Lübecks neues Buddenbrookhaus: Kritik an Bürgermeister Jan Lindenau

Massive Kritik an Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Als oberster Denkmalpfleger stellt sich gegen die Expertise seiner eigenen Denkmalbehörde“, ärgert sich Bastian Langbehn (Die Partei). Denn der Rathaus-Chef hat entschieden, dass ein historischer Gewölbekeller in Teilen zerstört wird, damit das neue Buddenbrookhaus gebaut wird. Damit wendet er sich gegen die Fachmeinung der Denkmalpfleger der Stadt. Denn die Behörde lehnt die Zerstörung des Gewölbekellers rigoros ab. Aber in Lübeck ist der Bürgermeister der Oberste Denkmalpfleger – und hat das letzte Wort bei solchen Themen. Schreiben an Innenministerin: Jetzt hat sich ein besorgter Lübecker sogar ans Land gewandt. Jürgen Thimann fordert von der Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack, dass sie die Kommunalaufsicht einschaltet – und den Bau des Buddenbrookhauses verhindert. Thimann: „Ich bitte Sie eindringlich, die erforderliche Baugenehmigung zu versagen beziehungsweise zu widerrufen.“ Denkmalgeschützter Gewölbekeller aus dem 13. Jahrhundert: Unverständnis bei den Grünen: „Wir können nicht aus Willkür so ein Zeugnis lübscher Geschichte abreißen, das steht in keinem Verhältnis“, kritisiert Langbehn, der für die Grünen in der Bürgerschaft sitzt. „Der Gewölbekeller aus dem Mittelalter steht zurecht unter Denkmalschutz“, stimmt Monika Schedel zu, kulturpolitische Sprecherin. „Dadurch verbietet es sich, Teile davon unwiederbringlich zu zerstören.“ Denn: „Es gibt nicht vieles, was so viele Generationen überdauert hat.“ Kritik von Bürgerinitiative: Der Gewölbekeller ist aus dem Mittelalter. Zwei Gewölbebögen aus dem 13. Jahrhundert müssen in Teilen einer Treppe weichen, die für das neue Buddenbrookhaus wichtig ist. Allerdings wird der Rest des Gewölbekellers dafür saniert und rekonstruiert. Doch: „Das ist weder eine Rechtfertigung für Denkmal-Zerstörung noch ein angemessener ,Ausgleich’ für Weggebrochenes“, argumentiert Manfred Finke von der Bürgerinitiative Rettet Lübeck. Denn es sei selbstverständlich, dass schadhafte, vom Vorgängerbau übernommene Substanz angemessen saniert werde. Lesen Sie auch: Lübeck Buddenbrookhaus: Das ist der historische Gewölbekeller Lübecks Buddenbrookhaus: Streit um den Gewölbekeller Lübecks neues Buddenbrookhaus: Baustart ungewiss Streit innerhalb der Verwaltung: Rückblick: In Sachen alter Keller und neue Treppen gibt es einen Zwist innerhalb der Verwaltung. Daher wurden mehrere Varianten untersucht während eines Mediationsverfahrens. Mit am Tisch saßen die Denkmalpfleger, die Kulturleute und das Gebäudemanagement, das das neue Museum neu baut. Die Varianten alle wurden verworfen. Denn es gab stets Probleme: mit dem Brandschutz, mit der Größe oder den Eigentumsverhältnissen. Denn: In einer Variante sollte außerhalb des Buddenbrookhauses die Treppe errichtet werden – hinter dem Gebäude auf dem Wehdehof. Treppe hinterm Buddenbrookhauses: Das Problem: Zwar gehört das Grundstück der Stadt. Aber es wird von Dauerparkern genutzt. Daher sind für diese Fläche viele Rechte von Nachbarn eingetragen im Grundbuch. Um diese Rechte zu löschen, müssen alle zustimmen. Das dauert lange. Die Erfahrung hat die Stadt bereits gemacht bei der Durchfahrt des Buddenbrookhauses, die um ein paar Meter versetzt wird. Daher fürchtet die Stadt, dass die Verhandlungen über die Fläche hinter dem Gebäude Jahre dauern wird. Verliert Lübeck Millionen? Eine weitere Sorge: Verzögert sich der Baustart des neuen Buddenbrookhauses weiter, dann sind die Förder-Millionen an Geldern vom Land futsch. Das Land zahlt den größten Batzen des Neubaus, der 23 Millionen Euro kostet: Es übernimmt 12,5 Millionen Euro, der Bund 2,2 Millionen Euro, die Possehl-Stiftung zwei Millionen, weitere Stifter 1,5 Millionen Euro. Den Rest zahlt die Stadt. Die Kritik: Die Stadt hat das Grundstück-Thema verpasst. „Das hätte man gleich mit verhandeln können“, sagt Langbehn. Und zudem fragt er: „Stimmt es überhaupt, dass die Gelder vom Land wegfallen?“ Denn: „Nach unserem Wissen liegt keine diesbezügliche Aussage des Landes vor.“ Außerdem bestehe die Zusage der Förderung des Landes seit 2016, so Langbehn. „Das Land wird gerade bei diesem Objekt nicht auf einen zeitigen Baubeginn pochen, nur um irgendwelche Förderbedingung zu erfüllen.“ Er warnt: „Zu klären wäre eher, ob die Förderung des Landes nicht viel eher durch die Zerstörung des historischen Gewölbekellers gefährdet ist.“ Buddenbrookhaus: Gestaltungsbeirat muss helfen: Die Lösung soll vom Gestaltungsbeirat kommen. „In einer Sondersitzung sollen die Fachleute mit ihrem geballten Sachverstand die Pläne zum neuen Buddenbrookhaus begutachten“, fordert Schedel. Klar dabei: „Die Gewölbe dürfen dabei nicht zur Disposition stehen.” Und Langbehn will, dass Lindenau über den Platz hinter dem Gebäude mit den Dauerparkern zu verhandeln. Sein Ziel: Der vollständigen Erhalt des Gewölbekellers. Von Josephine von Zastrow