Lübecker Hafen: Russland-Sanktionen und ein Hauch von Weltpolitik

Die große Politik kann zuweilen ein glattes Parkett sein. Das spürt gerade der Chef der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG). Prof. Sebastian Jürgens hat bei einem virtuellen Empfang des „Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds“ Kritik an den Russland-Sanktionen der Bundesrepublik geübt. Dafür wird er jetzt kritisiert. Vom CDU-Bürgerschaftsmitglied Burkhart Eymer. Der hatte schon länger seine Probleme mit der Haltung des LHG-Chefs. Sebastian Jürgens hat die Russland-Sanktionen nicht zum ersten Mal in Frage gestellt. Einem CDU-Politiker ist der Kragen geplatzt: Jetzt ist Eymer der Kragen geplatzt. Ausgerechnet zu einer Zeit, in der die russische Regierung den Oppositionspolitiker Alexei Nawalny ins Gefängnis steckt und Demonstrationen niederknüppelt, betont Jürgens die guten persönlichen und geschäftlichen Beziehungen zu den russischen Handelspartnern. Lesen Sie auch Geheimauftrag für Marine aus Kiel: Russisches U-Boot in der Ostsee beschatten Nach Corona-Ausbruch bei Sana in Lübeck: Praxisklinik Travemünde dicht RKI-Chef zu Corona-Mutationen: „Wissen noch nicht, ob Geimpfte auch immun sind“ Leider ist nicht bekannt, wie der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Johann Saathoff, und Andrey Sharashkin, Generalkonsul der Russischen Föderation für Norddeutschland, darauf reagiert haben, die beim virtuellen Empfang dabei waren. Wirtschaftsverband will in Ruhe Geschäfte machen: Bei den Mitgliedern dieses „Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds“ rennt Jürgens mit seiner Haltung offene Türen ein. „Viele halten die EU-Politik gegenüber Russland für falsch. Mittelständler möchten in Ruhe ihr Business machen. Was ist daran verwerflich?“, heißt es auf der Internetseite des Verbands. Nun wird Weltpolitik garantiert nicht an der Trave entschieden. Aber in Ruhe Geschäfte zu machen mit einem Staat, der der Annexion der Krim und der Vergiftung eines Oppositionspolitikers bezichtigt wird – das ist eine fatale Einstellung, wenn Sanktionen überhaupt etwas bewirken sollen. Von Kai Dordowsky