Polizei und Stadt: Drogenszene am Lübecker aufgelöst

Mission erfüllt: Das meldet die Sicherheitspartnerschaft aus Stadt und Polizei, die sich im Kampf gegen die offene Drogenszene am Krähenteich im vergangenen Jahr gegründet hat. Der ehemalige Drogentreff am Krähenteich sei wie angekündigt aufgelöst, neue Szenen hätten sich nicht gebildet, Dealer wurde verhaftet und mehrere soziale Hilfen eingeleitet, bilanzieren Lübecks Polizeichef Norbert Trabs und Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Haftbefehle gegen Dealer: Durch ständige Kontrollen der Polizei auf dem Drogentreff sowie eine intensive Ermittlungsarbeit konnten Erkenntnisse insbesondere über die Dealerszene und Tatverdächtige gewonnen, mehrere Haftbefehle erwirkt und komplexe Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, sagt Polizeichef Trabs: „Auch aus polizeilicher Sicht war es richtig, nicht länger die negativen Begleiterscheinungen der offenen Drogenszene zu tolerieren. Am Ende konnten wir die Etablierung der Szene an anderen Orten verhindern.“ Zur Erinnerung: Die Lage auf dem Platz, der über 40 Jahre lang Treffpunkt von Süchtigen war, war ab 2017 zunehmend eskaliert. Die Szene habe sich verändert, stellten Polizei und Drogenberater fest. Anwohner klagten über zunehmende Kriminalität und Bedrohungen durch Dealer. Selbst linke Politiker forderten schließlich ein Durchgreifen. 2019 versammelten sich Anwohner und Sympathisanten zu Sommerfesten, um den Platz zurückzuerobern. Ein Platz, den Bürger ohne Angst nutzen können: Ende Oktober 2019 wurde die Sicherheitspartnerschaft ins Leben gerufen. Neben den Polizeikontrollen sei die Umgestaltung des Platzes entscheidend gewesen, sagt die Verwaltung – Kritiker nannten es Kahlschlag. „Der Beschnitt von Pflanzen und Hecken, der Austausch des Bodens und die Installation von Bänken hat dazu geführt, dass der Platz in einem völlig neuen Licht erscheint und wieder für alle Bürgerinnen und Bürger angstfrei nutzbar ist“, erklärt der Bürgermeister. In eine weitere Umgestaltung sollen die Anwohner einbezogen werden. Der Sicherheitspartnerschaft ging es aber nicht nur um Repression, sondern auch um Hilfe für die Süchtigen. Diesen Teil der Partnerschaft haben vor allem die Sozialpolitiker aller Fraktionen immer wieder angemahnt. Street Mobil und mehr Streetworker: Die Anzahl der Streetworker wird nach Angaben des Bürgermeisters aufgestockt, erste Auswahlgespräche hätten stattgefunden. Für die Streetworker der Awo-Drogenhilfe wurde ein Street Mobil angeschafft, mit dem sie Süchtige an vielen Orten in der Stadt aufsuchen können. Die Awo-Drogenhilfe hat immer wieder auf eine mobile Suchtberatung gedrängt, weil ihre Klienten durch die Auflösung des Drogentreffs im Stadtgebiet verstreut wurden. Das Fahrzeug wurde mittlerweile gekauft und wird gerade umgebaut. Das Street Mobil wird im Mai seine Arbeit aufnehmen. Es soll dann zunächst vorrangig die Altstadtinsel und deren Umfeld, wie auch den Bahnhof, anfahren und dort regelmäßige Beratung und Spritzentausch für Suchterkrankte anbieten. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Einsatzradius auf die gesamte Hansestadt erweitert werden. Die Stadt hat auch das Budget für den Spritzentausch erhöht und plant zusammen mit der Awo-Drogenhilfe eine Ausweitung des Angebots im Kontaktladen tea & talk in der Wahmstraße. „Bereits jetzt tauschen wir pro Jahr zwischen 50 000 und 60 000 Spritzen in Lübeck. Mit dem Street Mobil können wir diese lebenserhaltende Maßnahme erweitern“, sagt Karin Mechnich, Leiterin der Awo-Drogenhilfe. Künftig geht es um Hilfsangebote an anderen Stellen der Stadt: „Bis hierhin waren wir erfolgreich“, bilanziert Innensenator Ludger Hinsen (CDU). Diverse Behörden, Sozialpartner, Bahn und Polizei haben ein Konzept für mittel- und langfristige Maßnahmen sowie nachhaltige Strategien erarbeitet, „wie auch künftig dem Phänomen einer offenen Drogenszene und den damit einhergehenden Begleiterscheinungen entgegengewirkt werden soll.“ Dabei gehe es um neue Hilfsangebote für Betroffene und die intensive Information und Aufklärung der Bevölkerung. Hinsen auf LN-Anfrage: „Es gibt sehr konkrete Überlegungen, Hilfsangebote für Süchtige auch an anderen Stellen der Stadt anzubieten.“ Lesen Sie auch: Lübeck: Drogenszene verlässt den Krähenteich – und dann? Unter Polizeischutz: Hier geht es dem Drogentreff am Krähenteich an den Kragen Stadt: Drogentreff am Krähenteich wird schrittweise aufgelöst Drogentreff am Krähenteich: Stadt und Polizei schließen Sicherheitspakt Nach Tierquälerei: Bürger picknicken am Drogentreff Krähenteich Stadt und Polizei: Nie wieder so ein Platz in Lübeck So lief das Anwohner-Picknick am Drogentreff Krähenteich Von Kai Dordowsky

Drogentreff hat sich nicht verlagert - Polizei und Stadt ziehen Bilanz: Drogenszene am Lübecker Krähenteich aufgelöst