Lübecks Corona-Chronik: Eine Stadt legt sich still

28. Februar. Die Hansestadt Lübeck bestätigt am Abend den ersten Fall einer Infektion mit dem Coronavirus auf ihrem Gebiet. Es handelt sich um eine Person aus Lübeck, die sich wahrscheinlich auf einer Geschäftsreise in München angesteckt hat. Die Person zeigt nach Auskunft der Stadt keine Symptome und befindet sich in häuslicher Isolierung. Das Gesundheitsamt ermittelt und informiert Kontaktpersonen. 7. März. Der zweite Corona-Fall in Lübeck tritt an der Technischen Hochschule auf. Die betreffende Person hat nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung viele Kontakte gehabt. Mindestens 17 von ihnen werden sofort unter Quarantäne gestellt. Betretungsverbote für Rückkehrer: 11. März.Die Hansestadt Lübeck verbietet Rückkehrern aus Risikogebieten für 14 Tage nach ihrer Rückkehr das Betreten öffentlicher Einrichtungen wie Schulen, Hochschulen, Kitas und Krankenhäusern. Die Zahl der Infizierten ist auf sieben gestiegen. 12. März. Die Hansestadt Lübeck verbietet alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern. LN-online berichtet am Abend über den Vorstoß von Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP), die Schulen, Hochschulen und Kitas im ganzen Land zu schließen. Land verfügt Schul- und Kitaschließungen: 13. März. Am Vormittag bestätigt das Landeskabinett den Plan. Schulen und Kitas müssen sofort bis zu den Osterferien schließen. Eine Notbetreuung soll es nur für die Kinder von Eltern mit Berufen geben, deren Ausübung in der Krise unverzichtbar ist – darunter Ärzte, Krankenpfleger, Feuerwehrleute und Richter. Allein an Lübecks allgemeinbildenden Schulen sind 20 000 Schüler betroffen, dazu kommen 10 000 Berufsschüler. Bund vergibt Großauftrag an Dräger: Die Bundesregierung erteilt der Lübecker Drägerwerk AG den Auftrag zur Lieferung von 10 000 Beatmungsgeräten. Es ist der größte Auftrag der Firmengeschichte. Die Hansestadt Lübeck verbietet alle öffentlichen Veranstaltungen an Hochschulen, staatlichen Theatern, Museen und Opernhäusern. 14. März. Die Fahrgäste der Lübecker Linienbusse dürfen ab sofort nur noch hinten einsteigen. Die Busfahrer verkaufen keine Fahrscheine mehr. Schließung von Freizeit- und Kultureinrichtungen: 16. März. Museen, Stadtbibliothek, Archiv, Volkshochschule, Schwimmbäder, Jugendfreizeiteinrichtungen, Nachbarschaftsbüros und Sporthallen sind ab sofort für den Publikumsverkehr geschlossen. Die Zahl der Infizierten in Lübeck liegt inzwischen bei elf. Am ersten Tag der Schulschließungen nehmen nur 125 von rund 20 000 Schülern die Notbetreuung in Anspruch. Kommunalpolitik auf Sparflamme: Von den Gremien der Kommunalpolitik tagen ab sofort nur noch Bürgerschaft, Hauptausschuss und Bauausschuss – und das unter besonders strengen Infektionsschutz-Maßnahmen. Die Gerichte schränken ihre Tätigkeit auf das Nötigste ein. 17. März. Die Hansestadt Lübeck sperrt Spielplätze mit Flatterband ab und stellt Verbotsschilder auf. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck meldet einen Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus: Bei einem 78-jährigen, verstorbenen Krebspatienten wurde das Virus posthum nachgewiesen. Alle Kontaktpersonen werden isoliert. 19. März. Am Katharineum zu Lübeck gibt es den ersten Corona-Fall. Laut Schulleiter kommt das Ergebnis aus der Schülerschaft. Alle Kontaktpersonen stehen unter Quarantäne. Geschäftsschließungen: Ein Großteil der Einzelhandelsgeschäfte muss schließen. Ausgenommen sind nur Läden für die Grundversorgung. Dazu zählen Lebensmittelgeschäfte, Drogerien, Apotheken, Baumärkte und Banken. Sie dürfen dafür auch sonntags öffnen. 20. März. Die Landesstatistik zeigt für Lübeck den bisher stärksten Anstieg: Die Zahl der Infizierten in der Stadt steigt von 19 auf 43. Der E-Roller-Verleih Voi stellt den Betrieb in Lübeck vorerst ein. Die Mitarbeiter der Theaterklause in der Beckergrube braten, bevor sie ihr Restaurant schließen, Burger aus den übrigen Lebensmitteln und verschenken sie. Am Abend geben in ganz Lübeck Profi- und Amateurmusiker Balkonkonzerte – nach dem Vorbild aus Italien. 21. März. Die Hansestadt Lübeck verbietet alle Versammlungen von mehr als fünf Personen, wenn sie nicht Verwandte ersten Grades sind. Bürgermeister Jan Lindenau appelliert an die Lübecker: „Bleiben Sie zu Hause!“ 22. März. Lübecks Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern riegelt seine Grenze ab. 23. März. Der Stadtverkehr reduziert den Linienbusverkehr. Die Busse fahren ab sofort – mit wenigen Ausnahmen – auch an Werktagen nach dem Sonnabends-Fahrplan. Der Stadtverkehr berichtet von 30 Prozent weniger Fahrgästen. Hilfen für Nachbarn: 500 Freiwillige haben sich beim Freiwilligen-Netzwerk E-Punkt gemeldet, um in der Corona-Krise bedürftigen Nachbarn zu helfen. 24. März. Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist jetzt nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet. Dabei sind die Kontakte zu anderen Personen auf ein absolut notwendiges Minimum zu reduzieren und, wo immer möglich, ein Mindestabstand von mindestens anderthalb Metern einzuhalten. Die Zahl der Erkrankten steigt auf über 60. Lübecker Alleingang: Im Alleingang erweitert Lübeck die Liste von Corona-Risikogebieten auf die alpinen Skigebiete in Österreich, der Schweiz und Frankreich sowie auf die besonders betroffenen Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. „Das ist eine Lübecker Sonderregelung“, erklärt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), „Hintergrund ist, dass alle Infizierten in Lübeck durch Reiserückkehrer angesteckt wurden.“ Am Vormittag meldet Lübeck 68 positiv getestete Corona-Infizierte. Die offizielle Landesstatistik weist allerdings später eine niedrigere Zahl auf. 600 Menschen befinden sich nach Angaben des Bürgermeisters in Quarantäne. 26. März. Die Landesregierung pfeift Lübeck zurück: Der Lübecker Sonderweg in Bezug auf Risikogebiete ist beendet. Die Stadt muss ihre Verfügung überarbeiten. Kleine Bürgerschaft in der MuK beschließt Hilfsfonds: Die Bürgerschaft tagt mit nur 31 von 49 Mitgliedern ausnahmsweise in der MuK – weil sie dort Abstand voneinander halten können. Vorher hatte es Streit darüber gegeben, ob die Sitzung überhaupt stattfinden soll. Einstimmig und ohne Debatte beschließen die Politiker einen städtischen Hilfsfonds von zehn Millionen Euro für von der Krise Betroffene, die sonst keine Hilfe bekommen können. Der Bürgermeister muss über ausgezahltes Geld erst nachträglich Rechenschaft ablegen. 28. März. Die Zahl der Corona-Infizierten in Lübeck beträgt jetzt nach der offiziellen Landesstatistik 69. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog Land beendet Lübecker Sonderweg bei Corona-Risikogebieten Abitur: Nun doch Prüfungen in Schleswig-Holstein –Dann starten sie #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So können Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck jetzt helfen LN-Live-Interview: Lübecks Bürgermeister antwortet auf die wichtigsten Fragen zu Corona in Lübeck Was hat noch geöffnet? 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