Lübecker Youtuber kämpft gegen Morbus Crohn

Weiße Jacke, weiße Turnschuhe, die Haare vorne hochgegelt, freundliches Gesicht – Valentin sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz gewöhnlicher junger Mann. Welche Höhen und Tiefen er schon durchlebt hat, merkt man ihm nicht sofort an. Valentin Primix ist Youtuber, Musiker – und an Morbus Crohn erkrankt. Der 19-Jährige, der in Pansdorf (Kreis Ostholstein) wohnt, und in Lübeck zur Schule geht, macht Youtube-Videos auf seinem Kanal „Primix“, seit er 14 ist. Drehen, schneiden, vertonen, all das hat er sich selbst beigebracht. Angefangen hat alles mit Streichen, sogenannten „Pranks“, und „Vlogs“, Videotagebüchern. Bis heute hat Primix damit 186 000 Abonnenten gesammelt. Inzwischen macht er vor allem Musik. Rap hat es ihm angetan: Künstler wie 27Club oder XXXTentacion sind seine Vorbilder. Mit 17 Jahren wurde Morbus Crohn diagnostiziert: Dass er sich heute wieder so kreativ ausleben kann, ist nicht selbstverständlich. Primix ist an Morbus Crohn erkrankt. Schon in einem Asien-Urlaub im Dezember 2016 hatte er erste Symptome der Autoimmunkrankheit. Zurück in Deutschland ging er Anfang 2017 zur Behandlung ins UKSH. Sein normales Leben als junger Erwachsener hatte damit vorerst ein Ende. Sein Zustand verschlechterte sich rasant. Er hatte starke Schmerzen, bekam viele Blutkonserven und lag schließlich auf der Intensivstation. Er bekam Cortison und Medikamente verabreicht, die Patienten normalerweise nach eine Organtransplantation nehmen müssen. „Dadurch habe ich mich auch äußerlich sehr verändert. Mein Gesicht war ganz aufgedunsen, ich hatte ein richtiges Mondgesicht“, erinnert sich der 19-Jährige. Primix wurde ein Jahr lang von der Schule freigestellt. Als er volljährig wurde, wechselte er zu einer Praxis nach Kiel. Dort rieten ihm die Ärzte dringend dazu, die Medikamente abzusetzen, da sie den Körper zu sehr angreifen und das Darmkrebsrisiko enorm in die Höhe treiben. Auch psychisch ging es ihm zu dieser Zeit sehr schlecht. So zerbrach zum Beispiel seine Beziehung während dieser Zeit. Auch seiner Karriere auf Youtube wurde mit der krankheitsbedingten Pause ein jähes Ende gesetzt. „Der Algorithmus straft unregelmäßige Uploads oder lange Pausen gnadenlos ab“, weiß Valentin. „Die Musik war ein toller Ausgleich während der Krankheit“: Seit Anfang 2019 geht es wieder bergauf. Der Morbus Crohn ist zur Zeit nicht mehr aktiv. Valentin kann sich von den Strapazen der Behandlung erholen, wieder normal zu Schule gehen – und Musik machen. Ob ihm der Rap auf dem Weg dorthin geholfen hat? „Die Musik war ein toller Ausgleich während der Krankheit. Ich konnte alle meine Sorgen vergessen, der Rap brachte mich wieder auf andere Gedanken“, sagt Valentin Primix. In seinen Liedern verarbeitet er seine Krankheit, zum Beispiel mit dem Song „Mama, bitte wein nicht“: Im Moment besucht Valentin Primix die zwölfte Klasse der Friedrich-List-Schule. Nach dem Abitur, das er voraussichtlich 2021 ablegen wird, möchte er sich erstmal eine Auszeit nehmen. Ein paar Monate lang, vielleicht auch ein ganzes Jahr, möchte er sich dann der Musik widmen und reisen. Am liebsten nach Indonesien: Er hat in Jakarta gelebt, bis er vier Jahre alt war. Dort will er auch versuchen, von der Musik zu leben. Sein Traum wäre, einmal auf Festivals aufzutreten und vielleicht auf Tour zu gehen. Immoblienbranche als Plan B: Das ist im Moment aber alles noch Zukunftsmusik, erstmal muss Primix noch die Schulbank drücken. Wenn sich die Träume von der Karriere als Rapper nicht erfüllen, hat er schon einen Plan B: Er möchte in die Immobilienbranche gehen. Seine Eltern würden diese Variante sicherlich bevorzugen, wünschen sie sich doch, dass ihr Sohn etwas Ordentliches lernt. Seine Krankheit hat Valentin Primix aber vor allem eines gelehrt: „Man lebt nur einmal, und dieses Leben sollte man auskosten.“ Lesen Sie auch: Wenn der Darm Alarm schlägt Der Darm: Wichtige Schaltzentrale Bauch Was den Darm wirklich gesund hält Von Sophie Schade

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