Nistkästen: Groß Grönauer baut Mini-Strandkörbe für Vögel

Eigentlich wollte sich der kaufmännische Angestellte bei einer Bank nur als Ausgleich zur Arbeit ein wenig bastlerisch betätigen. Inzwischen jedoch hat Andreas Zahn in seiner „Strandkorb Brüterei“ mehr als 400 Nistkästen, Futterhäuschen und Deko-Strandkörbe gebaut und verkauft. Bastel-Idee gesucht und gefunden: Früher, erzählt der 60-Jährige, habe er nur Modell-Segelschiffe aus Kunststoff gebaut. Der Mann einer Kollegin, ein begnadeter Bastler, weckte den Ehrgeiz von Andreas Zahn: „Ich dachte, ich muss mir auch mal etwas überlegen.“ Gesagt, getan, nach etlichen Gedankenspielen kam Zahn auf die Idee mit dem Strandkorb-Nistkasten. „Allerdings wusste ich nicht, wo ich das Material dafür herbekommen soll.“ Der Prototyp aus dem Jahr 2015 sieht noch ein bisschen grob aus: Das Flechtwerk ist aus Fußleisten-Schienen, der Holzrahmen unbehandelt, die Markise fehlt. Zahn experimentierte eine Weile herum. Inzwischen ist er professionell ausgerüstet. Aus einer Strandkorb-Manufaktur bezieht er 500-Meter-Rollen Geflechtband, für die Markise des Nistkastens verwendet er echten, wetterbeständigen Markisenstoff. Wie lange er an einem Strandkorb-Nistkasten sitzt, weiß Zahn nicht genau zu sagen. Es seien so vier bis fünf Stunden. Perfekt organisierte Keller-Werkstatt: Wobei er die Abläufe optimiert hat. In seiner Werkstatt im Keller des Einfamilienhauses ist alles bestens vorbereitet und sortiert: Zugeschnittene und lackierte Holzstücke für den Rahmen liegen sauber geordnet im Regal, für jede Schraube hat er den passenden Akkuschrauber bereitliegen, und selbst die kleinen Nägelchen, die die Geflecht-Leisten am Holzrahmen befestigen, liegen in einem kleinen Kästchen in Griffhöhe. Das Werkeln im Keller lässt Andreas Zahn nicht nur vom Arbeitsalltag abschalten, es bildet ihn auch. „Ich habe noch nie so viel gelernt“, erzählt er. Was daran liege, dass er beim Nistkasten-Bau stets Kopfhörer trage und Hörbücher höre. Beliebt bei Touristen: Klar, dass die besonderen Nistkästen, die überall im Garten und an der Außenwand des Einfamilienhauses hängen, schnell erste Fans fanden. Zumal Zahns Frau Christiane das Marketing übernahm. Allein im Lübecker Innenstadt-Bereich stehen an drei Stellen – in der oberen Hüx-, der Meng- und der Holstenstraße – Fahrräder mit einem Mini-Strandkorb und Flyern. Vor allem Touristen blieben davor stehen, sagt der Hobby-Bastler, oft liefen dann wenig später Online-Bestellungen bei ihm auf. Weil es in Städten und Wohngebietenimmer weniger natürliche Nistmöglichkeiten gibt, rät die Deutsche Wildtier Stiftung zum Aufhängen von Nistkästen. Die Brutsaison startet ab Mitte März.Wie diese aussehen, ist den Vögeln egal. Allerdings sollten die Nistkästen nicht aus Kunststoff sein, weil sich sonst Feuchtigkeit absetzt. Die Experten raten zu Holz, Holzbeton oder Terrakotta. Angebracht werden sollten die Nistkästen in Richtung Süd-Ost und in etwa 2,50 Meter Höhe. Wer sich weiter zum Thema informieren will, findet unter: www.deutschewildtierstiftung.de/aktuelles/nistkaesten-voegel hilfreiche Tipps. Patentrechtlich geschützt: Weil das Loch im Nistkasten so hoch angebracht ist und die Eier sowie Jungvögel sich tief im Innern befinden, soll der Nistkasten aus dem Hause Zahn Sicherheit vor Katzen bieten. Übrigens hat Andreas Zahn seine Strandkörbe patentrechtlich schützen lassen. „Am wichtigsten ist mir die Freude der Menschen“: Für den 60-jährigen Bankangestellten ist der Handel mit den Mini-Strandkörben, die er auf Anregung der Kunden mittlerweile auch als Futterhäuschen und als Deko-Körbe für drinnen herstellt, kein wirkliches Geschäft. „Es ist zwar ein netter Zuschuss zur Urlaubskasse“, sagt er, „aber am wichtigsten ist mir die Freude der Menschen, wenn sie die Strandkörbe sehen.“ Andreas Zahn jedenfalls ist auf den Bastel-Geschmack gekommen. Sein nächstes Projekt: Strandkörbe als Schlüsselkästen oder Briefkästen. Das bedürfe allerdings noch einiger Tüftelei. Viele Häuser, wenig andere Formen: Wer im Internet nach Vogelhäusern oder Nistkästen in ungewöhnlichen Formen sucht, stößt zu 99 Prozent auf allerlei Häuser vom Schwedenhaus bis zur Blockhütte oder Burg. Auch ein poppiger Surfer-Bus und ein Wohnwagen sind hier zu finden. Erst nach ganz gezielter Eingabe dann ein Treffer: Im HSV-Shop gibt es einen Strandkorb-Nistkasten für Fans des aktuellen Zweitligisten. Der ist allerdings garantiert keine Handarbeit, komplett aus Kunststoff und wäre mit Sicherheit im Garten eines Werder- oder BVB-Fans höchst unwillkommen – wegen der Farben, versteht sich! Wer sich für die Strandkörbe aus der Groß Grönauer Kleinmanufaktur interessiert, kann unter www.strandkorb-brueterei.de mehr finden. Lesen Sie auch: UN zeichnet Lübecks „Garten für Kinder“ aus 1000 Tauben in der Stadt: Neuer Verein hat die Lösung Wer sich selbst einen Nistkasten bauen möchte, findet auf der Homepage des Naturschutzbundes unter www.nabu.de Anleitungen dazu Von Sabine Risch

Kuriose Nistkästen - Grönauer baut Strandkörbe für Vögel