Lübecker Stadtwerke-Gebäude in der Moislinger Allee: Hotel statt Studentenwohnungen

Touristen statt Studenten, Hotel statt Mikro-Apartments: Das ehemalige Stadtwerke-Gebäude an der Moislinger Allee 9 wird zu einer Drei-Sterne-Plus-Unterkunft. Für 19 Millionen Euro ist der markante 70-er-Jahre-Riegel komplett umgebaut worden. Eröffnet werden soll das Hotel Ende 2020. Betrieben wird es von der Centro-Gruppe aus Hamburg. Ursprünglich sollten dort Mikro-Apartments entstehen und an Studenten vermietet werden. Kaum Interesse an Studentenwohnungen: „Das Vorhaben mit den Mikro-Apartments ist missglückt“, sagt Klaus A. Thiele, Geschäftsführer der Hamburger Wohnungsbaugesellschaft Garbers Partner. Er hat keinen Betreiber dafür gefunden. „Der Standort ist offenbar zu weit weg von der Uni.“ Es sollten 109 Kleinstwohnungen entstehen. Die 21 bis 28 Quadratmeter großen Zimmer mit Kochzeile und Bad sollten zwischen 480 und 630 Euro kosten – inklusive aller Nebenkosten. Die Hälfte der Wohnungen hätte vermietet werden können, möglicherweise sogar zweidrittel, so Thiele. Aber: „Aber das letzte Drittel eben nicht.“ Ursprünglich habe die Firma Dräger eine Etage mit Mikro-Apartments buchen wollen, so Thiele. Doch aus dem Geschäft ist nichts geworden. Neues Drei-Sterne-Plus-Hotel „Ninty Nine“: Jetzt kommt ein Hotel. „Es ist eine Bereicherung für das gesamte Projekt“, freut sich Thiele. Es wird 103 Zimmer beherbergen. Der Name: „Ninety Nine“. Diese Marke gehört zur Hamburger Centro-Hotel-Gruppe. Das Gebäude muss dafür im Erdgeschoss umgebaut werden, sagt Thiele. Dort müssten einige Zimmer weichen, damit dort eine Rezeption und ein Frühstücksraum gebaut werden können. Das Hotel will auch ein Café eröffnen. Es soll auf die große Terrasse hinausführen, die sich hinter dem Gebäude erstreckt. Die Grundrisse der Zimmer bleiben so, wie sie geplant waren. Denn der Umbau des Gebäudes ist fast fertig. Die Centro-Hotel-Gruppe hatte in Lübeck den Kaiserhof in der Kronsforder Allee gepachtet. Sie war damit aber unzufrieden und stieg Ende 2018 aus. Ein neuer Pächter hat die Immobilie übernommen. Die Centro-Hotel-Gruppe betreibt 46 Hotels in 19 deutschen Städten. Für 65 Millionen Euro: Stadtwerke-Areal wird zum Wohnquartier: Es ist ein Riesen-Projekt, zu dem das Hotel gehört. 65 Millionen Euro investiert Garbers Partner auf dem gesamten Stadtwerke-Areal an der Moislinger Allee. Auf dem 27 850 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein Wohnquartier für 300 Menschen. „Wir sind sehr zufrieden damit“, freut sich Thiele. Die Hamburger haben das Areal vor drei Jahren gekauft. Es erstreckt sich zwischen der Moislinger Allee und dem Stadtgraben vor der Altstadtinsel. IT-Firmen und soziale Einrichtungen: Zum ehemaligen Stadtwerke-Areal gehören noch weitere Gebäude. Eines schließt sich direkt an das Treppenhaus des Gebäude-Riegels zur Moislinger Allee an. Darin ist ein IT-Dienstleister untergebracht. Die Firma will wachsen und die Zahl ihrer Mitarbeiter von 20 auf 40 in den nächsten drei Jahren verdoppeln. Außerdem ist dort die soziale Einrichtung „Die Brücke“ untergebracht. Direkt daneben steht noch ein Haus. Darin sind fünf Wohngruppen für junge Erwachsene untergebracht. Sie werden von der Vorwerker Diakonie betreut. Vier Neubauten mit Wohnungen: Hinter dem neuen Hotel erstreckt sich ein großes Areal. Dort werden vier Neubauten errichtet. Sie sind drei bis vier Geschosse hoch. Dort werden 77 Wohnungen entstehen: voraussichtlich 52 Eigentums- und 25 Mietwohnungen. Fertig sollen sie Ende 2022 werden. Die Wohnungen haben unterschiedliche Größen – von 40 bis 150 Quadratmeter. Die Kosten werden im Durchschnitt bei 5000 Euro pro Quadratmeter Kaufpreis liegen. Ein großer Teil der Mietwohnungen soll für ältere Menschen hergerichtet werden. Gebäude unter Denkmalschutz gestellt: Auf dem Gelände befindet sich noch ein gelbes Gebäude mit sechs Stockwerken. Das steht seit einem Jahr unter Denkmalschutz. Dort sind Büros untergebracht und auch an Firmen vermietet – unter anderem aus der IT- und Telekommunikationsbranche. Ursprünglich sollten dort Seniorenwohnungen entstehen. Doch durch den Denkmalschutz sind die Auflagen zu hoch. Von Josephine von Zastrow

Moislinger Allee - Lübecker Stadtwerke-Gebäude: Doch keine Studentenwohnungen