„Pettersson und Findus auf der Freilichtbühne in Lübeck

Noch vor wenigen Wochen wussten sie nicht, ob sie in diesem Jahr überhaupt noch einmal vor Publikum spielen, Theaterluft schnuppern oder eine Bühne betreten. Sie wussten auch nicht, wie sie als freischaffende Künstler überleben würden – vor allem aber wussten sie nicht, wie lange dieser Zustand anhält. Das sei am schlimmsten an der Corona-Krise gewesen, sagt Regisseur Florian Sellke. Nicht zu wissen, ob und wie es weiter geht. „Alles war ja auf Eis gelegt.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach „Jeder Tag zählt“: Normalerweise hätte das Ensemble der Lübecker Freilichtbühne Mitte Mai mit den Proben für die Sommerstücke „Pippi Langstrumpf und die sieben Meere“ sowie „Sherlock Holmes“ begonnen – „alles abgesagt“, berichtet Sellke. Stattdessen übte man sich in Demut. „Alles nicht so leicht“, sagt Wilfried Zander, der das Lübecker Freilichttheater seit 30 Jahren mit Herzblut betreibt. Alles nicht so einfach, wenn man auf Unterstützung angewiesen ist und diese auf sich warten lässt. „Da zählt jeder Tag“, sagt Zander. „Sonst gibt es uns bald nicht mehr.“ Lübeck: SPD und CDU lassen Kulturschaffende im Regen stehen Lübecks freie Theater fürchten um ihre Existenz Freie Theater in Schleswig-Holstein: 500 000 Euro Verlust bis zum Sommer Wenn die Hilfen nicht ankommen: Lübecker Künstlerinnen erzählen Wegen Corona: Freien Theatern in Lübeck fehlen 330 000 Euro Aufatmen nach Lockerungen: Dann aber kamen erste Lockerungen – und mit den Lockerungen keimte Hoffnung auf. Mitte Mai war zwar verstrichen, aber bei grünem Licht seitens der Landesregierung wollte das Ensemble unbedingt spielen. Und es gab grünes Licht! Erst hieß es, man dürfe ein Stück ohne Pause und gastronomische Angebote Open-Air mit 250 Zuschauern aufführen – dann sogar gab das Lübecker Gesundheitsamt seinen Segen für ein 90-minütiges Stück, weil das Hygiene- und Abstandskonzept der Freilichtbühne so gut durchdacht war. Mit Pause. Mit gastronomischem Angebot. Mit 250 Zuschauern, die in der Open-Air-Arena bei gut 1000 Sitzplätzen mit genügend Abstand Platz finden. Pippi Langstrumpf und Sherlock Holmes wurden jedoch aus dem Programm gestrichen, weil bei diesen Stücken zu viele Teilnehmer auf der Bühne stünden und einige Szenen zu viel Körperkontakt erforderten, berichtet Sellke. Das wollte man coronabedingt nicht. Stück nach Corona-Auflagen ausgesucht: Also fiel die Wahl auf das Alternativ-Stück „Pettersson und Findus“, eine Episodengeschichte mit fünf Darstellern – und jeder Menge Spaß. „Die Freude lässt sich kaum in Worte beschreiben“, sagt Pettersson-Darsteller Martin Resch. Das Bühenbild war noch aus vorangegangenen Spielzeiten vorhanden, die Requisite schnell aus dem Fundus geholt. Die Proben konnten – wenn auch etwas verzögert – beginnen. „Wir wollten mit wenig Aufwand das Maximum erreichen“, sagt Regisseur Sellke über den Stolperstart. „So, dass das Publikum ein tolles Stück in diesem Sommer erleben darf und es aber auch wirtschaftlich für uns Freischaffende tragbar ist.“ Premiere am 4. Juli: Und das ist dem Ensemble gelungen, wie sich bei den Proben in der Freilichtbühne zeigt. Die Aufregung ist groß – noch größer aber ist die Vorfreude, denn jetzt darf endlich wieder Theater gespielt werden: Für die Premiere am 4. Juli müssen noch letzte Kostüme umgeschneidert und Texte einstudiert werden, ansonsten steht alles in den Startlöchern. „Wir können es kaum abwarten“, freut sich Maren Meyer, die den Findus spielt. Schauspielerin Hanna Neuling, die unter anderem das Huhn Prillan spielt, ist sogar extra etwas eher aus der Elternzeit zurückgekehrt ins Ensemble, um bei dem Stück mitzuwirken. Auch sie freut sich sehr, „endlich wieder spielen zu dürfen.“ Aufgeführt wird das gut zweistündige Stück für Groß und Klein immer freitags, sonnabends und sonntags bis Ende August. Der Vorverkauf für die Tickets läuft seit Montag, den 22. Juni. Weitere Infos unter: www.freilichtbuehne-luebeck.de „Jetzt hoffen wir, dass uns die Zuschauer kräftig unterstützen und in die Vorstellungen kommen“, sagt Zander. 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