Lübecker Uni-Professor schreibt Buch "Was uns der Tod bedeutet"

„Man kann es sich mit dem Thema Tod zu einfach machen, wenn man sagt, beim Tod sei alles vorbei, und deshalb bedeute er nichts“, schreibt Christoph Rehmann-Sutter in dem Vorwort zu seinem Buch, Titel „Was uns der Tod bedeutet“. Dass dann das Leben vorbei ist, ist natürlich richtig. Aber daraus folge nicht, dass der Tod nichts bedeute. „Es ist ja unser Leben, das dann zu Ende ist. Stellen Sie sich vor – unser ganzes Leben!“, betont der Professor für Theorie und Ethik der Biowissenschaften an der Universität zu Lübeck. Über 200 Interviews mit Palliativpatienten: Bevor der Philosophie-Professor vor zehn Jahren in die Hansestadt kam, stand er viele Jahre lang an der Spitze der Schweizer Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin und leitete an der Universität Basel die Arbeitsstelle für Ethik in den Biowissenschaften. „Unter anderem haben wir in Basel an einer insgesamt achtjährigen Studie über Sterbewünsche von palliativversorgten Patientinnen und Patienten gearbeitet, für die wir über 200 Interviews geführt haben“, berichtet der Forscher aus dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung in der Königstraße, wo auch das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) beheimatet ist. Gedanken aus der Kunsttherapie, Theologie und Philosophie: Diese Gesprächserfahrung sei auch für ihn sehr intensiv gewesen. „Und wir als Wissenschaftler-Team waren überrascht über die Lebendigkeit des Nachdenkens über den Tod; das Zusammensein mit den Betroffenen war nicht per se traurig; insgesamt war ein Stück Leben am Lebensende spürbar“, fasst er zusammen. In dem Werk sind nun einige Aspekte aus dieser Studie zusammengefasst. Zudem enthalten die 216 Seiten noch Beitrage aus dem Lübecker „Studium generale“ zu Sterbekulturen aus dem Jahr 2015. „Insgesamt ist es ein sehr buntes Buch geworden – von Gedanken aus der Kunsttherapie bis zur Theologie und Palliativmedizin sowie Philosophie“, so sein Fazit. „Bunter“ Themenabend im Brahms-Institut: Genauso vielfältig soll auch der Themenabend am Ewigkeitssonntag werden, der den gleichen Titel wie das Buch trägt. „Der Abend hat aber einen absolut eigenständigen Charakter und ist losgelöst vom Buch“, versichert Rehmann-Sutter, der bereits in seinem Heimatland zwei ähnliche Veranstaltungen auf die Beine gestellt hat. Mit „Reflexion, Musik und Gespräche“ ist er überschrieben. Er beginnt am 24. November um 17 Uhr im Brahms-Institut, Jerusalemsberg 4. Der Eintritt ist frei; Einlass ist eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Reflexion, Musik & Gespräche: Mitwirkende sind Prof. Rico Gubler, Präsident der Musikhochschule Lübeck, Dr. Luise Metzler, Theologin aus Bielefeld, Lucia Stäubli, Kunsttherapeutin in Basel, sowie Prof. Christoph Rehmann-Sutter. Musikalisch zu hören sind Changhyun Yun (Bass) sowie Lucas Huber Sierra (Klavier). Das musikalische Programm bietet den Trauermarsch aus Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 12 op. 26, Der Tod und das Mädchen von Franz Schubert sowie das Intermezzo op. 118 Nr. 6 von Johannes Brahms. Das ist eine schlichtweg nicht fassbare Vorstellung: „Der Mensch, der sterben muss, weiß, dass er nicht weiß und nicht wissen kann, wie das ist zu sterben und was das bedeutet“, sagt Rehmann-Sutter, „es beinhaltet irgendwie, dass das Ich zu existieren aufhört. Das ist eine Vorstellung, die für ein Ich schlichtweg nicht fassbar ist.“ Jeder von uns werde eine radikale existenzielle Veränderung erfahren, über die man absolut keine Kontrolle habe und die man dennoch vollziehen müsse, ob man wolle oder nicht, stellt er fest. Für den Sonntagabend gebe es also viel Gesprächsbedarf, schließt er. Von Michael Hollinde

Brahms-Institut - Brahms-Institut: Nachdenken über den Tod