Pop-Revue der Musikhochschule Lübeck zum Streamen

Für Sportfans ist die Sendung eine Institution und ein TV-Fixpunkt am Wochenende, das „Aktuelle Sportstudio“, das es jetzt seit August 1963 im ZDF gibt. Und ein Utensil, das auf keinen Fall fehlen darf, wenn man es wirklich ernst meint mit dem Sportstudio, ist die Torwand. „Wir haben hier drei Settings“, beschreibt Bernd Ruf „den Band-Bereich, wo schon das Schlagzeug aufgestellt worden ist, die Talk-Ecke mit den beiden Stehtischen sowie eine Art Show-Bühne für die Solo-Sängerinnen und -Sänger vor der großen LED-Wand.“ Der Professor für Popularmusik an der Musikhochschule Lübeck (MHL) steht mitten in der Kulturwerft Gollan und erklärt das Geschehen in Halle 9. Nicht zu vergessen die Kameras und linkerhand die lange Technikzeile mit Monitoren und PCs. Fehlt noch was, oder? „Klar, die Torwand wird gerade gekauft und ist unterwegs“, fügt er noch zur Beruhigung hinzu. MHL-Sportstudio war eigentlich für Sommer 2020 geplant: Das Sommersemester an der MHL ist gerade gestartet, und schon läuft das erste musikalische Großprojekt an – die mittlerweile als Zuhörermagnet fest etablierte Pop-Revue unter dem diesjährigen Motto „MHL-Sportstudio“ – allerdings als „Altlast“. Denn eigentlich sahen die ursprünglichen Planungen ganz anders aus. „Na ja, Olympia und Fußball-EM in einem Jahr, da war für uns schon im Herbst 2019 klar, dass wir die Sommerrevue 2020 im Großen Saal der MHL dem Sport widmen“, weiß die angehende Musikpädagogin Josefine Reichert, die dem studentischen Orga-Team angehört, zu berichten. Die Idee des MHL-Sportstudios war also geboren, ein Skript prall gefüllt mit populären Songtiteln wurde geschrieben, und zu Beginn des Sommersemesters 2020 sollten die Proben beginnen. Dann kam allerdings Corona, und alles wurde wie auch die Sportgroßereignisse erst mal auf Eis gelegt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sodass schließlich ein Alternativ-Termin für 2021 in der Gollan-Kulturwerft – als Ersatz-Location mit viel Platz – gefunden werden konnte. Doch auch nach Ostern ist weiterhin Publikum in der Halle tabu. „Entsprechend mussten wir das Konzept vom Live-Präsenz-Veranstaltungsmodus in ein Video-Format umschreiben“, erzählt Viertsemester Julian Flögel. Das sei schon sehr herausfordernd gewesen, und nun werde hier bis Sonntag Abend gedreht. Einzelne Videos werden zum Gesamtprodukt zusammen geschnitten: Dabei gilt es, einen exakten Zeitplan einzuhalten, da wegen der Hygieneregeln nur immer eine ganz bestimmte Anzahl von MHL-Studierenden zeitgleich vor Ort sein darf. „Da kommen unfassbar viele Sachen zusammen, die man bedenken muss“, kommentiert Katharina Horst de Cuesta. Für die MHL-Studentin ist es inzwischen die siebte Pop-Revue und damit ihre letzte, da sie kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss steht. „Deshalb ist es etwas ganz Besonderes, wenn ich den Song ,One Moment in Time’ von Whitney Houston singe, als Erinnerung an Olympia 1988 in Seoul“, sagt sie. Einige Videos sind auch schon im Vorfeld an anderen Orten produziert worden, wie zum Beispiel eine als Boxkampf inszenierte Klavierbattle mit einem Original-Boxring. „Da haben wir einen Tag aufgenommen für vier Minuten Endprodukt, aber das Ergebnis ist absolut sehenswert“, stellt Finja Claußen fest. Auch sie hat den Studiengang „Musik vermitteln“ mit Hauptfach Pop-Gesang belegt. Ihre Aufgabe: Film und Schnitt. „Viel Vorwissen hatte ich nicht. Man lernt es dann beim Machen“, schmunzelt sie zufrieden. Insgesamt werde die Gesamtproduktion wohl zwischen 60 und 90 Minuten lang sein, mutmaßt sie. Lesen Sie auch Hausärzte in Schleswig-Holstein und Lübeck impfen jetzt gegen Corona Corona: Neues Testzentrum eröffnet in Lübeck-Eichholz Lübeck: Wenige Staus trotz Sperrungen an Brücken Ein Sendetermin steht übrigens noch nicht fest. „Aber auf jeden Fall vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-EM am 11. Juni“, legt sich Bernd Ruf fest. Eines steht für ihn jedoch schon fest: „Erstens ist das die aufwendigste Pop-Revue, die es bisher an der MHL gab, und zweitens gab es noch nie eine solche Revue in dieser Aufgabenfülle.“ Das heißt: Sängerinnen und Sänger, Musikerinnen und Musiker der MHL beschäftigen sich neben ihrer eigentlichen Profession mit Studio- und Videotechnik, drehen Filme, schreiben Moderationen und erfinden Szenen, in denen Musik und Sport zusammenkommen und sich gegenseitig entlarven. „Wann man unsere Revue genau über die MHL-Homepage abrufen kann, werden wir demnächst kommunizieren“, sagt Bernd Ruf. (Noch mehr Informationen zu den Lübecker Hochschulen finden Sie auch auf unserer Themenseite.) Von Michael Hollinde