Die letzten Gäste sind gerade erst verabschiedet. Gemeindesaal und Küche sind aufgeräumt und blitzsauber. Und schon tischen die acht Ehrenamtler wieder auf. Es gibt Kaffee und Tee, dazu ein paar Süßigkeiten. Schließlich wollen sie kreativ sein. Sie sind gespannt auf den Gast, mit dem sie ihr Jubiläumsmenü planen und besprechen wollen.
„Luther leuchtet“ für alle
Der Anlass: Vor zehn Jahren wurde das Gemeindeprojekt „Luther leuchtet“ ins Leben gerufen, ein Projekt für alle Generationen aus dem Stadtteil, das Ausdruck einer offenen Kirche sein soll. Unter Leitung von Gesa Hollaender haben Gemeindemitglieder eine Vielzahl von Aktivitäten entwickelt. Auch der Luthertisch gehört dazu. Und der feiert im März sein zehnjähriges Bestehen.
Gemeinsames Essen
„Er ist gedacht für diejenigen, die sich entweder ein warmes Mittagessen nicht leisten können, oder auch für alle, die nicht allein essen möchten“, erklärt Hollaender. „Beim ersten Mal waren so etwa 20 Gäste da“, erinnert sich die 38-jährige Hauptamtlerin. „Inzwischen sind es bis zu 50.“
Am Anfang hätten die Mitarbeiter genau ausgerechnet, wie viele Zutaten man brauche. Mittlerweile hätten das alle im Gespür. „Der Luthertisch“, sagt Heike Knaack (60), Helferin der ersten Stunde, „ist in die Gemeinde hinein gewachsen und fester Bestandteil der Gemeindearbeit.“
Klingelbeutel wird herumgereicht
Bezahlen müssen die Essensgäste nichts, allerdings wird nach dem Essen der Klingelbeutel herumgereicht. „Jeder gibt dann, was er kann und will“, sagt Gesa Hollaender. „Für die Lebensmittel reicht es meist aus.“
Hausmannskost
Sieben ehrenamtliche Helferinnen und ein Helfer erstellen gemeinsam für zwei bis drei Monate einen Plan. Sie kaufen ein, bereiten zwei Gänge – Hauptgang und Nachtisch – zu und decken die Tische im Gemeindesaal. Gekocht würden „Standards“ wie Eintöpfe oder Aufläufe. Im Winter gebe es immer auch einmal Grünkohl, sagt Dagmar Eiben (55).
Muntere Runde mit Quoten-Mann
Es wird viel gelacht, das Team versteht sich bestens. Und auch wenn der einzige Mann in der Tischrunde, Peter Ott (60), scherzt, man müsse dringend etwas für die Männerquote im Team tun: Er fühlt sich sichtlich wohl in der Damenrunde und kocht mit.
Nette Tischgemeinschaften
„Früher“, sagt Ott, „fand ich Ehrenamt nicht so gut. Jetzt habe ich festgestellt: Es ist schön, wenn jemand sich bei mir bedankt oder mir anerkennend die Hand auf die Schulter legt. Das reicht als Motivation vollkommen aus.“ Und Helmtraud Cruel (69) freut sich, „dass unter den Gästen richtig nette Tischgemeinschaften entstanden sind. Einer hilft dem anderen, man tauscht sich untereinander aus.“
Unterstützung fürs Festmenü
Alles gut also beim Luthertisch. Doch zum zehnjährigen Jubiläum hatten die Ehrenamtler den Wunsch, „dass zum Kochen mal jemand kommt, der das professionell macht“, so Gesa Hollaender. Also fragte sie bei Sternekoch Roy Petermann vom Restaurant „Wullenwever“ in der Beckergrube an. „Es war unglaublich schön, mit welcher Freude er sofort zugesagt hat.“ Die Lebensmittel für das Jubiläumsmenü spendiert er übrigens auch.
Sternekoch möchte „Spaß für alle Seiten“
Und natürlich kommt Petermann direkt aus seiner eigenen Restaurant-Küche zur Vorbesprechung ins Luther-Haus. Freundlich begrüßt er die Teilnehmer, erkundigt sich nach der üblichen Vorgehensweise beim Luthertisch und inspiziert die Küche. „Im Zwiegespräch lässt sich alles klären, ich bin offen für vieles.“ Sein Ziel für das Jubiläumsessen: „Die Geschichte soll für alle Seiten Spaß machen.“
Das Festessen
Der Jubiläums-Luthertisch am Mittwoch, 20. März, ist für Menschen aus dem Viertel in St. Lorenz Süd gedacht. Beginn ist um 12.30 Uhr im Lutherhaus, Moislinger Allee 96, eine Voranmeldung bei Gesa Hollaender unter Telefon 04 51/39 98 44 18 ist unbedingt erforderlich.
Das Menü: Cäsar-Salat auf Luthertisch-Art, Bauerngockel auf mediterranem Gemüserisotto, exotische Früchte mit Pina-Colada-Schaum. Handgefertigte Menükarten stehen auf den festlich gedeckten Tischen.
Das Team richtet gemeinsam an und serviert die drei Gänge am Tisch.
Das wollen auch die freiwilligen Luthertisch-Köche. Sie erhoffen sich außerdem ein paar Tipps vom Profi. Auch Monika Iwersen, mit 47 Jahren das jüngste Mitglied der Luthertisch-Runde: „Ich freue mich schon sehr aufs gemeinsame Kochen.“
Sabine Risch