Lübecks Bürgermeister sorgt mit Aussage zum Abstand für Verwirrung

Es war der sechste Livestream der LN mit Bürgermeister Jan Lindenau am Dienstagabend: LN-Redakteur Lars Fetköter hatte gemeinsam mit Lindenau ein Foto aus der vollen Fußgängerzone betrachtet und nach den Rückmeldungen aus Geschäften in Sachen Abstandhalten gefragt, als der Bürgermeister sagte: „Wenn man zu zweit in der eigenen Wohnung wohnt, heißt das nicht, dass man in der Öffentlichkeit keinen Abstand halten muss. Also jeder, der draußen ist, und zwar egal, in welchem Familienverbund, muss die mindestens 1,50 Meter Abstand halten. Auch wenn ich mit meiner Frau auf die Straße gehe, muss zwischen uns anderthalb Meter Abstand sein. Und auch, wenn wir gerne Händchen haltend durch die Stadt gehen, ist das im Moment nach den Regeln nicht gestattet.“ Unverständnis bei Facebook-Usern und LN-Lesern: Das löste auf der Facebook-Seite von LN-Online viel Wirbel und Unverständnis aus. Etliche schrieben, es sei unsinnig, zu Hause in einem Bett zu schlafen, in der Öffentlichkeit jedoch 1,50 Meter Abstand voneinander zu halten. Andere schrieben, das Kleinkind auf der Straße nicht an der Hand halten zu dürfen, zu Hause dann aber mit ihm zu kuscheln, sei fragwürdig. Auch LN-Leser Jürgen Mahler zeigte sich irritiert, wählte die Hotline der Stadt Lübeck und erfuhr auf Nachfrage, „dass diese Aussage nicht richtig ist.“ Und tatsächlich heißt es auf der Homepage der Stadt: „Im öffentlichen Raum dürfen sich (zusammen) aufhalten: Personen alleine oder 2 Personen zusammen oder mehrere Personen aus der gleichen Wohnung. (verboten: mehrere Personen des gleichen Haushalts + eine weitere Person). Alle anderen Personen müssen an öffentlichen Orten grundsätzlich einen Mindestabstand von 1,5 m zueinander einhalten, es sei denn, dass die örtlichen oder räumlichen Verhältnisse dies nicht zulassen.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Bürgermeister spricht von Missverständnis: Auf Anfrage teilt das Presseamt der Hansestadt mit: „Hier liegt vermutlich ein Missverständnis vor. Was der Bürgermeister im gestrigen Interview meinte, war, dass Paare aus dem gleichen Haushalt auch auf die Abstandsregelungen zu anderen Personen in der Öffentlichkeit achten müssen.“ Kontaktverbot darf nicht unterlaufen werden: Schließlich habe die Stadt festgestellt, dass sich Paare aus verschiedenen Haushalten öffentlich treffen, zusammen auf einer Parkbank sitzen oder gemeinsam spazieren gehen, ohne den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Es kommt auch vor, dass sich Familien mit ihren Kindern mit anderen Familien zum Spielen treffen. „Das ist nach wie vor nicht gestattet.“ Der Bürgermeister habe noch einmal darauf hinweisen wollen, dass das grundsätzlich geltende Kontaktverbot weder durch geplante derartige Treffen, noch durch Zufallskontakte unterlaufen werden dürfe. Benimm-Regeln auch in Corona-Zeiten: Um die trotz Maskenpflicht geltenden Abstands-Regeln von mindestens 1,50 Metern einzuhalten, gibt es auch in Corona-Zeiten einige Benimm-Regeln à la Knigge. André Weidemann, langjähriger Lehrer an der Gewerbeschule Nahrung und Gastronomie Lübeck, jetzt tätig am Berufsbildungszentrum Mölln, gibt einige Tipps. Der 48-Jährige gibt übrigens regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Haukohl-Stiftung „Knigge“-Kurse an Schulen. Die Begrüßung ist nach wie vor erste und wichtigste Grundlage der Kommunikation. Allerdings bitte mit einem ausreichenden Abstand und ohne Händeschütteln. Unsicher bei der Anrede? Jeder Mensch legt auf die korrekte Anrede besonderen Wert. Haben Sie den Namen nicht verstanden? Äußern Sie eine kurze Entschuldigung und fragen Sie sofort nach. Akademische Grade gelten als Bestandteil des Namens. Der „Small talk“ zur Zeitüberbrückung darf entfallen oder möglichst kurz gehalten werden. Je länger Gruppen zusammen stehen, umso größer die Gefahr der Übertragung. Der Austausch von Visitenkarten ist nach wie vor ein wichtiges Kriterium. Auch hier gilt es, Abstand zu halten und sich möglichst nicht direkt die Karten zu geben, sondern diese zum Beispiel auf einem Tisch abzulegen. Tipp: Machen Sie sich Notizen auf der Rückseite der Visitenkarte, damit Sie später wissen, zu welchem Anlass der Kartentausch stattgefunden hat. Die einzigen Gäste, die im privaten Raum empfangen werden sollten, sind Mitglieder der Familie. Empfehlungen des „Corona-Knigge“: Jacke oder Mantel dürfen jetzt selbst abgelegt werden. Das gemütliche Beisammensein immer mit einem Abstand von 1,5 Metern, das gemeinsame Zuprosten ohne das Klingen der Gläser, aber gerne mit Blickkontakt. Einige der größten Hürden sind die Gewohnheiten wie die herzliche Umarmung zur Begrüßung und zum Abschied, der Kuss auf die Wange. Das muss in diesen Zeiten vermieden werden, zum Schutze seines Gegenübers und seiner selbst. Der Kontakt zwischen Eltern und Kindern ist damit nicht gemeint. Hinten anstellen und auch mal zurücktreten: Der Benimm-Fachmann rät: „Beim Einkaufen hinten anstellen und falls nötig gerne mal zurücktreten, um auch Konflikte zu vermeiden. Alle werden bedient und die lieben Verkäuferinnen und Verkäufer vergessen niemanden!“ Auch in Corona-Zeiten, so Weidemann, „gelten immer noch die Regeln des Respektes! So ist älteren und hilfsbedürftigen Menschen die Tür aufzuhalten, ein Sitzplatz anzubieten oder der Einkauf abzunehmen. Natürlich immer mit dem bestmöglichen Abstand.“ Grundsätzlich seien Benimmregeln nicht außer Kraft gesetzt, „sondern etwas den Umständen angepasst, um sich selbst und andere vor Infektionen zu schützen.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Viele Pflegekräfte in Schleswig-Holstein haben Angst Corona in Lübeck: Bürgermeister Jan Lindenau beantwortet die Fragen der Bürger – das sind die wichtigsten Antworten Schon sieben Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Unter strengen Auflagen: Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein haben begonnen Kehrtwende in Kiel: Maskenpflicht ab 29. 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Corona und Kontakte - Lübecker Bürgermeister sorgt für Verwirrung in Sachen Abstandsregeln