Mit dem E-Boot um Lübecks Altstadt

Möwen kreischen, Glocken läuten, aber das Motorboot gibt keinen Laut von sich. Geräuschlos gleitet es über die Stadttrave in der Lübecker Altstadt, vorbei an den alten Salzspeichern und flanierenden Passanten. Kein Summen, kein Brummen, höchstens das Plätschern des Wassers ist zu hören. Denn statt eines Verbrennungsmotors sorgt ein Elektromotor für den Antrieb. Bei einer Tour mit dem E-Boot lässt sich Lübeck entspannt auf dem Wasserweg erkunden. Die LN-Reporterinnen Jule Arista Runde und Alessandra Röder haben gleich beide Touren ausprobiert. Vor dem Start am Anleger an der Obertrave geben Jannes Liercke und Thore Landwehr von „Boat Now“ eine Einweisung. Wer sich ein Boot mietet, darf selbst steuern. Ein spezieller Führerschein wird nicht benötigt, da der Motor weniger als 15 PS hat. „Bei uns kann sich jeder wie ein Bootsbesitzer fühlen“, sagt Landwehr. Einzige Voraussetzungen: Das Mindestalter von 18 Jahren und kein Alkohol. Zudem müssen auch auf dem Wasser Verkehrsregeln eingehalten werden, so haben die anderen Schiffe immer Vorfahrt und die E-Boote dürfen stets nur in eine Richtung fahren. „Zum Ausweichen nach rechts fahren, vor allem wenn ein Schiff lange hupt“, sagt Liercke. Spitze Türme und sanfte Klänge: Die erste Route führt um Lübecks malerische Altstadt und soll knapp eine Stunde dauern. Schon nach den ersten Metern auf dem Wasser ragen über den Häusern die Türme von St. Marien und der Petrikirche hervor. Mit ihren grünen Dächern bilden sie einen tollen Kontrast zu dem blau-grauen Himmel. Aus der Musikhochschule dringt leise Geigenmusik durch ein offenes Fenster, die das LN-Duo ein kleines Stück bis zu den Salzspeichern begleitet, wo ihr Boot unter der Holstenbrücke verschwindet und auf der anderen Seite wieder auftaucht. Links wird der Blick auf die Musik- und Kongresshalle frei, der moderne Bau wirkt vom Wasser aus noch um einiges größer. Die Figurengruppe „Die Fremden“ auf dem Dach der MuK scheinen mit ihren Blicken dem E-Boot zu folgen, das nun auf die Drehbrücke zusteuert. Am neu gestalteten Drehbrückenplatz haben es sich Besucher auf den Steintreppen bequem gemacht und genießen die Sonne. Einige von ihnen winken den vorbeifahrenden Schiffen zu. Weißes Licht zum Abbiegen: Kurz nach den Media Docks kommt die erste kleine Herausforderung: abbiegen. Vor der Hubbrücke befindet sich eine Ampel. Wenn dort alle vier Lampen rot leuchten, heißt es abwarten. Leuchten jedoch auch weiße Lampen, darf der Verkehr auf dem Wasser unter der Brücke durchfahren. Die LN-Reporterinnen haben Glück, neben zwei roten Lampen leuchten noch zwei weiße, somit dürfen sie passieren, rechts abbiegen und anschließend unter der Burgtorbrücke durchfahren. Für einen kleinen Moment können sie noch schnell einen Blick auf den Turm des Burgtors erhaschen, bevor er hinter den Bäumen verschwindet. Nun führt die Strecke eine Weile am Klughafen entlang, nach dem Hüxterdamm säumen Bäume und Sträucher das Ufer. Zwischen den dichten grünen Blättern blitzt kurz der Dom mit seinen zwei Türmen auf. Nach der zweiten Biegung geht es wieder zurück zum Bootsanleger an der Obertrave, an dem auch die zweite ebenfalls einstündige Tour beginnt. Adresse: An der Obertrave / Ecke Marlesgrube, 23552 Lübeck Telefon: 0152 / 53754042 (keine telefonische Reservierung möglich) E-Mail: info@boat-now.de Öffnungszeiten: bis 6. September täglich von 9 Uhr bis Sonnenuntergang, ab dem 10. September bis 01. November nur donnerstags bis donntags ab 10 Uhr bis Sonnenuntergang. Wallhalbinsel mit rauem Charme: Bei der Hubbrücke biegt das LN-Duo diesmal scharf nach links in Richtung Wallhalbinsel ab. Auf der rechten Seite erhebt sich das rote Klinkergebäude der Kulturwerft Gollan, indem derzeit die Ausstellung Körperwelten zu sehen ist. Daneben stapelt sich Geröll auf dem Recyclinghof. In der Gegend ist der raue Charme des ehemaligen Industriegeländes erhalten geblieben. Ein Kontrast zu den schmucken Altstadthäusern. Nach einer Weile passieren die Reporterinnen die Marienbrücke. Sowohl an Land als auch auf dem Wasser sind kaum Menschen zu sehen. Nur einige Angler probieren ihr Glück an den Ufern. Erst kurz nach der Puppenbrücke kreuzt eine sechsköpfige Familie, die ebenfalls im E-Boot unterwegs ist, den Weg der Reporterinnen. Die Umgebung rund um den Stadtgraben ist nicht nur ruhig, sondern auch grün. So gibt es auf der Strecke die Möglichkeit, die Natur ohne viel Ablenkung zu genießen. Nach einer letzten Biegung steuert das LN-Duo erneut auf die Stadttrave – und zum letzten Mal auf die Bootsanlegestelle an der Obertrave zu. Lesen Sie auch: Schaalseekanal: Entschleunigung auf dem SUP-Board Auf Wandertour zwischen Scharbeutz und Klingberg Ein Abenteuer in der Einsamkeit: So war mein Vier-Tage-Ritt in Mecklenburg-Vorpommern Von Jule Arista Runde und Alessandra Röder