Neuer Immobilienatlas Lübeck: Alles zu Häusern, Preisen, Top-Lagen

Rund 900 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser wechselten in den vergangenen zwei Jahren in Lübeck den Besitzer. In der Spitze wurde ein Haus für fast 2,5 Millionen Euro verkauft. Der Durchschnittspreis liegt nach Angaben der Sparkasse zu Lübeck bei 300 000 Euro. Vor drei Jahren waren es knapp unter 250 000 Euro. „Der Immobilienmarkt wächst“, sagt Frank Schumacher Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, „eine große Nachfrage trifft auf ein kleines Angebot, dadurch steigen die Preise.“ Dieser Trend gelte genauso für Eigentumswohnungen, während die Mieten deutlich geringer gestiegen seien. Die Sparkasse legt jetzt zum zweiten Mal nach 2018 ihren Wohnmarkbericht „Immotion“ vor. Nach Angaben des Geldinstituts ist „Immotion“ der mit Abstand umfangreichste Immobilienbericht für Lübeck, den es je gab. Die teuersten und die günstigsten Häuser: Die höchsten Preise erzielen Häuser in Travemünde. Der Durchschnittspreis liegt bei 600 000 Euro. Das günstigste Einfamilienhaus kostet 295 000, das teuerste 969 000 Euro. 2018 war das günstigste Einfamilienhaus im Ostseebad noch für 234 000 und das teuerste für 801 000 Euro zu haben. „Travemünde ist ein Sondermarkt“, sagt Sparkassen-Chef Schumacher, „dort haben wir eine große, überregionale Nachfrage nach Ferienhäusern.“ Auch in der Innenstadt werden hohe Kaufpreise erzielt. „Ganghäuser sind sehr gefragt“, erklärt Markus Kasten, Leiter des Immobilien-Centers der Sparkasse, „für die werden schon einmal Liebhaberpreise aufgerufen.“ In keinem Stadtteil gebe es fallende Preise. Bei Eigentumswohnungen schießen Preise nach oben: In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Durchschnittspreise pro Quadratmeter bei Eigentumswohnungen fast verdoppelt – von rund 1600 Euro im Jahr 2010 auf 3050 Euro im Jahr 2020. Höchstpreise werden in der Innenstadt, Travemünde und Schlutup erzielt. Deutlich günstiger sind diese Immobilien in Moisling und Kücknitz zu erwerben. „Wir erleben häufiger, dass Ältere ihr Einfamilienhaus verkaufen und in eine schicke Mietwohnung oder eine Eigentumswohnung ziehen“, erklärt Sparkassen-Chef Schumacher. Schlechte Zeiten für Vermieter: Die Rendite, die Vermieter mit ihren Wohnungen erzielen, sinkt seit Jahren in Lübeck. 2009 lag die Durchschnittsrendite aus einer Miete pro Jahr bei 6,5 Prozent, aktuell liegt sie nur noch bei 3,34 Prozent. Die Mieten steigen laut Sparkasse, die zusammen mit einem Forschungsinstitut 4500 Angebote aus den vergangenen zwei Jahren ausgewertet hat, mäßig. 8,50 Euro kalt pro Quadratmeter ist die Durchschnittsmiete, das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Lesen Sie auch Corona in Lübeck: Grundschulen nehmen Wechselunterricht wieder auf Pandemie-Regeln in SH: Dürfen zwei Menschen bei mir zu Besuch kommen? Vor Corona-Gipfel: Wirtschaft für umfangreiche Öffnungen im März Immobilien-Chef Kasten und seine Kollegen und haben sich auch die aktuellen Neubauprojekte in der Hansestadt und die dortigen Preise angeschaut. Die Mieten von neuen Wohnungen schwanken zwischen zehn und 11,55 Euro im Märkischen Quartier und 11,50 bis 12,50 Euro an der Travemünder Allee – liegen also deutlich über den Preisen für Wohnungen, die schon länger auf dem Markt sind. Das raten Fachleute der Sparkasse: Jetzt Eigentum kaufen und nicht länger warten – das raten die Immobilienkaufleute der Sparkasse. „Wer auf sinkende Preise beim Hausbau hofft, liegt falsch“, sagt Frank Schumacher, „die Preise sind signifikant gestiegen und sie werden auch in der Corona-Pandemie weiter steigen.“ In der Pandemie seien Immobilien an der Küste sogar besonders teuer geworden. Dank der niedrigen Zinsen seien diese Immobilien trotzdem finanzierbar, erklärt der Sparkassen-Chef: „Der Tilgungsanteil eines Darlehens wird dadurch deutlich höher.“ Zum zweiten Mal gibt die Sparkasse zu Lübeck das Immobilienmagazin „Immotion“ heraus, das sich gleichermaßen an professionelle Projektentwickler wie interessierte Häuslekäufer wendet. Zusammen mit dem Institut Dr. Hettenbach aus Schwetzingen hat die Sparkasse Tausende Daten ausgewertet. In der Analyse werden alle Stadtteile unter die Lupe genommen. Außerdem haben die Macher von „Immotion“ die Wohnlagen in allen Stadtteilen von top bis einfach kartiert. „Immotion“ ist im Internet unter www.sparkasse-luebeck.de/wohnmarktbericht zu finden. Um die Nachfrage zu bedienen, müsste die Hansestadt noch schneller neue Baugebiete ausweisen. Und Industriebrachen wie das frühere Schlachthof-Gelände schneller entwickeln. In der aktuellen Debatte, ob man noch Einfamilienhäuser bauen soll, mahnen die Sparkassen-Chefs zur Vorsicht. „Es wird immer Familien geben, die sich ein Haus mit Garten wünschen“, erklärt Frank Schumacher. Andreas Breitner, Direktor des Verbands der norddeutschen Wohnungswirtschaft, hat Städte wie Lübeck, Kiel und Flensburg aufgefordert, „den Bau neuer Einfamilienhäuser stark einzuschränken.“ Von Kai Dordowsky