Lübeckerin Claudia Cafuta gewinnt Preis beim Speaker Slam in Berlin

Viele Lübecker werden sie schon mindestens einmal in ihrem Leben gesehen haben: Seit rund zwanzig Jahren arbeitet Claudia Cafuta schon an der Kasse des Lübecker Theaters. Hier verbringt sie ihre Zeit, wenn sie nicht gerade als Tierheilpraktikerin in ihrer mobilen Praxis unterwegs ist. Doch mit einer weiteren Fähigkeit steht sie im Rampenlicht der Öffentlichkeit: Vergangenes Wochenende holte sie mit ihrem Vortrag zum Thema „Tiere reden mit dem, der zuhört“ beim internationalen Speaker Slam in Berlin den Exellence-Award. Mit 73 Teilnehmern stellte der Wettbewerb einen neuen Weltrekord auf. Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Cafuta ist relativ klein und hat ein nettes Lächeln, das sie oft zeigt. Ihr Lippenstift hat einen auffällig dunklen Ton und um ihre Augen herum glänzt silberner Lidschatten. Ihr graues T-Shirt ist etwas zu groß und trägt ihr eigenes Logo auf der rechten Brust: Claudia Cafuta steht da über drei Symbolen für Hund, Katze und Pferd. Darunter trägt sie eine einfache, dunkle Jeans. Mit ihren Sportschuhen geht sie über Schotter, Acker und Weide. Die 53-Jährige strahlt Wärme aus, doch beim Umgang mit Pferden zeigt sich schnell: Sie ist zwar liebevoll, weiß aber auch genau, wie sie sich durchsetzen kann. Für Tiere interessiert Claudia Cafuta sich schon seit ihrer Kindheit. Vor allem Pferde haben es ihr angetan: „Ich wollte schon immer reiten, meine Mutter hat es mir als Kind aber verboten, weil sie Angst um mich hatte.“ Mit ihrem ersten selbst verdienten Geld finanzierte sie sich mit 18 Jahren deswegen auch die ersten Reitstunden. Inzwischen hat die Heilpraktikerin seit drei Jahren ihr eigenes Pferd namens „Scutarius“. Der Hengst war einer ihrer Patienten. Nachdem sie ihn gesund gepflegt hatte, konnte sie sich nicht mehr von ihm trennen. Jede Mittagspause fährt sie vom Lübecker Theater nach Heilshoop, um „Scutarius“ auf seiner Weide zu besuchen. Zuhause in der Innenstadt Lübecks hält sie auch noch zwei Katzen namens „Lady“ und „Luna“. Allererste Tierheilpraktikerin in ihrer Heimat: Aufgewachsen ist die 53-Jährige in Saarbrücken. Als erste Tierheilpraktikerin in ihrem Heimatort Klarenthal hatte sie es nicht leicht. „Es waren ganz andere Zeiten damals, die Bedürfnisse von Tieren standen nicht so sehr im Fokus“, sagt sie. Auch die Homöopathie, deren Mittel sie oft bei der Behandlung verwendet, wurde größtenteils belächelt. Um sich finanziell über Wasser zu halten, arbeitete Claudia Cafuta deswegen in einer Apotheke. Mit 33 Jahren wollte sie ihr Glück dann in Lübeck versuchen und mit einer Freundin eine Praxis für Pferde eröffnen. Doch der Traum platzte: „Aus finanziellen Gründen hat es nicht geklappt.“ Und so ist sie an die Kasse des Lübecker Theaters gekommen: „Das war eher Zufall, irgendwo muss das Geld ja herkommen.“ Vor sechs Jahren ist Claudia Cafuta aufgeschreckt: „Ich habe mich gefragt, ob dieser Job wirklich das ist, was ich machen möchte.“ Ihre Antwort: Nein. Daraufhin schloss sie eine zusätzliche Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin ab und eröffnete ihre eigene mobile Praxis. „Die Zeiten haben sich geändert: Viele Menschen interessieren sich für das wohl ihres Tieres und auch die Homöopathie hat einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft.“ Auf ihren Job an der Theaterkasse ist sie allerdings trotzdem noch angewiesen. Doch das könnte sich bald ändern, hofft die 53-Jährige. Speaker Slam kam wie gerufen: Die Arbeit an der Theaterkasse hat auch ihre guten Seiten: „Ich lerne hier viele Menschen kennen. Einige von ihnen haben Tiere“, erzählt Claudia Cafuta. „Wenn ich sie in der Stadt sehe, erzähle ich ihnen von meiner Arbeit.“ Der Speaker Slam ist ein Rednerwettstreit. Teilnehmer aus aller Welt messen sich mit ihren persönlich gewählten Themen gegeneinander. Ihre Texte schreiben sie selbst. Die besondere Herausforderung: Nach genau vier Minuten wird das Mikrofon ausgeschaltet. Während eines so kurzen Vortrages alles zu sagen, was wichtig ist, und das Publikum mitzureißen, schaffen nicht viele. Der Wettbewerb wurde von Top Speaker Herman Scherer ins Leben gerufen. Eine professionelle Jury wählt unter allen Teilnehmern einen Gewinner aus. „Als ich eine Anzeige für den internationalen Speaker Slam gesehen habe, kam das wie gerufen“, erzählt sie. „Ich habe so etwas noch nie gemacht, dachte mir aber, dass ich auf diesem Weg auf meine Arbeit aufmerksam machen kann.“ Gesagt, getan: Nach nur vier Tagen Vorbereitung konnte die 53-Jährige, Jury und Publikum davon überzeugen, dass Tiere Menschen genau zeigen, was sie brauchen. „Menschen müssen nur genauer darauf achten“, sagt sie. Vortrag handelt von wahrer Geschichte: Ihr Vortrag handelte von einer wahren Geschichte, einer Stute, die sie behandelt hat. „Das Tier sollte Springpferd werden und wurde bereits jahrelang geritten. Doch immer wenn die Besitzerin sich näherte, legte es die Ohren an und hatte keine Lust geritten zu werden. Trotzdem wurde sie als Springpferd eingesetzt. Es zog sich mehrere Krankheiten und Verletzungen zu, bevor die Besitzerin erkannte, dass die Stute sich eher als Zuchtpferd eignet.“ Als Claudia Cafuta auf der großen Bühne in Berlin stand, hat sie das Publikum gefragt: „Wie deutlich soll ein Tier denn noch zeigen, was es will und was es braucht?“ Darauf wusste anscheinend niemand eine Antwort. So gewann sie den Wettbewerb. „Es war ein tolles Gefühl alle überzeugen zu können“, berichtet sie. „Ich glaube, manche Zuschauer werden ihre Einstellung Tieren gegenüber tatsächlich überdenken.“ Der Traum vom eigenen Hof: Claudia Cafuta hört nicht auf, zu träumen: „Am liebsten würde ich als Tierheilpraktikerin genug Geld verdienen, um meinen eigenen Hof eröffnen zu können.“ Auf ihrem Hof würden dann alte Menschen zusammenkommen und alte Tieren sollten dort ebenfalls untergebracht sein, erklärt sie. „Der Umgang mit Tieren tut alten Menschen total gut und die Tiere, die sonst im Tierheim landen würden, hätten viel Platz und eine Menge Spielkameraden.“ Lesen Sie auch Lübecker Bürgerschaft: Die XXL-Sitzung zum Haushalt 2021 Lübeck: Kranke 14-jährige Casey braucht Spenden für Epilepsiewarnhund Lübeck: 80-Jähriger fährt in der Ratzeburger Allee mit Auto ins Gleisbett Von Nina Lennartz