Lübecker Uni-Initiative will Studentinnen zur Firmengründung ermutigen

Es habe sofort bei ihr gezündet, sagt Anna Lena Paape. Nachdem sie zum ersten Mal an der Veranstaltung „#WINspire StartUp Talks“ in Flensburg teilgenommen hatte, stand ihr Entschluss fest, so etwas in der Hansestadt auch unbedingt auf die Beine stellen zu wollen. Die Juristin verstärkt seit anderthalb Jahren das Team der BioMedTec Management GmbH auf dem Lübecker Hochschul-Campus. Ihr eigentliches Projekt heißt „StartUp SH“. Dabei gehören die Verwertung und Sicherung von Forschungsergebnissen vor deren Veröffentlichung sowie sämtliche juristische Fragestellungen im Gründungsprozess zu ihren Aufgaben. Es fehlen die weiblichen Vorbilder: „Die Veranstaltungsreihe organisiere ich dabei eher nebenberuflich“, merkt die 38-Jährige an. Aber worum geht es dabei? „Wir möchten den vielen Gründerinnen und Unternehmerinnen in Schleswig-Holstein, aber auch dem interessierten weiblichen Nachwuchs ein Forum und eine Plattform bieten“, sagt Paape. Denn jungen Frauen, also – auf den Campus bezogen – vor allem Studentinnen, fehle es nach wie vor an weiblichen Vorbildern. „Mir wollten damals Männer jenseits der 50 erzählen, wie mein beruflicher Weg zu funktionieren habe“, erinnert sie sich an ihre Zeit in einer Kanzlei nach ihrem Jura-Studium. Schweden macht es uns vor: Und ihre Kollegin Claudia Janssen ergänzt: „Ich hatte als junge Frau diese Vorbilder jedenfalls nicht; ich kannte als berufstätige Frauen nur Sekretärinnen und Lehrerinnen. Die Geschäftskollegen meines Vaters waren alle Männer“, blickt sie zurück. Dass es im Berufsleben auch gleichberechtigt zugehen kann, haben ihr dann die 13 Jahre in Schweden gezeigt. „Ich habe dort mit meiner Familie gelebt und war beeindruckt, wie selbstverständlich dort Dinge wie Elternzeit und Teilzeit für Väter geregelt sind, die bei uns hier noch mit viel Bedenken behaftet sind“, sagt sie. Viermal im Jahr wird zusammen mit der IHK sowie dem Gründercube zu einem „ #WINspire StartUp Talk “ eingeladen. „Die eingeladene Referentin erzählt dann von ihrem Berufsweg; so habe ich bei meiner ersten Teilnahme die Gründerin des ersten Unverpackt-Ladens in Kiel, Marie Delaperrière, kennengelernt“, erzählt Anna Lena Paape. Sie habe von dem eigenen Findungsprozess erzählt, „ohne aber einen Weg vorzugeben“, so Paape. Das sei sehr inspirierend gewesen. Zudem wolle man durch die Veranstaltungsreihe auch die Sichtbarkeit von Frauen erhöhen und Netzwerkarbeit ermöglichen. Nur 15 Prozent der Gründungen durch Frauen: Denn bisher seien lediglich 15 Prozent aller Gründungen hierzulande durch eine Frau passiert. „Dabei kann jungen Frauen auch gezeigt werden, dass Gründung ein Weg ist, um aus hierarchisch geprägten Arbeitsstrukturen herauszukommen“, stellt die Juristin fest. Als Referentin am Start war bereits Professorin Kerstin Oltmanns, die sich mit der sogenannten „Nupp-App – Abnehmen ohne Diät“ parallel zur Uni-Karriere ein StartUp aufgebaut hat. Leider kann die für den 24. März geplante Veranstaltung nicht stattfinden. Es wird aber im Jahr 2020 weitere #WINspire StartUp Talks in Lübeck und Umgebung geben. Wer in den Verteiler für die nächsten Veranstaltungen aufgenommen werden möchte, um sie nicht zu verpassen, oder Fragen und Anregungen zum Format hat, sollte sich unter winspire@bio-med-tec.de melden. #WINspire steht für Women Inspire und dient dazu, den vielen Gründerinnen und Unternehmerinnen, aber auch dem interessierten weiblichen Nachwuchs in diesem Land ein Forum zu bieten, um sich, ihr Business und Geschäftsmodell sowie persönliche themenspezifische Schwerpunkte vorzustellen. Dabei entsteht oft ein lebhafter Dialog zwischen Rednerinnen und Publikum, das nicht nur aus Frauen besteht. Mehr Informationen gibt es im Internet auf der #WINspire-Homepage. „Leider mangelt es jungen Frauen immer noch an Selbstbewusstsein“, stellt sie fest. Der weibliche Nachwuchs traue sich meist viel weniger zu als die Männer. „Es fehlt an Karriereplanung – sie warten darauf, dass sie gefördert werden“, so ihre Beobachtung. Leider musste allerdings der nächste Talk am 24. März wegen der Corona-Krise abgesagt werden. „Aber es kommen auch wieder andere Zeiten, und dann werden wir frohgemut die Reihe fortsetzen“, schauen die beiden Initiatorinnen voraus. Lesen Sie auch: IHK will Studenten zu Firmengründern machen Die Start-up-Schmiede Gründerhochschule wird zum Gründercampus Von Michael Hollinde

Universität - Lübecker Studentinnen brauchen Vorbilder und Netzwerke