Lübecker Mamas machen Internet-Blogs für Mamas

Derzeit wird viel über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestritten. Die beiden Lübeckerinnen Nathalie Klüver (39) und Tanja Berlin (41) haben es geschafft, mit Internet-Blogs über ihren bunten Alltag mit Kindern auch kommerziell erfolgreich zu sein. Beide haben drei Kinder, beide lieben Skandinavien und beiden ist es wichtig, viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Doch es gibt auch Unterschiede. Während der Blog von Tanja Berlin ( Zuckersüße Äpfel) eine Art waldorfnahes Familienmagazin im Internet ist mit vielen Rezepten, Bastelideen und Reisetipps, geht es Nathalie Klüver (Eine ganz normale Mama) in ihrem Blog auch darum, anderen Müttern den Druck zu nehmen, immer alles perfekt machen zu wollen. Umorientierung nach dem zweiten Kind: Nathalie Klüver ist ausgebildete Journalistin. Vor der Geburt ihres ersten Kindes hat sie ihr Geld unter anderem mit Reportagen aus Entwicklungsländern verdient. „Das war spätestens nach der Geburt des zweiten Kindes nicht mehr zu machen, ich musste mich also umorientieren“, erinnert sich die 39-Jährige. So entstand die Idee für einen Blog, der kein klassisches Tagebuch, sondern eher ein Magazin sein sollte. „Alle kämpfen mit den gleichen Problemen“: Seit sechs Jahren bloggt die „ganz normale Mama“, es gibt jede Woche eine Kolumne, ein Rezept, oder einen Reise- oder Buchtipp und einen Werbe-Post, in dem ausgewählte Produkte vorgestellt werden. Inzwischen hat Nathalie Klüver mehr als 50 000 Follower in den sozialen Medien und mehr als 200 000 Besucher im Monat auf ihren Internet-Seiten. Sie hat mehrere Bücher geschrieben, darunter neben einem Kinderbuch auch Erziehungs-Ratgeber. Ihrer Erfahrung nach fühlen sich viele Mütter nach der Geburt des ersten Kindes wie in einer einsamen Blase. „Ich möchte mit meinem Blog zeigen, dass wir alle im selben Boot sitzen und mit den gleichen Problemen kämpfen“, erklärt Klüver. Identifikation als Erfolgsrezept: Dieses Gefühl, nicht allein zu sein in einer sensiblen, wichtigen und aufregenden Zeit des Lebens, mache Mama-Blogs so erfolgreich, sagt Social-Media-Expertin Johanna Schäwel von der Uni Hohenheim. Mütter bekommen Tipps, Anregungen und Ratschläge von Frauen, mit denen sie sich identifizieren können. Das funktioniere besonders gut, wenn die Blog-Autorin authentisch und lebensnah wirke. Klar als solche gekennzeichnete Werbung tue dabei der Glaubwürdigkeit keinen Abbruch, solange das Produkt zur Bloggerin passt, erklärt Schäwel. Blick hinter die perfekten Kulissen: Nathalie Klüver hinterfragt in ihrem Blog auch augenzwinkernd die scheinbare Perfektion der Instagram-Welt. Indem sie zum Beispiel erst ihr tipptopp aufgeräumtes und durchgestyltes Regal postet – und dann den Bereich darunter, wo sich das Altpapier stapelt. Nathalie Klüvers Kinder (8, 6 und 2 Jahre) sind im Internet immer nur von hinten zu sehen. „Ich möchte sie nicht in die Öffentlichkeit zerren“, sagt die 39-Jährige. Sie bekommt oft zu hören, dass sie noch viel größeren Erfolg hätte, wenn die Gesichter ihrer Kinder zu erkennen wären, doch das kommt für die Journalistin nicht in Frage. Und auch wenn die Mama ihr Geld durch die sozialen Medien verdient, gibt es zu Hause klare Regeln: Beim Essen sind Handys absolut tabu und um 22 Uhr hat auch Nathalies Smartphone Feierabend. Plötzlich bekannt: Die Diplom-Sozialpädagogin Tanja Berlin startete ihren Blog Anfang 2012, während sie mit ihrem ersten Kind in Elternzeit war. Inzwischen hat sie drei Kinder (10, 6 und 1 Jahr alt) und ihr Blog ist kontinuierlich gewachsen. Sie hat über 50 000 Abonnenten und 500 000 Besucher auf ihren Internet-Seiten pro Monat. Ein Erfolg, der die 41-Jährige selbst überrascht hat. „Ich habe damit angefangen, weil ich wahnsinnig gern koche, backe und bastele und meine Freundinnen gesagt haben, dass ich das alles mal zeigen sollte“, erinnert sich die Lübeckerin, die dänische Wurzeln hat. Inzwischen wird sie häufig auf der Straße erkannt und angesprochen, selbst bei ihren Auslandsreisen. „Das ist ein schönes Gefühl, aber das Merkwürdige daran ist, dass die Leute, die mich ansprechen, viel über mich wissen und ich gar nichts über sie.“ Anteil nehmen am Leben der anderen: Ihr gefalle es, ihre Leser mit auf Reisen zu nehmen, und es sei schön zu merken, dass die „treuen Leser uns begleiten und sich mit uns verbunden fühlen“. Genau das ist nach Ansicht von Social-Media-Expertin Johanna Schäwel ein zentraler Erfolgsfaktor des Blogs: „Der Leser nimmt wie ein Freund Anteil am Lebens dieser sehr harmonisch wirkenden Familie.“ Zu Privates bleibt außen vor: „Dennoch zeigt mein Blog natürlich nur einen Ausschnitt unseres Lebens“, betont Tanja Berlin. Zu Privates bleibe außen vor. So würden sie zum Beispiel nie einen Wutanfall thematisieren, „weil ich mein Kind nicht bloßstellen will“. Ihr sei ganz wichtig, dass sich „die drei niemals schämen für das, was ihre Mutter im Internet veröffentlicht“. Gefahren vorbeugen: So machen Eltern die Küche kindersicher Verletzungsgefahr: So schützen Eltern ihre Kinder in Automatiktüren Kindersitz: So finden Sie ein passendes und sicheres Modell Auto: Wo ist der sicherste Platz für Kinder? Kindersitz oder Fahrradanhänger: So fahren die Kleinen sicher auf dem Rad mit Das sind die besten Suchmaschinen für Kinder Akute Smartphone-Panik: Lasst die Kinder bitte surfen Digitales Familienleben: Darf ich mein Kind alleine vor das Tablet setzen? Rezepte sollen unkompliziert sein: Die Rezepte auf dem Blog Zuckersüße Äpfel müssen stets drei Kriterien erfüllen: unkompliziert, schnell und lecker. Anregungen für ihre Basteltipps holt sich Tanja Berlin oft auf Reisen und entwickelt dann Abwandlungen. Alle zwei bis drei Tage veröffentlicht Tanja Berlin einen neuen Blogpost, sie schreibt aber auch für Reisemagazine und Firmenblogs. Auch die 41-Jährige hat bereits mehrere Bücher geschrieben, das nächste kommt im März 2020 auf den Markt („Feste feiern mit Kindern“). Bei der Auswahl ihrer Werbepartner achtet Tanja Berlin darauf, dass das Produkt ihr selbst gefällt, sie überzeugt und zu ihr und ihrer Familie passt. Inzwischen sage sie 70 Prozent der Anfragen ab. Tanja Berlin hat vor kurzem zusammen mit Vulpo Medien aus Lübeck auch einen Image-Film gedreht. mit dem sie neuen Lesern sich, ihre Familie und ihren Blog vorstellt. Arbeiten, wenn andere Feierabend haben: Die Hauptarbeitszeit der 41-Jährigen beginnt, wenn ihr Kinder im Bett sind: Jeden Abend von 19 bis 24 Uhr sichtet sie E-Mails und Kommentare, schreibt Blogposts, bearbeitet Bilder und macht die Buchhaltung. Für ihre Fotos braucht sie jedoch Tageslicht, im Winter wird daher zwischen 10 und 14 Uhr arrangiert und abgelichtet. Dass sie mit dem, was ihr ohnehin großen Spaß macht, auch noch Geld verdient, sei ein großes Geschenk. Doch es gebe auch einen kleinen Haken: „Freie Tage habe ich nie – auch nicht während unserer Reisen.“ Lesen Sie auch: Lübecker Bloggerin schreibt Kinderbuch Herrlich unperfekt: Die glückliche Mutter Von Grit Petersen

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