Lübecks Stadtpräsident: Corona-Regeln einhalten, um Leben zu retten

Der neue Stadtpräsident Klaus Puschaddel (CDU) appelliert an alle Lübeckerinnen und Lübecker, die verschärften Corona-Auflagen unbedingt einzuhalten. „Alle Lübecker sollen die Regeln einhalten, um Leben zu retten“, erklärte Puschaddel auf LN-Anfrage, „ich habe die Hoffnung, dass wir nach drei Wochen Disziplin über den Berg sind“. Puschaddel für ein Böllerverbot zu Silvester: Kontakte zu reduzieren, sei jetzt die Pflicht. Die Bürger müssten sich zu Weihnachten zurückhalten, damit die Infektionszahlen sinken. Puschaddel: „Um Leben zu retten, ist vieles zumutbar.“ Der CDU-Politiker, der Ende November in das höchste politische Amt der Hansestadt gewählt worden war, begrüßt auch das faktische Böllerverbot zu Silvester. „Wenn man zu Silvester den Strand von Travemünde sieht, dann gibt es einfach zu viele unvernünftige Menschen“, erklärt der Stadtpräsident mit Blick auf die vergangenen Jahre: „Jede klare Regelung ist besser als das Herumgeeiere.“ Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), der den Kurs der schleswig-holsteinischen Landesregierung in Sachen Corona des öfteren kritisiert hat, erklärt auf LN-Anfrage: „Ich begrüße es außerordentlich, dass die Landesregierung nun wieder auf den bundeseinheitlichen Weg zurückkommt. Alle getroffenen Maßnahmen haben meine uneingeschränkte Unterstützung.“ Nicht nur das. Lindenau will darüber hinaus gehen, prüft eine Ausgangssperre für Lübeck, ein Verbot des Tagestourismus für Travemünde und kündigt eine Ausweitung der Maskenpflicht für das Ostseebad an. „Weitere organisatorische Maßnahmen wird der Verwaltungsstab bis morgen frühen Nachmittag einleiten“, sagt der Bürgermeister. Tests in Pflegeheimen werden zur Herausforderung: Die von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) angekündigten, verpflichteten Corona-Tests in Pflegeheimen hält Lindenau ebenfalls für sinnvoll: „Die Testung in Pflegeheimen wird eine logistische Herausforderung, dennoch werden wir alles unternehmen, um dies sicherzustellen.“ Die Verwaltung verspricht zudem, die Familien im anstehenden Lockdown nicht alleine zu lassen. Lindenau: „Wie bereits beim ersten Lockdown werden den Eltern und Trägern im Dezember und Januar tageweise die Betreuungskosten in Kita, Kindertagespflege und Schulkinderbetreuung erstattet, wenn keine Notbetreuung in Anspruch genommen wird.“ So reagieren Elternvertreterinnen: Wie reagieren Familien auf den bevorstehenden Lockdown mit Schließung von Schulen und Kitas? Appelle, die Kinder möglichst zu Hause zu lassen, würden Familien in eine moralische Zwickmühle bringen, sagt Jenny Scharfe vom Verein Elternstimme: „Möchte man solidarisch sein, hat man wieder das Kind bei der Videokonferenz auf dem Schoß sitzen oder sagt seinem Arbeitgeber, dass man mal wieder nicht zur Arbeit kommen kann.“ Anna Sondermann vom Vorstand des Vereins: „Man kann es also nur falsch machen. Wenn man sein Kind in die Kita bringt, hilft man nicht, die Infektionszahlen zu senken und wenn man es zu Hause behält, hat man dem Arbeitgeber gegenüber keinen Grund, nicht oder weniger zu arbeiten, denn die Kitas sind ja offen.“ Betretungsverbot für Schulen und Kitas ab Mittwoch: Der Verein hat über Facebook eine Umfrage unter Familien gestartet, wie sie mit den Tagen bis zum Lockdown umgehen. „Wie macht Ihr das nächste Woche?“, lautete die Frage an Eltern von Erst- bis Siebtklässlern. 58 Mal hieß die Antwort, dass das Kind auf jeden Fall zur Schule gehe. 43 Mal antworteten Eltern, das Kind werde beurlaubt. Acht Familien waren sich noch nicht sicher, sieben würden gerne beurlauben, müssen aber arbeiten. Eltern von Kita-Kindern erklärten 83 Mal, dass die Kinder am Montag in die Kita gehen, 26 entschieden sich dagegen, zehn waren noch unentschlossen. Am Sonntag fragte der Verein Elternstimme Reaktionen auf die ganz frischen Beschlüsse von Kanzlerin und Ministerpräsidenten ab. Trotz aller Probleme hieß es in den ersten Reaktionen, dass die Maßnahmen richtig seien. Lesen Sie auch: Corona-Lockdown: Bürgermeister Lindenau plant Ausgangssperre für Lübeck So begründet Ministerpräsident Daniel Günther den zweiten Lockdown Corona-Lockdown: Diese Geschäfte in Schleswig-Holstein dürfen weiter öffnen Jörg Haltermann, Leiter der Schule Tremser Teich und als SPD-Politiker Mitglied der Lübecker Bürgerschaft, hat am Sonntagmorgen einen Brief an alle Eltern seiner Grund- und Gemeinschaftsschule geschickt. In dem erklärt er, was es bedeutet, wenn Kinder von der Schule beurlaubt werden. Diese Möglichkeit hatte die Kieler Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Freitag für Erst- bis Siebtklässler eingeräumt. Nun gelte für Kindertageseinrichtungen und Schulen ab Mittwoch ein Betretungsverbot, sagte Ministerpräsident Daniel Günther am Sonntag. Es werde lediglich eine Notfallbetreuung für Schüler der Klassen 1 bis 7 sowie für Kita-Kinder angeboten. Diese gelte für Kinder, bei den mindestens ein Elternteil in einer kritischen Infrastruktur arbeite, sowie für Kinder von Alleinerziehenden. Auch Kinder mit besonderem Förderbedarf können die Notbetreuung in Anspruch nehmen. Voraussetzung ist immer, dass es keine alternative Betreuungsmöglichkeit gebe, etwa durch den Lebenspartner. Kein neuer Lernstoff in den nächsten Tagen: Bis Mittwoch sei der Präsenzunterricht für die Erst- bis Siebtklässler weiterhin vorgesehen, sagte Günther. Er appelliere jedoch an alle Eltern, möglichst keinen Gebrauch von diesem Angebot zu machen: „Schicken Sie Ihre Kinder ab Montag möglichst nicht mehr in die Schule oder Kita!“ „Wir werden am Montag und Dienstag keine neuen Inhalte mehr im Unterricht vermitteln, sondern nur Lernstoff wiederholen“, erklärt Schulleiter Jörg Haltermann, „damit beurlaubte Kinder keine Nachteile haben.“ Die Notwendigkeit der Schließung kann Haltermann nachvollziehen: „Die Fallzahlen sind so stark gestiegen, da bleibt nichts anderes mehr übrig.“ Von Kai Dordowsky