Lübecks Hubbrücke wird saniert: Das sind die drei Varianten

Frischzellenkur für die Hubbrücke: Das Bauwerk direkt vor der Altstadtinsel soll saniert werden. Denn die Brücke ist kaputt und fällt immer wieder aus. Es gibt drei Varianten. Die Stadt hat sich für die billigste Lösung entschieden. Sie kostet 12,7 Millionen Euro. Bezahlen muss die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), denn ihr gehört die Brücke. Bei dieser Variante muss die Stadt nichts dazu bezahlen. Seit Monaten wird das Thema Hubbrücke in den politischen Gremien vertagt. Nun debattiert der Bauausschuss entscheidet am 18. Januar, wie die Hubbrücke künftig aussehen soll. Die Hubbrücke wurde von 1896 bis 1900 gebaut – entworfen vom Wasserbaudirektor Ludwig August Hotopp. Das Bauwerk besteht aus drei Brücken: Die hochfahrbare Eisenbahnbrücke wurde 2009 stillgelegt und ist seither dauerhaft hochgestellt. Die hochfahrbare Straßenbrücke ist in Betrieb, macht aber immer mal wieder Probleme. Und dann gibt es noch die feste, hochgestellte Fußgängerbrücke. Altstadt-Brücke mit täglich 14 500 Autos: Die Fakten: Die Hubbrücke nutzen täglich 14 500 Autofahrer und 220 Radler. Die Brücke wurde 1900 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Sie besteht aus drei Brücken – eine für die Eisenbahn, eine für die Autos und eine für die Fußgänger. Schon 2007 wollte die WSV die Hubbrücke durch einen 13-Millionen-Euro-Neubau ersetzen. Doch dann wurde die Eisenbahnbrücke nicht mehr gebraucht. Alles wurde umgeplant. Und anschließend senkten die Welterbe-Wächter der Unesco die Daumen. Eine Bürgerinitiative hatte sie eingeschaltet. Deshalb schlägt das Wasserstraßenneubauamt Magdeburg nun drei Varianten der Sanierung vor. Am teuersten: Brücke stadteinwärts, Brücke stadtauswärts: Variante eins: Das ist die teuerste Lösung für die Stadt. Die Kosten belaufen sich auf 16,375 Millionen Euro. Die WSV zahlt den größten Batzen der Sanierung mit 11,3 Millionen Euro. Die Stadt muss 4,98 Millionen Euro bezahlen. Allerdings kommen für die Stadt weitere 4,3 Millionen Euro hinzu – für den laufenden Betrieb und die Unterhaltung der Brücke. Macht insgesamt 9,32 Millionen Euro für die Stadt. Der Grund für die immensen Kosten für die Stadt: die Eisenbahnbrücke. Seinerzeit ist sie für die Hafenbahn der Stadt gebaut worden, so dass die Züge von einem Hafen zum anderen ahren konnten. Doch die Häfen sind nach und nach aus der Stadt Richtung Travemünde gezogen. Die Stadt braucht die Bahngleise nicht mehr und entwidmete die Strecke 2009. Somit muss die WSV diese Eisenbahnbrücke nur instandhalten. Aber will die Stadt die Brücke nun wieder nutzen, muss sie die Kosten dafür bezahlen. Lesen Sie auch Lübeck - Operation Hubbrücke – LN - Lübecker Nachrichten Lübeck - Schönheitskur für die Hubbrücke – LN - Lübecker Nachrichten Lübeck - Hubbrücke: Der Kern allen Übels ist so groß wie ein Schuhkarton – LN - Lübecker Nachrichten So soll der Verkehr rollen: Die Eisenbahnbrücke ist für Autos, Radfahrer und Fußgänger in Richtung stadteinwärts vorgesehen, die Straßenbrücke für die Autos stadtauswärts. Die Holzbohlen der Eisenbahnbrücke sollen durch Stahl ersetzt werden. Allerdings: Es kommen noch mehr Kosten auf die Stadt zu. Denn das Niveau der Ufer muss um einen Meter angehoben werden, damit die Eisenbahnbrücke genutzt werden kann – und die Barkassen auf dem Wasser unter der Querung hindurchfahren können. Auch teuer: Eigene Brücke für Radfahrer und Fußgänger: Variante zwei: Diese Lösung ist ebenfalls teuer und nur etwas billiger für die Stadt. Die Kosten belaufen sich auf 16,2 Millionen Euro. Die WSV zahlt wiederum den größten Teil der Sanierung mit 11,4 Millionen Euro. Die Stadt muss 4,82 Millionen Euro bezahlen. Bei dieser Variante kommen für die Stadt ebenfalls weitere 4,22 Millionen Euro hinzu – für den laufenden Betrieb und die Unterhaltung der Brücke. Macht insgesamt 9,045 Millionen Euro für die Stadt. Der eigentliche Name der Hubbrücke ist Marstallbrücke (benannt nach dem südlich oberhalb gelegenen Marstall). Sie ist eine von mehr als 200 Brücken in der Hansestadt Lübeck. Kaiser Wilhelm II. weihte die bewegliche Brücke in Zusammenhang mit dem Bau des Elbe- Lübeck-Kanals (damals Elbe-Trave-Kanal) ein. Im Jahr 1988 wurde die Brücke als technisches Denkmal unter Schutz gestellt. Eigentümer der historischen Querung ist der Bund, zuständig ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Der Grund für die hohen Kosten der Stadt ist wieder die Eisenbahnbrücke. Allerdings: Bei dieser Variante würde der Verkehr anders geführt. Die Eisenbahnbrücke ist ausschließlich für Radfahrer und Fußgänger vorgesehen. Das Problem dabei: Die Eisenbahnbrücke liegt sozusagen auf der falschen Seite. Damit Radfahrer und Fußgänger sie nutzen könnten, müssten sie erst die Straßenbrücke queren. Das würde allerdings die Autos stoppen. Am billigsten: Alles bleibt, wie es ist: Variante drei: Das ist die billigste Lösung für die Stadt. Denn sie kostet Lübeck gar nichts. Für die WSV ist es indes die teuerste Lösung. Die Sanierung der Hubbrücke schlägt mit 12,69 Millionen Euro zu Buche. Die WSV muss den gesamten Betrag bezahlen. Denn die Eisenbahnbrücke bleibt, wie sie ist. Es wird nur dafür gesorgt, dass sie nicht weiter verfällt. Der Verkehr rollt weiter wie bisher: Autos und Radfahrer fahren über die Straßenbrücke, die Fußgänger nutzen die hochgestellte Gehwegbrücke. Der Nachteil: Für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer gibt es keine Möglichkeit, die Brücke zu queren. Das ist auch aktuell der Fall. Die Lösung wäre ein Aufzug. Kosten: 540 000 Euro. Den müsste die Stadt bezahlen. Allerdings: Die Denkmalpfleger sind skeptisch, dass direkt an die historische Brücke ein Aufzug gebaut werden kann. Dieser Punkt ist noch nicht endgültig verhandelt. Von Josephine von Zastrow