vielmehr habe man über Crowdfunding bislang 90 000 Euro eingenommen. „Das zeigt die Verbundenheit der Lübecker mit der Universität“, freut sich Gillessen-Kaesbach. Zur Finanzierung der Studie hatte die Possehl-Stiftung zunächst einen Kredit über 50 000 Euro bewilligt, das Land gab 400 000 Euro. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach 26 Medizin-Studierende helfen: Prof. Christine Klein, Direktorin des Instituts für Neurogenetik, sei die treibende Kraft bei der Gründung der Studie gewesen, die diese nun mit Prof. Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie, sowie Prof. Alexander Katalinic, Direktor des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie, leitet. Christine Klein dankte der Uni und vor allem den 26 Studierenden, die jeweils sechs Stunden pro Tag Abstriche machen und Blutproben entnehmen. Antikörper und Immunität: Noch zu wenig Daten: Inzwischen gibt es eine kleine Zwischenbilanz: Unter 5700 Tests an 3049 Probanden fiel kein einziger positiv aus, wie Prof. Jan Rupp berichtete. Wenig Ergebnisse hat man allerdings bislang in Sachen Antikörper und Immunität: Zwar wurden 3041 Tests gemacht – nur 0,5 bis 1 Prozent waren positiv. „Zu wenig“, so Rupp, „um daraus entsprechende Schlüsse ziehen zu können.“ Vor allem Aussagen über die Dauer der Immunität könnten aufgrund fehlender Daten nicht gemacht werden. Erweiterte Antikörper-Tests: Doch gerade in diesem Bereich will die Studie tiefer greifen: An 150 Teilnehmern – darunter 75 mit positivem Antikörper-Test und 75 Kontrollpersonen – sollen neben Blutuntersuchungen auch Geruchs- und Blutgruppen-Tests gemacht sowie Urin- und Stuhlproben entnommen werden. Schleswig-Holstein gut aufgestellt: Generell, da sind sich die Wissenschaftler mit Ministerin Prien einig, sei Schleswig-Holstein gut davor, was den Umgang mit der Pandemie und den zuletzt erfolgten Lockerungen anbelangt. Aber: Am vergangenen Sonnabend sind zwei Neuerkrankungen hinzu gekommen – „ausgerechnet in Lübeck, das über Wochen keine Neuerkrankungen hatte“, merkt Prof. Alexander Katalinic an. „Das zeigt, wie fragil das alles ist“, mahnt er. Nach Angaben der Stadt hat sich eine Person mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem familiären Besuch aus Polen infiziert. Bei der zweiten infizierten Person handele es sich um ein noch nicht schulpflichtiges Kind. Die Touristen kommen – Neue Testreihe: Spannend wird’s von der kommenden Woche an: Dann nämlich wird „Elisa“ erweitert um den Bereich Tourismus. Da man die Touristen schlecht testen könne, werden im Juli und August 1200 Personen aus Gastronomie, Hotellerie, aber auch Strandkorbvermieter und andere, die mit vielen Touristen in Kontakt kommen, getestet. Das Einzugsgebiet soll bis Neustadt reichen. Die Uni habe dabei, so Rupp, „große Unterstützung von Tourismusverband und Dehoga. „Corona ist noch nicht vorbei“, mahnt auch Wissenschaftsministerin Karin Prien. Das einzig wirksame Mittel seien Wissenschaft und Forschung. Und da sei Schleswig-Holstein „extrem gut aufgestellt, was die Arbeit an den Unis betrifft und die Vernetzung im Land“. „ELISA“ steht für LübeckEr Längsschnittuntersuchung zu Infektionen mit SARS-CoV-2 und ist eine Kooperation zwischen der Universität zu Lübeck, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein im Rahmen der COVID-19 Research Initiative Schleswig-Holstein sowie dem Gesundheitsamt Lübeck. Maßgeblicher „Motor“ für die Studie war Prof. Christina Klein, Direktorin des Instituts für Neurogenetik. 10 000 Lübecker haben sich angemeldet und füllen alle drei Tage Fragebögen aus. Dabei geben sie unter anderem Auskünfte zum körperlichen Befinden, zu eventuellen Kontakten mit Infizierten, zum Einkaufsverhalten und zum allgemeinen Wohlbefinden. Rund 3000 von ihnen wurden für Testungen ausgewählt. Diese finden monatlich zwischen Mai und August statt sowie im Herbst/Winter und im kommenden Frühjahr. Es werden Rachen- und Nasenabstriche sowie Blutproben genommen und ausgewertet. Bundesweite Vernetzung mit BMBF-Mitteln: 150 Millionen Euro, so Uni-Vizepräsident Prof. Christopher Baum, habe das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis März 2021 für die Universitätsmedizin in Deutschland zur Verfügung gestellt, „damit Regionen und Bundesländer sich vernetzen und voneinander lernen – auch was die Therapie betrifft.“ Dies sei „eine nationale Herausforderung. Aber auch er sieht Schleswig-Holstein da gut aufgestellt: Das Land habe sich bereits vor zehn Jahren durch den Zusammenschluss der beiden Uni-Kliniken bereits auf derartige Krisen vorbereitet. 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