Lübecker Pizza-Boten überfallen: Lieferanten schützen sich

In einen Hinterhalt gelockt und ausgeraubt: Ein 16-jähriger Pizzabote wurde am Sonnabend gegen 20 Uhr in die Sibeliusstraße nahe der Autobahnunterführung bestellt. Dort lauerten ihm mindestens vier junge Männer auf. Einer trat ihn von seinem Fahrrad. Der Bote verletzte sich leicht. Während er am Boden lag, durchsuchten die Männer seine Kleidung und nahmen ihm eine geringe Menge Bargeld und einige Pizzabrötchen ab. Danach flüchteten sie in Richtung eines nahegelegenen Kleingartenvereins. Die Lübecker Polizei konnte die Täter bisher nicht auffinden. Ein ähnlicher Fall ereignete sich am 7. Januar: Im Bereich der Ziegelstraße und des Steinrader Wegs wurde ein 16-jähriger Lieferant von drei jungen Männern angehalten. Nachdem sie ihm mit Schlägen gedroht hatten, übergab er den Tätern einen dreistelligen Betrag. Sie flüchteten in den Stichweg Richtung Steinrader Weg. Zurzeit überprüft die Polizei, ob es einen Zusammenhang zwischen den Taten gibt. So werden Fahrer geschützt: Wenig Bargeld: „Man hört immer wieder von solchen Fällen“, sagt Gülkekin Tilki, Mitinhaber der „Einhandwerk Pizza Manufaktur“ in der Ziegelstraße. „Natürlich ist einem die Gefahr bewusst, die Fahrer haben teils sehr viel Bargeld dabei.“ Deswegen gibt es Regeln: „Man kann bei uns nicht anonym bestellen“, berichtet er. Bei „Domino's Pizza“ haben die Lieferanten zum Schutz nie über 50 Euro Wechselgeld in der Tasche, erklärt Pressesprecherin Julia Janssen. Mesut Camkiran, Inhaber von „Acasa Pizza“ in der Moislinger Allee, berichtet: „Am sichersten ist, wenn Kunden online bezahlen. Wie momentan oft während der Pandemie.“ Die Lübecker Polizei rät Lieferanten außerdem in wenig belebten Umgebungen oder bei Auslieferungen an neue Adressen im stetigen Handykontakt mit der jeweiligen Zentrale zu bleiben. Überfälle auf Pizzaboten kommen immer wieder vor: Vorkehrungen scheinen nicht verkehrt. „Solche Überfälle kommen durchaus öfter vor“, weiß Dr. Ulla Hingst, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Lübeck. Die LN berichteten bereits im Februar 2015 von mehreren Überfällen auf Pizzaboten. Mit Kapuzen verhüllte Männer überfielen nahezu zeitgleich zwei Lieferanten in Kücknitz und St. Gertrud. Eine Woche später wurde ein weiterer Lieferant mit Pfefferspray angegriffen. Auch damals überprüfte die Polizei, ob ein Zusammenhang zwischen den Taten bestand. Lennard S., eines der Opfer, öffnete sich ein paar Tage nach der Tat den LN gegenüber in einem Interview: „Ich kann immer noch das Zischen des Pfeffersprays hören“, sagte der damals 17-Jährige. In seinem Fall wurde ein strafrechtliches Verfahren mit dem Tatvorwurf des Raubes aufgenommen – erfolglos. „Der Täter konnte nie ermittelt werden“, berichtet Dr. Ulla Hingst. Die Polizei sucht Zeugen: Ob es diesmal gelingt, die Schuldigen zu fassen? Die Lübecker Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts des Raubes. Die Männer, die am Sonnabend aus der Sibeliusstraße flüchteten, sollen etwa 1,80 Meter groß und zwischen 16 und 18 Jahre alt gewesen sein. Alle sprachen fließend Deutsch und waren dunkel gekleidet. Zwei von ihnen trugen FFP2-Masken, zwei weitere jeweils einfache OP-Masken. Lesen Sie auch Lübeck verfügt wöchentliche Corona-Tests für Dänemark-Pendler Lübeck: Landgericht verurteilt Serientäter zu Haftstrafe und Entzug Lübeck-Travemünde: Protest gegen Wohncontainer auf dem Priwall Lübeck: Immer mehr Autos werden am Straßenrand abgestellt Die Täter des Überfalls am 7. Januar wurden alle als männlich, circa 1,85 Meter groß und zwischen 16 und 24 Jahren alt beschrieben. Alle sprachen akzentfrei Deutsch, ihr Erscheinungsbild werde laut Polizei als „südländisch“ beschrieben. Zeugen, die weitere Hinweise zu den Tatgeschehnissen in beiden Fällen sowie den gesuchten Männern machen können, werden gebeten sich unter der Rufnummer 0451/1310 zu melden. Von Nina Lennartz