Lübecker Waldorfschule plant neue Sporthalle

Sie wächst und wächst und wächst: Die Waldorfschule will eine neue Sporthalle bauen. Denn: Die Privatschule an der Dieselstraße ist in Platznöten. Sie hat nur eine kleine Halle für den Sportunterricht. „Das reicht nicht aus, um allen unseren Schülern hinreichend Bewegungsunterricht zu erteilen“, sagt Lehrer Klaus Rybak. Neue Sporthalle könnte 2023 fertig sein: Jetzt plant die Schule den Neubau einer Sporthalle. Geschätzte Kosten: drei Millionen Euro. Finanziert wird der Bau durch Stiftungen, Eltern und über das Land. Das zahlt pro Kind einen Schulzuschuss. Baustart ist angepeilt für Herbst 2021 oder Frühjahr 2022. Fertig könnte die neue Sporthalle dann 2023 sein. Waldorfschule hat immer mehr Schüler: Immer mehr Eltern melden ihre Kinder an der Waldorfschule an. Die Zahl der Schüler hat sich verdoppelt – innerhalb von 45 Jahren. Ab dem Sommer besuchen 635 Kinder in 28 Klassen die Waldorfschule. Sie werden von 60 Lehrern unterrichtet. Insgesamt gibt es gut 100 Mitarbeiter an der Schule. „Wir könnten auch noch eine weitere Klasse aufmachen“, sagt Rybak. Aber dafür fehlt der Platz. Indes: Errichtet wurde das Gebäude für 300 bis 350 Schüler und 13 Klassen. Das war 1978. Seither ist es immer wieder erweitert worden. Das Konzept der Waldorfschule: Grob gesagt, steht die Entwicklung und das Fördern der eigenen Fähigkeiten der Kinder im Vordergrund. Anstatt ihre Entwicklung an die Bedürfnisse der Außenwelt anzupassen. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Gartenbau, Theater, Schmieden, Weben. Etwa ein Viertel der Unterrichtsstunden sind den handwerklichen-kreativen Fächern gewidmet. An der Lübecker Waldorfschule gibt es die Klassen eins bis 13. Dort können alle Abschlüsse erworben werden: erster und mittlerer Schulabschluss, Fachabitur und Abitur. Die Lübecker Waldorfschuleist zudem ein Modell-Projekt. Nach dem Motto: Eine Schule für alle Kinder. Heißt: An der Waldorfschule werden auch Kinder mit Lernschwäche und Behinderung unterrichtet. Das gibt es seit der Inklusion auch an den staatlichen Schulen. Aber an der Lübecker Waldorfschule werden Lernschwache und behinderte Kinder in ihrer eigenen Klasse unterrichtet. Dennoch gehen sie in dieselbe Schule wie die anderen Kinder. So gibt es seit 1985 das Teilförderzentrum Lernen und Sozial-/Emotionale Entwicklung. Seit 1995 zudem den heilpädagogischen Zweig mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. 5,6 Millionen Euro hat die Waldorfschule pro Jahr zur Verfügung. Das Land zahlt Zuschüsse pro Schüler von insgesamt 4,6 Millionen Euro. Die Eltern zahlen Schulgeld von insgesamt einer Million Euro. Pro Monat kostet der Besuch der Waldorfschule 290 Euro. Allerdings: Nur 40 Prozent der Eltern zahlen dieses Schulgeld in voller Höhe. 60 Prozent der Eltern haben einen ermäßigten Satz. Getragen wird die Schule vom Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Lübeck. Der Verein hat 550 aktive Mitglieder, meistens Lehrer und Eltern. Schule braucht Fläche der Stadt: Der Plan: Die Sporthalle soll neben dem großen Schulgebäude errichtet werden. Dafür muss ein Erdhügel abgetragen werden. Und: Die Waldorfschule braucht eine Fläche der Stadt. Es geht um 1500 Quadratmeter. Das Gelände grenzt direkt an das große Areal der Waldorfschule an. Das misst mehrere 1000 Quadratmeter. Das Gelände gehört der Stadt, die Schule hat einen Erbpachtvertrag. Das Problem: Die von der Waldorfschule benötigte Fläche ist Teil eines öffentlichen Grünstreifens. Der würde durch den Wegfall der Fläche verkleinert. Und der Gehweg müsste etwas verlegt werden. Aber: Die Stadt will möglichst wenig von dem Gelände abgeben. „Der Neubau sollte dichter an das große Schulgebäude heranrücken“, schlägt daher Stadtplanerin Katharina Belchhaus im Bauausschuss vor. Walnussbaum erhalten, Pappeln ersetzen: Allerdings: Die Sporthalle würde weiter auf das Gelände der Waldorfschule rücken – und dort führt die Zufahrt für die Feuerwehr entlang. Zudem: Da wächst ein Walnussbaum. Um seine Wurzeln unversehrt zu lassen, kann der Neubau nicht zu nah am Baum errichtet werden. Erhalten bleiben sollen zudem die alten Eichen am Weg. „Müssen für die Sporthalle Bäume gefällt werden?“, will Baupolitiker Carl Howe (GAL) wissen. Weichen müssen zwei Pappeln, die nicht mehr standsicher sind. „Die können wir ersetzen durch das Pflanzen neuer Bäume an der Krebskuhle“, sagt Rybak. Die Krebskuhle ist ein Teich und grenzt an der anderen Seite an das Schulgelände an. Kleine Sporthalle im Schulgebäude: Konkret: Das neue Gebäude soll eine Einfeldhalle werden – 27 Meter lang und 15 Meter breit. Hinzukommen ein Geräteraum sowie Umkleideräume, Duschen, Toiletten. Die derzeitige Sporthalle ist in das große Schulgebäude integriert – und wesentlich kleiner. Sie hat etwa die Größe eines Volleyballfeldes. Die benachbarte Schule an der Wakenitz hat zwar auch eine Sporthalle, aber die ist während der Unterrichtszeiten belegt durch die eigenen Schüler. Außerdem gibt es direkt neben der Waldorfschule einen Sportplatz der Stadt. Aber dort können die Schüler nur bei guten Wetter Sport machen. CDU: Startschuss für neue Sporthalle: Der aktuelle Stand: Es gibt jetzt Gespräche zwischen Stadt und Waldorfschule, wo genau die neue Sporthalle stehen soll. Es gibt auch die Idee der Stadt, den Neubau noch etwas weiter in Richtung Eingang der Waldorfschule zu errichten. Dann allerdings wird das Entree der Schule zugebaut. „Das hätte den Charakter einer Festung“, sagt Rybak und lehnt das Ansinnen ab. Zudem gebe es durch eine vorgebaute Sporthalle weniger Licht in den Klassenräumen. Für die CDU ist aber klar: „Es gibt ein positives Signal für die Waldorfschule“, sagt Christopher Lötsch, Vorsitzender des Bauausschusses. Denn die Stadt habe ihre Bereitschaft erklärt im Bauausschuss, das Vorhaben zu ermöglichen. Lötschs Fazit: „Ich werte das als Startschuss für die Errichtung der geplanten Sporthalle.“ Hier finden Sie alles zum Thema Waldorfschule. Von Josephine von Zastrow

Schule in der Stadt - Lübecker Waldorfschule plant neue Sporthalle